10.10.2023 18:20:41

MÄRKTE EUROPA/Sehr fest - Entspannung bei den Zinsen

FRANKFURT (Dow Jones)--Kräftig aufwärts ist es am Dienstag an den Börsen in Europa gegangen. Im Handel hieß es, weil sich kein arabischer Staat mit den Hamas-Terroristen solidarisch erklärt habe, sei die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges zu einem Nahostkonflikt zurückgegangen - und damit die Sorge vor steigenden Ölpreisen, die die Inflation anheizen. Die Ölpreise gaben um rund 1 Prozent nach.

Besonders stark stützten aber taubenhaft aufgenommene Aussagen von US-Notenbankern. Demnach wird der erfolgte kräftige Anstieg der Langfristzinsen als ausreichend gewertet, um die Inflation zu bremsen. Die US-10-Jahresrendite fiel darauf kräftig von rund 4,80 auf 4,66 Prozent zurück. Für Rückenwind sorgte daneben, dass die Kurse an den US-Börsen ihre jüngsten Gewinne ausbauten.

Der DAX machte einen Satz um knapp 2 Prozent auf 15.424 Zähler, der Euro-Stoxx-50 legte sogar um 2,3 Prozent zu auf 4.205 Punkte. Ihn trieben die favorisierten Reise-, Rohstoff- und Technologiewerte in Europa, deren Stoxx-Subindizes am stärksten zulegten. Klarer Tagessieger waren die Reise- und Freizeitwerte mit einem Plus von 3,9 Prozent.

IWF-Prognosen stören nicht

Passend zu den Zinskommentaren der Notenbanker klangen die Wirtschaftsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Er erwartet ein "Dahinhumpeln" der großen Volkswirtschaften. Für die globalen Zinsen sind dies eher günstige Nachrichten, weil damit dürfte der Druck auf weitere Zinserhöhungen sinken dürfte.

Für Deutschland senkte der IWF seine Prognose weiter und sieht nun eine Schrumpfung der Wirtschaft 2023 um 0,5 Prozent. Deutschland ist damit weiter der einzige G7-Staat, dessen BIP sich negativ entwickeln soll. Für das kommende Jahr senkte der IWF die Prognose für Deutschland auf ein Wachstum von 0,9 Prozent. 2024 läge Deutschland damit deutlich unter dem G7-Durchschnitt, aber knapp vor Italien und Großbritannien. Positiv ist der IWF für die USA, die sich von einer befürchteten Rezession weit entfernt haben. Dort werden 2,1 Prozent Wachstum erwartet.

Renditen und Ölpreis treiben

Zu den Tagesfavoriten zählten Bankaktien, deren Subindex 2,3 Prozent gewann. Hier machten Erwartungen die Runde, dass die US-Großbanken JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo, die am Freitag Zahlen vorlegen, deutlich höhere Zinserträge ausweisen dürften. Die Zinserträge könnten im Vergleich zum Vorjahr um fast 10 Prozent gestiegen sein, hieß es.

Zinsempfindlichen Aktien von Unternehmen mit weiter in der Zukunft liegenden Gewinnhoffnungen wie Zalando (+4,6%) und Delivery Hero (+6,6%) profitierten von der Entspannung bei den Zinsen. Ebenso die Aktien von Unternehmen aus dem Sektor Erneuerbaren Energien wie Nordex (+4%), Encavis (+4,2%) oder Vestas (+5,6%), die unter geringen Margen leiden.

Autowerte wie VW, BMW und Stellantis stiegen um bis zu 3 Prozent. Dazu hieß es, der Autoabsatz hänge stark von den Finanzierungen der Autobanken ab, die bei sinkenden Zinsniveaus günstiger würden. Nach oben ging es mit Blick auf die sinkenden Zinsen auch für die Versorger, die traditionell einen erhöhten Fremdkapitalbedarf haben. Eon stiegen um 2, RWE um 3,6 und Engie um 2,1 Prozent.

Die nachlassende Sorge vor steigenden Ölpreisen zog die Kurse der Fluglinien nach oben. Lufthansa stiegen um 2,9, IAG um 2,4 und Air-France-KLM um 5,6 Prozent.

Aufwärts ging es auch mit konjunktursensiblen Aktien: Im DAX verbesserten sich Siemens und BASF um über 3 Prozent. Bei Lanxess ging es sogar 5,3 Prozent höher.

Airbus legten um 2 Prozent zu. In den ersten neun Monaten wurden 488 Maschinen an Kunden übergeben. Das entspreche rund 68 Prozent des Jahresziels von 720 Maschinen und liege einen Tick höher als üblich, so Analysten. Die Aktie des Triebwerkherstellers MTU stieg um 3,3 Prozent.

Zu den wenigen Verlierern im DAX gehörten die beiden als defensiv geltenden Titel Fresenius und Henkel.

Nebenwerte mit guten Nachrichten

Verbio verteuerten sich um 5,8 Prozent. Hier hat laut den Analysten von Jefferies der Kapitalmarkttag positiv überrascht. Kontron verteuerten sich um 6,5 Prozent. Das Unternehmen hat sich zwei "Design Wins" mit einem Gesamtvolumen von rund 100 Millionen Euro gesichert.

Eckert & Ziegler machten einen Satz um 5,8 Prozent. Hier trieb eine Liefervereinbarung für das Radioisotop Actinium-225.

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:08 Uhr Mo, 17:08 % YTD

EUR/USD 1,0615 +0,5% 1,0564 1,0549 -0,8%

EUR/JPY 157,80 +0,5% 157,20 156,70 +12,4%

EUR/CHF 0,9599 +0,2% 0,9564 0,9567 -3,0%

EUR/GBP 0,8641 +0,1% 0,8637 0,8634 -2,4%

USD/JPY 148,65 +0,1% 148,84 148,55 +13,4%

GBP/USD 1,2284 +0,4% 1,2230 1,2217 +1,6%

USD/CNH (Offshore) 7,2886 -0,1% 7,2905 7,2972 +5,2%

Bitcoin

BTC/USD 27.442,20 -0,7% 27.644,14 27.497,21 +65,3%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 86,03 86,38 -0,4% -0,35 +10,6%

Brent/ICE 87,57 88,15 -0,7% -0,58 +7,2%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 0,00 39,30 -100,0% -39,30 -51,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.859,58 1.861,30 -0,1% -1,72 +2,0%

Silber (Spot) 21,84 21,93 -0,4% -0,09 -8,9%

Platin (Spot) 887,58 890,45 -0,3% -2,88 -16,9%

Kupfer-Future 3,64 3,65 -0,2% -0,01 -4,5%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 10, 2023 12:21 ET (16:21 GMT)

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