Christian Scheid-Kolumne 14.02.2025 10:21:18

Euro STOXX 50: Comeback der alten Welt?

Kolumne

So lässt sich die aktuelle Ausgangslage für den Euro STOXX 50 absolut treffend zusammenfassen. Doch der Reihe nach: Der jüngste Spurt über die Hochpunkte bei gut 5.100 Punkten sorgt für die Auflösung einer klassischen Schiebezone zwischen 4.500 und besagten 5.100 Punkten (siehe Chart). Der Ausbruch aus diesem Konsolidierungsmuster wird dabei von verschiedenen konstruktiven Indikatorsignalen bestätigt (z. B. MACD, Aroon). Übergeordnet ist die diskutierte Tradingrange aber nicht das einzige Konsolidierungsmuster, welches für die europäischen Standardwerte konstruktiv stimmt. Schließlich liegt im langfristigen Monatschart gleichzeitig eine klassische Bullenflagge vor. In der Konsequenz bestätigen zwei trendbestätigende Formationen den Aufwärtstrend des Aktienbarometers seit März 2020. Rein rechne-risch legt die beschriebene Flagge einen Anlauf auf das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 2000 bei 5.522 Punkten nahe. Die o. g. Schiebezone lässt sogar auf mehr hoffen, denn das Anschlusspotenzial - abgeleitet aus der Höhe der Tradingrange - kann auf rund 600 Punkte taxiert werden. Im Umkehrschluss führt dieses Kurspotenzial perspektivisch zu einem Kursziel von 5.700 Punkten.

Langfristig winkt also endlich auch dem Euro STOXX 50 ein Vorstoß in "uncharted territory". Apropos langfristig: Mit Blick auf den Kursverlauf der letzten drei Jahre liegt noch ein drittes konstruktives Kursmuster vor. So sorgt die "Tasse-Henkel-Formation" der Jahre 2021/22/23 für zusätzlichen Rückenwind. Charttechnisch sind derzeit also "aller guten Dinge drei", denn auch aus diesem Muster ergibt sich ein Anschlusspotenzial von 1.150 Punkten. Gerechnet vom strategischen Ausbruchslevel bei 4.500 Punkten lässt sich also ein weiteres Kursziel auf 5.650 Punkte veranschlagen. Unter dem Strich liegt also ein drittes Kursmuster vor, welches auf neue Rekordstände hoffen lässt. Aber auch unter Risikogesichtspunkten liefert der aktuelle Kurs-verlauf eine wichtige Orientierungshilfe. So bilden die Ausbruchsmarken bei 5.100 Punkten einen ersten wichtigen Rückzugsbereich, während danach die obere Begrenzung der ehemaligen Flagge (akt. bei 4.983 Punkten) eine strategische Absicherung darstellt. Solange diese Bas-tion nicht unterschritten wird, besteht die Hoffnung, dass der starke Jahresauftakt der europäischen Standardwerte mehr als eine Eintagsfliege ist.

Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria, begann sich Mitte der Neunziger Jahre für die internationalen Finanzmärkte zu begeistern. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Volkswirt 1999 war er Redakteur und Ressortleiter beim Anlegermagazin "Börse Online". Seit 2006 ist er als Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist selbstständig. Hier können Sie sich für den Gratis-Newsletter anmelden: Zertifikate Austria


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