26.05.2010 10:45:14
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WSJ: Deutsche Bank beim "Window Dressing" besonders aktiv
Von Michael Rapoport und Tom McGinty THE WALL STREET JOURNAL NEW YORK (Dow Jones)--Die Deutsche Bank gehört nach einer Analyse des "Wall Street Journal" neben den US-Finanzgiganten Bank of America und Citigroup zu den besonders aktiven Instituten beim so genannten "Window Dressing", also der optischen Bilanzverbesserung. Zum Ende der zurückliegenden zehn Quartale führten alle drei Banken ihre Nettoverbindlichkeiten aus kurzfristigen Repo-Geschäften im Schnitt um 41% gegenüber dem durchschnittlichen Monatswert zurück.
Die Untersuchung, die auf Daten der US-Notenbank beruht und zunächst für 18 Primärhändler angestellt worden war, legt nahe, dass die Banken größere Risiken in den Büchern haben, als Investoren nach einem Studium der Quartalsbilanzen auf den ersten Blick erkennen können. So wird die Repo-Verschuldung zum jeweiligen Quartalsende routinemäßig gesenkt und zu Beginn des neuen Quartals wieder hochgefahren. Auch die gesamte Fremdkapitalaufnahme der Banken - Rückkaufvereinbarungen oder Repos sind nur ein Teil der so genannten "Leverage" - stellt sich nach der Analyse zum Quartalsende häufig geringer dar als im gesamten Quartalsschnitt.
Mit Repo-Geschäften besorgen sich Banken kurzfristig Geld für große Handelsgeschäfte. Als Sicherheiten setzen sie dabei Wertpapiere ein. In guten Zeiten können fremdfinanzierte Handelsgeschäfte die Gewinne stark erhöhen, in schlechten Zeiten aber die Verluste erheblich verschlimmern.
Bilanzspezialist Robert Willens spricht mit Blick auf die Ergebnisse der Analyse von einem "bewussten Bilanz-Management" der Banken. Wenn sich zwischen Durchschnitts- und Endwerten der Quartalsverschuldung eine große Lücke auftue, dann seien die veröffentlichten Stichtagswerte "im besten Fall bedeutungslos und im schlechtesten Fall irreführend und unredlich", lautet sein Urteil.
Vertreter von Deutsche Bank, Bank of America und Citigroup betonten demgegenüber, sie täten bei der Bilanzierung nichts Unsauberes. Die Veränderungen reflektierten unter anderem Geschäfte im Auftrag von Kunden. Im Übrigen stellten sie im Rahmen der Bilanzierung umfangreiche Daten zur Verfügung, darunter auch die durchschnittliche Verschuldung. In einer Stellungnahme der Deutschen Bank heißt es, Repos seien lediglich ein Teil des Schuldenmanagements der Bank. "Regelmäßig" werde der "Mix aus besicherten und unbesicherten kurzfristigen Verbindlichkeiten" angepasst, um die Finanzierung zu "optimieren".
Auch beim Zusammenbruch von Lehman Brothers im Herbst 2008 waren Repos im Spiel gewesen. So haben Insolvenzexperten ermittelt, dass die Quartalsbilanzen vor dem Konkurs auch deshalb viel besser aussahen, weil Lehman die eigenen Repo-Geschäfte in der Bilanz unter Umsätzen verbucht hatte. Damit seien die Zahlen der Pleitebank "grundlegend irreführend" gewesen, urteilten die Experten. Andere Banken haben von dieser Bilanzierungsmethode nach eigenen Angaben keinen Gebrauch gemacht.
Laut "Wall Street Journal" zeigten Deutsche Bank, Bank of America und Citigroup von insgesamt 18 untersuchten Instituten das gleichmäßigste Muster bei der jeweils stichtagsbezogenen Senkung ihrer Repo-Verschuldung zum Quartalsende.
Bank of America etwa wies für die zehn zurückliegenden Quartale einen Durchschnittswert aus, der im Mittel um 32% über dem jeweiligen Stichtagswert lag. Seit der Krise und nach der Übernahme von Merrill Llynch hat sich diese Entwicklung noch verstärkt. Besonders deutlich senkte die Bank ihre Repo-Verbindlichkeiten per Ende März. Bei 50,6 Mrd USD lagen sie da - 61% unter dem Quartalsdurchschnitt von 130,1 Mrd USD.
Ähnlich ist die Situation auch bei der US-Holding der Deutschen Bank, Taunus Corp. Hier lag die durchschnittliche Repo-Verschuldung in den zurückliegenden zehn Quartale im Mittel um 39% über den jeweiligen Stichtagswerten zum Quartalsende. In neun Fällen kam es nach der Absenkung der Repo-Summen zum Stichtag wieder zu einer Ausweitung.
Bei der Citigroup zeigte die Analyse über die Zeitreihe eine Differenz von im Schnitt 52%. Allerdings ist das Institut in den vergangenen zwei Quartalen nicht mehr als Schuldner auf dem Repo-Markt unterwegs gewesen. Auch beim gesamten Fremdkapital zeigten alle drei Banken ein vergleichbares Muster, wenn auch mit weniger deutlicher Ausprägung. In den meisten der untersuchten Quartale sank die Verschuldung zum jeweiligen Stichtag bilanzwirksam.
Nicht alle großen Banken nutzen übrigens diese Form der Bilanzpflege: So fahren Goldman Sachs, JPMorgan Chase & Co und Morgan Stanley ihre kurzfristigen Schulden nicht regelmäßig zum Quartalsende zurück.
-Von Michael Rapoport und Tom McGinty, The Wall Street Journal; +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com (Maurice Tamman hat zu diesem Bericht beigetragen.) DJG/DJN/rio/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires
May 26, 2010 04:14 ET (08:14 GMT)
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