Christian Scheid-Kolumne |
05.09.2017 08:29:36
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Das Ende des Frankenschocks
Jedoch mussten die Schweizer Währungshüter mehrmals am Devisenmarkt eingreifen. Die Bilanz der SNB übersteigt daher mit 700 Mrd. Franken inzwischen bereits das Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sie argumentierte, dass diese starke Ausweitung der Bilanz notwendig sei, um den Schweizer Franken nicht zu stark aufwerten zu lassen. Doch es nützte nichts: Vor allem die Touristen aus dem nahe gelegenen Deutschland blieben in Scharen weg. Zudem wichen auch die Schweizer selbst zunehmend in die deutlich günstigeren Nachbarländer aus - nicht nur zum Urlaubmachen, sondern auch zum Einkaufen.
Die unmittelbare Folge: 2015 ging die Schweiz nur knapp an einer Rezession vorbei. Das BIP-Wachstum lag bei 0,8 Prozent gegenüber 2,0 Prozent im Jahr davor. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) sprach von einer "schmerzhaften Anpassung der Wirtschaft an die Frankenstärke". Der Druck auf Schlüsselsektoren der Schweizer Wirtschaft wie Industrie, Finanzen oder Tourismus bremste die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) hat ausgerechnet, dass wegen des geldpolitischen Schocks Zehntausende von Arbeitsplätzen verloren gingen.
Immerhin: Der Schweizer Export erholte sich danke der prächtigen Entwicklung der chemisch-pharmazeutischen Industrie recht schnell wieder und lag bereits im vergangenen Jahr wieder auf Rekordniveau. Allerdings schwächelten die Branchen Maschinen, Elektronik sowie Uhren erneut. Gerade diese Sorgenkinder dürften daher die jüngste Entwicklung am Devisenmarkt mit Wohlwollen aufgenommen haben: Der Franken hat gegenüber dem Euro in den vergangenen Wochen deutlich abgewertet. Allein seit Mitte Juli schnellte der Euro-Wechselkurs von rund 1,10 Franken auf 1,15 Franken nach oben.
Für die Experten von Kames Capital ist der plausibelste Grund für die Kapitalflucht die erfreuliche Wirtschaftsentwicklung der Eurozone: "Gute Konjunkturzahlen ermutigen Investoren, sich nach Renditemöglichkeiten in anderen Regionen umzusehen." Die Analysten gehen davon aus, dass der Abwärtstrend des Schweizer Frankens gerade erst begonnen hat: "Erstens wird die SNB ihre Bilanzsumme auch künftig ausweiten. Und zweitens ist das europäische und globale Umfeld mit zunehmend weniger Risiken behaftet." Infolgedessen würden Anleger auf der Jagd nach Rendite ihre Barmittel weiterhin aus der Schweiz abziehen. Die Kombination aus diesen Faktoren dürfte den Abwertungsdruck auf den Franken in den kommenden Monaten erhöhen. Auf der anderen Seite dürften die Gewinne der Schweizer Unternehmen einen Schub bekommen. Mit einem währungsgeschützten Zertifikat auf den Schweizer Leitindex SMI (ISIN DE0007036857) von der Commerzbank können Anleger von den verbesserten Aussichten profitieren.
Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria, begann sich Mitte der Neunziger Jahre für die internationalen Finanzmärkte zu begeistern. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Volkswirt 1999 war er Redakteur und Ressortleiter beim Anlegermagazin "Börse Online". Seit 2006 ist er als Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist selbstständig. Hier können Sie sich für den Gratis-Newsletter anmelden: Zertifikate Austria
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