26.08.2008 06:03:00
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FOKUS: Hoher Preis macht auch deutsche Ölförderung attraktiver
Von Jan Hromadko Dow Jones NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Der anhaltend hohe Ölpreis macht Exploration und Produktion von Rohöl auch in Deutschland immer attraktiver. Für die Unternehmen lohnt es sich immer mehr, durch den Einsatz von neuer Technologie das Fördervolumen nach oben zu treiben. Deutsche Upstream-Unternehmen wie die BASF-Tochter Wintershall Holding AG oder die RWE-Sparte RWE Dea investieren zurzeit hunderte von Millionen Euro in ihre heimischen Aktivitäten. Um das Fördervolumen noch weiter zu erhöhen, verstärken die Konzerne nicht nur die Suche nach neuen Lagerstätten, sondern versuchen auch, die Lebensdauer der bestehenden Felder zu verlängern und in der Vergangenheit als unökonomisch geltende Felder wieder zu reaktivieren. Nach Angaben des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) werden die Produzenten in diesem Jahr 555 Mio EUR in Deutschland investieren - und damit 43% mehr als noch 2007.
Die heimische Produktion leistet in Zeiten steigender Abhängigkeit des Landes von Öl- und Gasimporten einen kleinen, aber hoch willkommenen Beitrag, um den Energiehunger der größten europäischen Volkswirtschaft zu befriedigen. Nach WEG-Angaben wurden 2007 in Deutschland insgesamt rund 3,4 Mio Tonnen Erdöl gefördert. Dies waren gerade einmal 3% des gesamten Verbrauchs. Beim Erdgas sieht die Bilanz etwas besser aus: Die geförderten 17 Mrd Kubikmeter entsprachen immerhin etwa 18% des deutschen Verbrauchs.
Die Ölvorkommen in Deutschland sind überschaubar, und viele der Felder haben ihren Zenit schon überschritten. Die operativen Kosten der Exploration steigen damit. Dennoch klettert auch die Wirtschaftlichkeit der Förderprojekte, wie der Wintershall-Produktionsvorstand Ties Tiessen in der vergangenen Woche beim Besuch der Ölfelder im niedersächsischen Emlichheim erläuterte. "Die hohen Ölpreise machen trotz des Einsatzes von teurer, moderner Technologie eine höhere Produktion möglich", sagte Tiessen.
Genaue Grenzkosten für die Ölproduktion wollen Unternehmen wie Wintershall aus Wettbewerbsgründen nicht nennen. Analysten rechnen aber damit, dass diese deutlich unter den Marktpreisen von zurzeit immer noch über 100 USD je Barrel liegen. In einer Note von BernsteinResearch hieß es vor wenigen Tagen, die Ölpreise lägen trotz des jüngsten Preisrückgangs immer noch 1,3 Mal höher als die Grenzkosten, die mit 80 USD anzusetzen seien.
Wintershall - das größte deutsche Upstream-Unternehmen bezogen auf das Fördervolumen - will 2008 rund 100 Mio EUR in die heimischen Explorations- und Produktionsprojekte investieren. Nach Einschätzung vom zuständigen Konzernvorstand Tiessen wird es schwer sein, die Fördermenge zu steigern. Der Einsatz neuer Technologie könne aber helfen, das derzeitige Explorationslevel zu halten, betont er.
Beispiel Emlichheim: In dem Gebiet im Nordwesten Deutschlands nahe der niederländischen Grenze wird die BASF-Tochter in diesem Jahr 16 Mio EUR für vier neue Bohrungen ausgeben. Das Feld, das bereits seit 1944 betrieben wird, produziert aktuell rund 140.000 Tonnen Erdöl im Jahr aus 80 Bohrungen. Dieses Level will Wintershall in den kommenden Jahren halten und setzt dabei unter anderem auf die so genannte Dampffluttechnik. Dabei wird 300 Grad Celsius heißer Dampf in die Lagerstätten gepresst. Das Öl in der Tiefe wird dadurch dünnflüssiger und ist so leichter zu fördern.
Nach den Worten von Konzernvorstand Tiessen sind schon fast 30% des Ölvorkommens in Emlichheim gefördert, was derzeit als ein internationaler Standard gilt. Wintershall will die Ausbeutungsrate in dem Feld aber auf rund 50% erhöhen und damit über 15 Mio Tonnen Öl der vorhandenen Gesamtreserven von 31,5 Mio Tonnen fördern. Dies würde auch die Lebensdauer des Feldes deutlich erhöhen. "Jeder Prozentpunkt mehr bei der Förderquote steigert die Lebensdauer bei solchen Feldern um rund zwei Jahre", so der Explorationsexperte Tiessen.
Wie Wintershall will auch das zweitgrößte Upstream-Unternehmen auf dem deutschen Öl- und Gasmarkt, die RWE Dea AG, die Chancen des hohen Ölpreises nutzen und die Aktivitäten im Heimatmarkt weiter ausbauen. Wintershall und Dea betreiben in einem 50-50-Joint-Venture gemeinsam auch die Offshore-Plattform Mittelplate in der deutschen Nordsee. RWE Dea hat die Betriebsführung auf der Bohrinsel.
Unternehmenssprecher Derek Moesche kündigte jetzt an, dass es weitere Probebohrungen geben wird, um mehr über das zusätzliche Förderpotenzial in der Umgebung von Mittelplate herauszufinden. Dieses Projekt sei nur aufgrund des hohen Ölpreises wirtschaftlich, sagte er. Denn gerade die hohen Auflagen bei den Bohrungen im sensiblen Naturraum Wattenmeer verkomplizieren und verteuern die Suche nach neuen Ölvorkommen. Bis zu neun Kilometer lange horizontale Bohrungen hatte dies für die Unternehmen schon bedeutet. Die eigentliche Förderung ist zudem nur über die existierende Plattform oder Onshore möglich.
In Mittelplate fördern Wintershall und Dea derzeit rund 2 Mio Tonnen Rohöl pro Jahr. Rund 20 der insgesamt 100 Mio Tonnen Öl haben die Unternehmen hier bereits aus dem Meeresboden geholt. RWE Dea geht aber davon aus, dass es möglich sein wird, weitere rund 30 Mio bis 35 Mio Tonnen in Mittelplate nach oben zu pumpen. Dies würde die Förderrate auch hier auf über 50% steigen lassen.
Webseiten: http://www.wintershall.de http://www.rwe-dea.de http://www.erdoel-erdgas.de
-Von Jan Hromadko, Dow Jones Newswires; Tel. +49 69 29 725 503; jan.hromadko@dowjones.com DJN/DJG/jah/hei/jhe (END) Dow Jones Newswires
August 26, 2008 00:00 ET (04:00 GMT)
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