Christian Scheid-Kolumne 20.08.2019 09:28:31

Beyond Meat: Übertriebener Hype um vegane Burger

Kolumne

Die Investmentbank UBS sorgte kürzlich mit der Studie "Die Lebensmittelrevolution" für Aufsehen. Darin gehen die Experten davon aus, dass ein grundlegender Wandel der Nahrungsproduktion notwendig ist. Denn die heutige Landwirtschaft sei aufgrund des hohen Wasserverbrauchs, der Landnutzung und des Schadstoffausstoßes nicht nach¬haltig. Dagegen lägen Innovationen wie vertikale Landwirtschaft - damit ist der Anbau von Lebensmitteln in mehrstöckigen Gebäuden in der Stadt gemeint -, im Labor erzeugtes Essen, Algenkulturen sowie die neuen digitalen Möglichkeiten im Trend. Daraus ergeben sich laut UBS Chancen: "Wir rechnen mit einem rapiden Wachstum in Bereichen wie alternativem Fleisch, Landwirtschaft 4.0, Online-Essenslieferung sowie Saatgutforschung und Saatgutbehandlung", heißt es in der Studie.

Insgesamt soll das Marktvolumen innovativer Ernährung laut UBS bis 2030 von 135 Mrd. auf 700 Mrd. Dollar steigen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 15 Prozent entspricht. Unterteilt in einzelne Segmente erwarten die Experten, dass der Markt für Online-Lieferdienste und eine digitalisierte Landwirtschaft um jeweils 16 Prozent pro Jahr wachsen, Saatgutbehandlung um 13 Prozent und Saatgutforschung um neun Prozent. Am stärksten, nämlich um 28 Prozent pro Jahr bis 2030, dürfte demnach das Segment der pflanzenbasierten Fleischalternativen vorankommen - von 4,5 Mrd. auf 85 Mrd. Dollar.

Angesichts solcher Zahlen ist es kein Wunder, dass die Aktie des Fleischersatz-Spezialisten Beyond Meat bei Anlegern hoch im Kurs steht: Seit dem IPO in diesem Frühjahr haben die Anteile des Konzerns in der Spitze um fast 860 Prozent zugelegt. Beyond Meat stellt Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis her - ohne tierische Zutaten. Vor allem die veganen Burger der Firma haben zuletzt für Aufsehen gesorgt. Auch in den USA ist der Rummel um die von Promis wie Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio unterstützte Firma sehr groß. Mit seinen Produkten liegt die Gesellschaft nicht nur voll im Trend. Hinzu kommt eine clevere Vermarktung, die statt Geschäftsinteressen Gesundheit, Tier- und Klimaschutz sowie die Rettung des Planeten angesichts schwindender Ressourcen als Mission angibt.

Auch die jüngsten Zahlen fielen beeindruckend aus. Im zweiten Quartal legte der Umsatz von Beyond Meat um satte 287 Prozent auf 67,3 Mio. Dollar zu. Das bereinigte Betriebsergebnis erreichte plus 6,9 Mio. Dollar. Dass die Aktie nach der Bekanntgabe dennoch unter Druck kam, lag an der Ankündigung der Platzierung von 3,25 Mio. Aktien zu je 160 Dollar. Vom Erlös, immerhin 520 Mio. Dollar, flossen aber nur 40 Mio. Dollar dem Unternehmen zu. Der weitaus größte Teil der Papiere stammte von Altaktionären.

Selbst nach dem jüngsten Rücksetzer ist Beyond Meat noch mit 8,7 Mrd. Dollar bewertet - das 33,5-fache (!) des für 2019 erwarteten Umsatzes. Aufgrund dieser krassen Relation sollten Anleger nur mit Rabatt in den Titel investieren. Ein Discount-Zertifikat von UniCredit onemarkets mit Cap bei 120 Dollar bietet sehr attraktive Konditionen (ISIN DE000HZ0K4X8). Wer es spekulativer mag, greift zu einem Discount Put-Optionsschein (ISIN DE000HZ0H1K6) mit der Basispreis-Cap-Kombination 160/150 Dollar. Wenn die Aktie am 18. September 2019 auf oder unter 150 Dollar notiert, ist mit dem Schein ein Ertrag von 20,1 Prozent drin. Wir nehmen das Papier ins Musterdepot auf.

Christian Scheid, Chefredakteur von Zertifikate Austria, begann sich Mitte der Neunziger Jahre für die internationalen Finanzmärkte zu begeistern. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Volkswirt 1999 war er Redakteur und Ressortleiter beim Anlegermagazin "Börse Online". Seit 2006 ist er als Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist selbstständig. Hier können Sie sich für den Gratis-Newsletter anmelden: Zertifikate Austria


Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.