14.03.2015 16:49:31
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Nicht nur Siemens sucht das Geschäft in Ägypten
Von Summer Said, Nicolas Parasie und Klaus Brune
SHARM EL-SHEIKH, Ägypten (Dow Jones)--Ägypten kommt vier Jahre nach dem Ende der Herrschaft des früheren Machthabers Husni Mubarak bei seinem Wiederaufbau auch mit Hilfe ausländischer Investoren voran. Am Samstag verkündeten unter anderem der deutsche Siemens-Konzern und der britische Ölgigant BP milliardenschwere Aufträge für den Ausbau der ägyptischen Energiewirtschaft. Auch die reichen Golf-Nachbarn greifen dem von vier Jahren Bürgerkrieg gezeichneten Land mit milliardenschweren Investitionen unter die Arme.
Siemens unterzeichnete am Samstag am Rande einer internationalen Wirtschaftskonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh mehrere Verträge mit der dortigen Regierung zum Ausbau der Stromerzeugung im Land. Ein erster Vertrag zum Bau eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks mit einer Leistung von 4,4 Gigawatt und von Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 2 Gigawatt hat nach Angaben eines Sprechers einen Wert von rund 4 Milliarden Euro. Sollten weitere Vereinbarungen zum Ausbau von Kraftwerkskapazitäten in feste Verträge münden, erhöht sich der Gesamtwert der Aufträge auf rund 10 Milliarden Euro, ergänzte der Sprecher.
Das Londoner Energieunternehmen BP unterzeichnete derweil am Samstag einen Anfang März verkündeten Vertrag zur Erschließung von Gasvorkommen im westlichen Nil-Delta im Gesamtwert von 12 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 11,5 Milliarden Euro. Damit sollen nach Angaben von BP täglich bis zu 34 Millionen Kubikmeter Gas gefördert werden, was einem Viertel der derzeitigen Gasproduktion Ägyptens entspricht. BP erwirbt einen Anteil von 65 Prozent an dem Projekt, der Rest liegt bei der einstigen RWE-Gasfördertochter Dea, die seit dieser Woche dem Fonds Letter One des russischen Milliardärs Michail Fridman gehört.
Ägypten wird in jüngster Zeit das Ziel zahlreicher Auslandsinvestitionen, nachdem der derzeitige Präsident Abdel Fatah al-Sisi in den letzten neun Monaten weitreichende ökonomische Reformen umgesetzt hat. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich daher in jüngster Zeit deutlich aufgehellt. Der Internationale Währungsfonds erwartet für das laufende Fiskaljahr ein Wachstum der ägyptischen Wirtschaft von 3,8 Prozent und mittelfristig eine Wachstumsrate von etwa 5 Prozent. In den letzten vier Jahren, die von politischen Unruhen in der Endzeit von Präsident Mubarak und der Übergangszeit unter dem Führer der Moslem-Bruderschaft, Mohammed Mursi, gekennzeichnet waren, wuchs die ägyptische Wirtschaft nur mit einer für das Land ungewöhnlich schwachen Wachstumsrate von rund 2 Prozent.
Dabei suchen vor allem Energiekonzerne wie Siemens und BP das Geschäft in Ägypten. Im Land am Nil fällt immer noch regelmäßig der Strom aus, die Versorgungssicherheit des Landes ist daher für die Regierung in Kairo ein wichtiges Thema. Aber auch der amerikanische Getränkehersteller Coca Cola will am wachsenden Konsumgeschäft im Land teilhaben und verkündet seit einiger Zeit, im Laufe der nächsten drei Jahre 500 Millionen Euro in seine ägyptischen Geschäftsbereiche investieren zu wollen. Und auch Deutschland will im Land am Nil weiter kräftig verdienen. Fast acht Prozent der ägyptischen Importe stammen aus Deutschland, nur aus China werden mehr Waren nach Kairo geliefert.
Und nach Jahren der Zurückhaltung engagieren sich auch Ägyptens reiche Golf-Nachbarn wieder in dem Land. Zum Auftakt der Wirtschaftskonferenz in Scharm el Scheich sicherten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait jeweils vier Milliarden Dollar zu - als Investitionen und Hilfen. Auch US-Außenminister John Kerry bot Ägypten die Unterstützung der Vereinigten Staaten an. Die USA seien "bereit und willens", zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beizutragen. Kerry sagte aber außerdem, die USA erwarteten von dem früheren General weitere Anstrengungen, das politische und wirtschaftlichen System des Landes zu öffnen.
Ägypten profitiert derweil auch von den fallenden Ölpreisen, weil dadurch Zahlungen an ausländische Firmen geringer werden, die in Ägypten Energie für den dortigen Verbrauch produzieren. "Der Rückgang bei den Ölpreisen verringert unsere Kosten für die Subventionierung von Energie und für die Rechnungen, die wir von ausländischen Firmen für ihre Arbeit in Ägypten erhalten", sagte Ölminister Sherif Ismail am Samstag dem Wall Street Journal. Ägypten war bei seiner Budgetplanung von einem Ölpreis von 109 bis 110 Dollar je Barrel ausgegangen - inzwischen kostet das Fass mit 159 Litern jedoch nur noch etwa halb so viel.
Kontakt zum Autor: klaus.brune@wsj.com
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March 14, 2015 09:59 ET (13:59 GMT)
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