Christian Scheid-Kolumne 19.02.2025 10:29:10

Magnificent 7: Licht und Schatten bei den Mega Techs

Kolumne

Schließlich hatte der Erfolg von DeepSeek Zweifel geweckt, ob sich die milliardenschweren KI-Investitionen jemals auszahlen werden. Derweil liegen alle unsere Empfehlungen aus ZJ 45/24 im Plus, und es gibt Handlungsbedarf. Doch der Reihe nach.

Meta-CEO schürt Fantasie

Zumindest Meta-CEO Mark Zuckerberg konnte die Bedenken ausräumen. "Ich gehe davon aus, dass dies das Jahr sein wird, in dem ein hochintelligenter und personalisierter KI-Assistent mehr als eine Mrd. Menschen erreicht, und ich erwarte, dass Meta AI dieser führende KI-Assistent sein wird", sagte CEO Mark Zuckerberg. Entsprechend soll weiter fleißig investiert werden. Allein für dieses Jahr hatte der Konzern Investitionen von mehr als 60 Mrd. Dollar vor allem für Rechenzentren angekündigt. Bislang zahlt sich die Strategie aus: Der Einsatz von KI bei Online-Anzeigen hat Meta ein überraschend starkes Wachstum beschert. Der Umsatz ist im abgelaufenen Quartal um 21 Prozent auf 48,39 Mrd. Dollar gestiegen. Der Gewinn betrug 8,02 Dollar je Aktie. Damit hat die Facebook-Mutter die Erwartungen deutlich übertroffen - Analysten hatten lediglich mit rund 47 Mrd. Dollar Umsatz und einem Ertrag von 6,77 Dollar gerechnet. Der Ausblick für das laufende Quartal enttäuschte zwar. Dennoch ging es für die Aktie wegen der KI-Fantasie deutlich nach oben. Wir raten beim Discount Call von Morgan Stanley (ISIN DE000MG0DND8) zu Gewinnmitnahmen (aktuell plus 24,7 Prozent). Für Neuengagements empfiehlt sich ein "marktfrisches" Papier von Unicredit (ISIN DE000HD4JWF3).

Alphabet investiert in KI

Auch Alphabet investiert weiter rigoros in KI. Für 2025 wurden Investitionen von 75 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt, das sind fast 50 Prozent mehr als 2024. "Das ist ein deutlicher Anstieg und zeigt, dass Alphabet bei seinen KI-Plänen alles gibt", so Kathleen Brooks von XTB. Allerdings gab es in der Bilanz kleine Kratzer: Die Google-Mutter schrammte 2024 beim Umsatz knapp an den Erwartungen vorbei und bei der wichtigen Cloud-Sparte verringerte sich das Tempo. Der Bereich kam um 30 Prozent voran, zwei Prozentpunkte weniger als prognostiziert und fünf Prozentpunkte weniger als im Vorquartal. Mit KI soll es wieder schneller aufwärts gehen. Trotz der negativen Kursreaktion liegt der Discount Call von Unicredit (ISIN DE000HD5BYF3) knapp 20 Prozent im Plus. Auch hier empfiehlt sich ein Tausch in ein Papier von Morgan Stanley (ISIN DE000MJ432F0).

KI treibt Microsoft

Sogar 80 Mrd. Dollar will Microsoft in KI investieren. Bisher geht die Strategie auf: In den drei Monaten bis Ende Dezember kletterte der Umsatz um zwölf Prozent auf 69,6 Mrd. Dollar. Die KI-Umsätze schnellten sogar um 175 Prozent auf mehr als 13 Mrd. Dollar nach oben. Operativ verdiente der Konzern fast 32 Mrd. Dollar und damit 17 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Sparte Intelligent Cloud, die mit Diensten wie Azure und KI-Infrastruktur eine Schlüsselrolle in Microsofts Wachstumsstory spielt, lag mit 25,54 Mrd. Dollar allerdings leicht unter der Markterwartung von 25,89 Mrd. Dollar. Daher geriet die Microsoft-Aktie etwas unter Druck. Es gibt für Anleger dennoch keinen Grund, nervös zu werden. Der Discount Call (ISIN DE000HD4JWQ0) von Unicredit liegt mit 6,6 Prozent im Plus und bis zur Endfälligkeit im März sind weitere 13,2 Prozent drin.

Apple: Licht und Schatten

Während ringsum KI-Euphorie herrscht, erweist sich die Künstliche Intelligenz bei Apple weiterhin als Stimmungskiller. Da die Einführung von "Apple Intelligence" noch nicht auf allen Märkten erfolgt ist, ging der iPhone-Absatz im abgelaufenen Quartal erneut zurück. Insbesondere in China kam es zu Rückschlägen. Besserung ist hier nicht in Sicht: Während im April in Deutschland und Frankreich nun auch die KI-Angebote starten sollen, gibt es für das Reich der Mitte noch keinen Zeitplan. Besser als erwartet schnitten dagegen die Mac-Laptops und -Desktops sowie die margenstarke Service-Sparte, zu der der Streamingdienst Apple TV+ zählt, ab. Für das laufende Quartal wurde ein Umsatz-plus im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt, was ebenfalls etwas besser war als erwartet. Engagements in Apple können weiterhin über Discount-Zertifikate abgedeckt werden, zum Beispiel mit dem Papier von UniCredit aus Ausgabe 32/24 (ISIN DE000HD8P265).

