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Börsenblogger-Kolumne 20.07.2016 11:00:00

Wenn die Pokémon-Jagd bei Nintendo auch vor der Börse nicht halt macht

Kolumne

Immerhin hat sich der Wert des japanischen Konsolenherstellers innerhalb von nicht ganz zwei Wochen verdoppelt. Der Grund: Die Jagd nach Pokémons - japanische Fantasyfiguren aus der Welt der Augmented Reality - hat sich zu einem überraschenden Publikumserfolg gemausert.

In den 1990er-Jahren waren die Pokémons schon einmal ein Straßenfeger - damals aber im Wortsinne. Denn Smartphones waren unbekannt und Computerspiele vorrangig an Konsolen mit TV-Anschluss gebunden. Nun jagen Horden von verrückten Spielern durch die Straßen und suchen ihre Pokémons.

Was das Ganze am Ende für Nintendo bedeutet weiß noch niemand. Analysten sprechen von Zusatzumsätzen in dreistelliger Millionenhöhe. Aber das wird sich erst erweisen müssen, denn Pokémon Go wird kostenlos in den App-Stores von Google und Apple angeboten. Erst durch sogenannte In-App-Käufe verdient Nintendo einen Cent bzw. Yen.

Doch bereits jetzt sorgt die große Beliebtheit von Pokémon Go für ein irrationales Verhalten bei den Anlegern. Es folgt dabei ganz dem Muster: Wenn die Herde rennt, renn mit. In manchen Fällen mag dieses "surfe den Trend" auch gerechtfertigt sein. Bei Nintendo wirft es jedoch Fragen auf. Denn:

Smartphone-Spiele bzw. Mobile Games sind keine neue Erfindung. Von daher kommt Nintendo gefühlt einige Jahre zu spät. Bislang haben sich die Japaner zu sehr auf ihre Konsolen wie Wii oder Nintendo DS verlassen. Nun also der Richtungsschwenk zum Mobile Gaming. Doch dort sitzen bekanntlich schon andere Hersteller.

Man muss nun also abwarten, wie lange der Hype um Pokémon Go wirklich anhält und ob die Umsatzphantasien auch nur ansatzweise gerechtfertigt sind. Ob der Marktkapitalisierung von nun mehr als 37 Mrd. Euro - immerhin mehr als Sony - sind Zweifel berechtigt. Ein Spiel mag vielleicht für ein Milliarden zusätzliche Marktkapitalisierung gut sein, aber nicht für fast 20.

Von daher werden wir erleben, wie die Begeisterung bei Spielern von Pokémon Go und bei Aktionären von Nintendo bald wieder nachlässt. Als außenstehender Beobachter konnte man dann aber wieder schön sehen, wie Herdenverhalten funktioniert. Ach, und wenn Sie in nächster Zeit Menschen in ein Smartphone vertieft vor ihrer Haustür stehen sehen, befindet sich dort bestimmt ein Pokémon.



Christoph Scherbaum und Marc Schmidt sind die Gründer von dieboersenblogger.de, dem größten deutschsprachigen Börsenblog. Die mehrfach preisgekrönte Seite wurde Ende 2008 im Zeichen der Finanzkrise von den zwei Finanzjournalisten ins Leben gerufen und hat sich seither in der deutschsprachigen etabliert. Inhaltlich beschäftigt sich dieboersenblogger.de mit allen Themen rund um die Börse. Inzwischen schreibt ein Dutzend Autoren täglich über Aktien, Geldanlage und Finanzen.


Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Christoph Scherbaum und Marc Schmidt sind die Gründer von dieboersenblogger.de, dem größten deutschsprachigen Börsenblog (ganz neu: dieboersenblogger.at). Die mehrfach preisgekrönte Seite wurde Ende 2008 im Zeichen der Finanzkrise von den zwei Finanzjournalisten ins Leben gerufen und hat sich seither in der deutschsprachigen etabliert. Inhaltlich beschäftigt sich dieboersenblogger.de mit allen Themen rund um die Börse. Inzwischen schreibt ein Dutzend Autoren täglich über Aktien, Geldanlage und Finanzen.


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