Christian Scheid-Kolumne 17.09.2019 09:33:55

Top-Story - Familienunternehmen: Familien wirtschaften besser

Kolumne

Börsennotierte Familienfirmen wirtschaften solider und erfolgreicher als Nicht-Fami-lien¬unternehmen - und die positive Performance wächst mit dem Familieneinfluss. Diese Ergebnisse förderte eine Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zutage. Erstellt wurde sie vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies an der Technischen Universität München. Darin wurde der Zeitraum 2009 bis 2018 für 475 CDAX-Mitglieder untersucht - 40 Prozent davon Familienfirmen.

Der Studie zufolge verzeichnen Familienunternehmen ein höheres Wachstum in Bezug auf Umsatz und Beschäftigung. Das schlägt sich auch in der Kursentwicklung nieder. Während die Aktien der Familienunternehmen inklusive Dividenden um 23,2 Prozent p.a. zulegten, kamen Nicht-Familienfirmen auf eine Rendite von "nur" 15,2 Prozent p.a. In diesem Zusammenhang stellt Studienleiter Christoph Kaserer fest, "dass börsennotierte Familienunternehmen für Investoren sehr attraktiv sein können".

An der Börse gibt es verschiedene Konzepte, welche diese Zusammenhänge umsetzen. Breit angelegt ist der DAXplus Family-Index. Er umfasst neben deutschen auch internationale Unternehmen aus dem Prime Standard, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25-prozentigen Stimmrechtsanteil hat oder im Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt und mindestens einen Stimmrechtsanteil von fünf Prozent hält. Seit der Einführung 2010 hat der DAXplus Family 30, der die 30 liquidesten Aktien des Index umfasst, den DAX um rund 50 Prozentpunkte geschlagen. Der entsprechende Tracker kommt von UniCredit onemarkets (ISIN DE000HV1DB41).

Ein anderer Ansatz bezieht sich auf den Solactive Global Family Owned Companies Index. Das passende Zertifikat kommt von UBS (ISIN DE000UBS1FA8). Als Basis für das Aktienuniversum dient der Global Family Business Index, den die Universität St. Gallen zusammen mit der Beratungsgesellschaft EY veröffentlicht und die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt umfasst. Daraus werden die 50 Aktien mit der geringsten historischen Volatilität in den vergangenen zwölf Monaten ausgewählt. Wie bei Solactive üblich, müssen die in Frage kommenden Aktien für die Aufnahme in den Index zudem Mindestgrößen hinsichtlich Marktkapitalisierung und Handelsvolumen aufweisen. Der Index wird quartalsweise neu gewichtet. Seit Auflage im Jahr 2016 hat sich das Zertifikat um rund zehn Protzentpunkte besser geschlagen als der DAX. Wenn sich die Outperformance von Aktien familiengeführter Unter¬neh¬men fortsetzt, sollte die jährliche Managementgebühr von 0,75 Prozent langfristig kaum ins Gewicht fallen, zumal Dividenden reinvestiert werden.

In Österreich berechnet die Wiener Börse den ATX Family Index. In das Barometer aufgenommen werden jene Unternehmen aus dem ATX Prime, an denen Gründer-familien, Vorstände oder Aufsichtsratsmitglieder zwischen 25 und 75 Prozent der Aktien halten. Anleger haben die Wahl: Der ATX Family wird zum einen als Preisindex berechnet, der die reine Kursentwicklung der zugrundeliegenden Aktien widerspiegelt. Das passende Index-Zertifikat (ISIN AT0000A203R6) hat die Raiffeisen Centrobank begeben und kommt ohne Gebühr aus. Zum anderen gibt es den Index auch in der Net-Return-Variante, der die steuerbereinigte Reinvestition der Dividenden abbildet. Der entsprechende Tracker kommt von UniCredit onemarkets (ISIN DE000HX0JTM9).

Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria, begann sich Mitte der Neunziger Jahre für die internationalen Finanzmärkte zu begeistern. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Volkswirt 1999 war er Redakteur und Ressortleiter beim Anlegermagazin "Börse Online". Seit 2006 ist er als Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist selbstständig. Hier können Sie sich für den Gratis-Newsletter anmelden: Zertifikate Austria


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