Katerstimmung |
25.02.2022 10:34:39
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Zalando im Fokus: Corona-Profiteur muss Federn lassen
LAGE BEI ZALANDO:
Der zuletzt stark gewachsenen Onlinehändler kann sich weiter über einen deutlichen Kundenzuwachs freuen. Im dritten Quartal stieg die Zahl der aktiven Kunden um fast ein Drittel, die durchschnittliche Anzahl von Bestellungen der vergangenen zwölf Monate erreichte den Angaben zufolge einen Höchststand. Der Umsatz wuchs um 23,4 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro.
Das Wachstum hat jedoch seinen Preis: Das Ergebnis war durch höhere Kosten geprägt - so gab das Unternehmen wieder mehr Rabatte, um mit dem Einzelhandel Schritt zu halten. Zudem verzögerte sich wegen des warmen Wetters der Start in die Wintersaison - traditionell werden dort höherpreisige Produkte wie Jacken oder Mäntel verkauft. So sank das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) von 118,2 Millionen auf 9,8 Millionen Euro. Unter dem Strich stand sogar ein Verlust.
Finanzvorstand David Schröder nannte die Entwicklung dabei das "neue Normal". So dürfte sich die Abschwächung der "außergewöhnlichen Umsatz- und Ergebniszuwächse" aus den Corona-Hochzeiten in den kommenden Quartalen weiter fortsetzen. So rechnet er mit einer Rückkehr zu Wachstumsraten von etwa 20 bis 25 Prozent. Zudem machen auch Zalando die Unsicherheiten hinsichtlich Inflation und Lieferketten zu schaffen. Für 2021 hatte Zalando noch einmal ein Wachstumsziel für den Umsatz von bis zu 31 Prozent ausgegeben.
Im kommenden Jahr will der Konzern seine strategischen Initiativen weiter vorantreiben. So soll das Partnerprogramm weiter ausgebaut und die Kooperation mit stationären Einzelhändlern auch international breit ausgerollt werden. Zudem will Zalando auch seine Initiativen zu Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft voranbringen.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Insgesamt bleiben Analysten Zalando gegenüber positiv eingestellt, zuletzt senkten jedoch einige ihre Kursziele. Dazu gehört Nizla Naizer von der Deutschen Bank, die die Aktie zum Kauf empfiehlt, Ende Januar aber das Kursziel von 120 auf 111 Euro reduzierte.
Die von ihr bewerteten Internet-Aktien hätten ein schwankungsreiches Jahr 2021 hinter sich, so die Analystin. Seit dem zweiten Halbjahr seien die Bewertungen der Titel allerdings deutlich zurückgegangen - trotz Wachstums von immer höheren Niveaus aus. Auch 2022 dürfte ein Jahr robusten Wachstums werden.
Für den europäischen Online-Modehandel sei mit einer kurzfristigen Normalisierung der Nachfrage und der Kosteninflation zu rechnen, so Goldman-Sachs-Analyst Richard Edwards. Georgina Johanan von JPMorgan erwartet bei Zalando speziell ein solides viertes Quartal. Die Gewinnschätzungen hätten kurzfristig aber nur wenig Spielraum nach oben und das Wachstum dürfte wenig inspirieren.
Warburg Research hat Zalando dagegen zuletzt auf "Buy" hochgestuft, das Kursziel aber auf 97 Euro belassen. Der Markt habe die Virusvariante Omikron eindeutig zum Ende der Pandemie erklärt und erwarte ein langsameres Wachstum, so Analyst Jörg Frey mit Blick auf die deutlich schlechtere Entwicklung der Aktie.
Kurzfristige Kurstreiber für Zalando sieht er nicht. Seine Empfehlung begründete er aber mit gesunkenen Markterwartungen und dem Optimismus, dass Zalando die mittelfristigen Ziele erreichen könne.
Auch Thomas Maul von der DZ Bank hält das mittelfristige Wachstumsziel des Online-Modehändlers für das Bruttowarenvolumen für gut erreichbar. Das Gleiche gelte für den angepeilten Marktanteil von mehr als zehn Prozent. Christian Salis von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe sieht Zalando weiter als den Gewinner im europäischen Online-Modemarkt.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Boom fürs Bestellen im Internet hat auch Zalando kräftig Rückenwind verliehen. 2020 verdoppelte sich der Wert der Aktie. Im vergangenen Jahr trübte sich die Entwicklung bereits deutlich ein, nachdem das Papier Anfang Juli noch Kurse von knapp 106 Euro erreicht hatte.
Mit einem Minus von knapp 22 Prozent hatte das Papier 2021 zu den schwächsten deutschen Standardwerten gezählt. Und auch in diesem Jahr hinkt Zalando mit einem Minus von etwas mehr als 20 Prozent der Entwicklung des DAX deutlich hinterher.
Seit dem Rekordhoch von vergangenem Sommer hat sich der Kurs fast halbiert. Derzeit kostet die Aktie nur noch knapp 56 Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt nach von Bloomberg und dpa-AFX erfassten Experten bei etwas mehr als 90 Euro. Dabei ist Goldman Sachs mit 118 Euro am optimistischsten, die Kollegen der französischen Bank BNP bilden mit 57 Euro das Schlusslicht.
Erst längerfristig hellt sich das Bild wieder auf. So hat sich die Aktie innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt. Zudem liegt der Kurs noch rund 150 Prozent über dem Emissionspreis von 21,50 Euro des Börsengangs im Jahr 2014. Die Marktkapitalisierung des 2008 gegründeten liegt derzeit bei knapp 15 Milliarden Euro. Zum Zeitpunkt der DAX-Aufnahme im vergangenen September waren es noch fast 24 Milliarden Euro./nas/zb/mis
BERLIN (dpa-AFX)
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