Börsenblogger-Kolumne 05.07.2016 10:00:00

Japan: Wenn die Rendite bei der Aktienanlage nicht auf den Bäumen wächst

Kolumne

Dort hat die Regierung erkannt, dass der staatliche Pensionsfonds ohne verstärkte Fokussierung auf Aktieninvestments schlecht aussieht. Dementsprechend wurde die erlaubte Aktienquote deutlich erhöht.

Der Fehler, den man allerdings in Japan machte, war vor allem die Fixierung auf japanische Wertpapiere. Zwar kam die Regierung Abe von der einseitigen Schwerpunktsetzung auf japanische Finanzanlagen etwas ab.

Der Wechsel verlief aber nur sehr zaghaft, so dass der Pensionsfonds per Ende 2015 neben einem Anteil von knapp 38 Prozent in japanischen Staatsanleihen, rund 23 Prozent in japanischen Aktien anlegte. Zum Vergleich: Internationale Staatsanleihen trugen per Stichtag zu 13,5 Prozent und internationale Aktie zu knapp 23 Prozent zum Portfolio bei.

Genau in dieser Fixierung auf den Heimatmarkt liegt nun das Problem! Die offiziellen Ergebniszahlen des Pensionsfonds sollten eigentlich schon veröffentlicht worden sein, doch vor den Parlamentswahlen am 10. Juli will sich das offenbar kein politisch Verantwortlicher antun.

Die Vorlage der 2015er-Bilanz (Das japanische Steuerjahr geht von April bis März) ist daher erst für Ende Juli vorgesehen. Der Grund: Es sollen massive Verluste angefallen sein. Die Rede ist von fast 50 Mrd. Euro - auch bei einem Gesamtvolumen von 1,3 Billionen Euro kein Pappenstiel.

Schaut man sich die Performance der japanischen Börse in diesem Zeitraum an, versteht man das Problem umso leichter: Der Nikkei 225 kennt seit geraumer Zeit nur den Weg nach unten. Auf Sicht von 12 Monaten liegt das Minus sogar bei rund 22 Prozent. Im Steuerjahr 2015 liegt es bei etwa 13 Prozent.

Der zu erwartende Milliardenverlust wäre der erste Verlust für den Pensionsfonds seit einem halben Jahrzehnt. Daher könnten schwache Performance-Zahlen - trotz der Umstellung der Anlagestrategie - zu Auswirkungen bei der Wahlentscheidung führen. Dies will man umgehen. Doch an sich ist die negative Entwicklung für alle Japaner wenig überraschend, denn der Verfall des Nikkei ist seit langem Thema im Land.

Die Kurse gaben dabei auf breiter Front nach. Somit belasteten auch die großen Indexschwergewichte wie Fast Retailing, FANUC oder Softbank mit zum Teil herben Kursverlusten die Gesamtmarktstimmung. Was können wir aus dieser Situation lernen?

Streuung bei der Geld- und Aktienanlage müssen für einen Anleger sein! Das gilt erst recht, wenn die Alternative so problematisch ist, wie die japanische Börse. Für Börsianer in der Eurozone heißt das:

Ruhig auch einmal ein paar US-Titel mit ins Depot nehmen. Gerne auch Gold zur Absicherung gegen turbulente Börsenzeiten. Wenn dann noch genügend solide Dividendentitel im Depot sind, kann Ihnen so etwas wie dem japanischen Pensionsfonds wohl nicht passieren ...

Christoph Scherbaum und Marc Schmidt sind die Gründer von dieboersenblogger.de, dem größten deutschsprachigen Börsenblog (ganz neu: dieboersenblogger.at). Die mehrfach preisgekrönte Seite wurde Ende 2008 im Zeichen der Finanzkrise von den zwei Finanzjournalisten ins Leben gerufen und hat sich seither in der deutschsprachigen etabliert. Inhaltlich beschäftigt sich dieboersenblogger.de mit allen Themen rund um die Börse. Inzwischen schreibt ein Dutzend Autoren täglich über Aktien, Geldanlage und Finanzen.


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