Amazon bekämpft Engpässe

Amazon setzt mit geplanten Investitionen von rund 100 Mrd. Dollar, vor allem in den Ausbau von KI-Rechenzentren, noch eins drauf. Denn wegen der hohen Nachfrage stößt die Cloud-Sparte AWS an Kapazitätsgrenzen. Die Erlöse stiegen hier im Weihnachtsquartal "nur" um 19 Prozent auf 28,8 Mrd. Dollar und lagen damit nur im Rahmen der Erwartungen. Insgesamt übertraf der weltgrößte Online-Händler mit seinen Eckdaten dagegen die Erwartungen der Analysten: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 187,8 Mrd. Dollar. Der Gewinn unter dem Strich wurde mit 20 Mrd. Dollar fast verdoppelt. Für das laufende Quartal sagte Amazon einen Umsatz zwischen 151 Mrd. und 155,5 Mrd. Dollar voraus. Analysten waren im Schnitt von mehr als 158 Mrd. Dollar ausgegangen. Amazon verwies darauf, dass der erstarkte Dollar die Erlöse aus dem internationalen Geschäft niedriger erscheinen lassen wird. Der Discounter von BNP (ISIN DE000PC1Q4J2) ist schon mit gut drei Prozent ins Plus gelaufen und wartet bis September noch mit einer Restrendite von 3,8 Prozent auf.

Tesla schürt Fantasie

Auch Tesla zählt für viele Anleger zu den KI-Profiteuren. Grund sind die Aktivitäten im Bereich Autonomes Fahren. Auch CEO Elon Musk wurde nicht müde, bei der Präsentation der Quartalszahlen diesen Aspekt zu betonen. Unter anderem hat er den Start eines Robotaxi-Angebots in der US-Stadt Austin in Aussicht gestellt. Doch das ändert nichts daran, dass die eigentlichen Zahlen sehr schwach ausgefallen sind. Umsatz und operativer Gewinn im vierten Quartal enttäuschten selbst die niedrigen Erwartungen. Der Umsatz des Elektroautoherstellers legte im Jahresvergleich zwar um zwei Prozent auf 25,7 Mrd. Dollar zu, doch Analysten hatten mit rund 27,3 Mrd. Dollar gerechnet. Auch beim bereinigten Ergebnis pro Aktie verfehlte Tesla mit 0,73 Dollar die Erwartung von 0,76 Dollar. Besserung ist nicht in Sicht, da die aktuellen Absatzzahlen stark enttäuschen. Wegen der Nähe Musks zu Donald Trump ist die Aktie jedoch gut nach unten abgesichert - ein ideales Szenario für den Discounter (ISIN DE000VC0LJE0) von Vontobel, der trotz des aktuell aufgelaufenen Gewinns von 4,7 Prozent bis Dezember noch mit einer Rendite von 11,4 Prozent aufwartet.

Höhepunkt steht noch bevor

Höhepunkt der laufenden Quartalsberichtssaison wird zweifelsohne Nvidia am 26. Februar. Da die großen Kunden des Chip-Spezialisten ihre Pläne für die KI-Investitionen bestätigt bzw. sogar erweitert haben, steht einem weiteren atemberaubenden Quartal und einer eigentlich nichts im Weg. Analysten sind optimistisch. Die meisten der 63 Experten, die Nvidia regelmäßig beobachten, raten zum Kauf der Aktie. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 172,08 Dollar und somit mehr als 30 Prozent über der aktuellen Notiz. Sogar einen Sprung auf 185 Dollar hält die Schweizer Großbank UBS für möglich. Der Discount Call-Optionsschein von Morgan Stanley aus ZJ 45/24 wurde inzwischen mit der Maximalrendite von 10,2 Prozent zurückgezahlt. Das Discount-Zertifikat von Société Générale ist weiterhin noch im Rennen - und wegen der aus unserer Sicht sehr hohen Bewertung der Aktie auch erste Wahl. Die Restrendite des Papiers liegt noch bei 7,4 Prozent (ISIN DE000SY1N0U8).

Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria, begann sich Mitte der Neunziger Jahre für die internationalen Finanzmärkte zu begeistern. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Volkswirt 1999 war er Redakteur und Ressortleiter beim Anlegermagazin "Börse Online". Seit 2006 ist er als Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist selbstständig. Hier können Sie sich für den Gratis-Newsletter anmelden: Zertifikate Austria


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