27.11.2013 21:34:31
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UPDATE: Siemens vergoldet Löscher-Abgang und deckelt Gehälter
--Geschasster Vorstandschef wird mit 17,04 Millionen Euro abgefunden
--Nachfolger Kaeser kann mit maximal 9,5 Millionen Euro für laufendes GJ rechnen
--Hintergrund ist weitere Deckelung der Vorstandsgehälter
--Konzern rechnet im GJ bei schwächelndem Infrastruktur-Sektor mit Profitabilitätssprung
--Erstmals sollen alle 4 Sektoren innerhalb der jeweiligen Margenzielbänder liegen
(NEU: Details, Margenziele, Hintergrund)
Von Ursula Quass
Während Siemens für den Abgang von Ex-Vorstandschef Peter Löscher mit mehr als 17 Millionen Euro tief in die Unternehmenskasse greift, wird für seinen Nachfolger Joe Kaeser und dessen Vorstandskollegen eine Obergrenze bei der Gesamtvergütung eingezogen. Für den Vollblut-Siemensianer Kaeser sind in seinem ersten vollen Jahr an der Spitze des DAX-Riesen höchstens 9,5 Millionen Euro drin - wenn wirklich alles glatt läuft. Nach dem neuen Vergütungsmodell könnte er zwar theoretisch bis zu 12,25 Millionen Euro verdienen. Jedoch ist rückwirkend zu Beginn des Siemens-Geschäftsjahres am 1. Oktober bei dem 1,7-Fachen der Zielvergütung, die sich aus fixen und variablen Bestandteilen zusammensetzt, Schluss.
Hinzu kommt, dass die aktienbasierten Vergütungsbestandteile bei dem Technologiekonzern weiterhin einer vier Jahre langen Sperrfrist unterliegen. So wird sich erst dann zeigen, ob Kaesers Gehalt tatsächlich so hoch ausgefallen sein wird.
Siemens setzt Empfehlungen der Regierungskommission zur Unternehmensführung um
Hintergrund für die Deckelung sind die neuen Empfehlungen der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, also des Verhaltensstandards zur Unternehmensführung. Diese hatte im Mai empfohlen, für die individuelle Vergütung der Vorstandsmitglieder in Deutschland insgesamt sowie für die variablen Vergütungsteile unternehmensspezifische Obergrenzen festzulegen.
Immerhin kann Kaeser auf eine gute Entwicklung der Aktie hoffen. Seit seinem Amtsantritt Anfang August klettert der Kurs stetig. Zudem ist der Konzern optimistisch, dass alle vier Sektoren (Energie, Industrie, Gesundheit sowie Infrastruktur & Städte) im laufenden Geschäftsjahr innerhalb der jeweiligen Margenzielbänder liegen werden. Der von Aktionären und Investoren immer wieder als "Reste-Rampe" geschmähte Infrastruktur-Sektor soll zwar voraussichtlich nur das "untere Ende" des Zielbandes von 8 bis 12 Prozent Marge erreichen, läge damit aber erstmals innerhalb der Zielvorgaben.
Das wäre ein riesiger Sprung nach vorne bei Kaesers Bestreben, den Konzern endlich wieder so profitabel zu machen, wie die zum Teil weit enteilte Konkurrenz. Schließlich hatte der Sektor unter anderem wegen hoher Sonderabschreibungen für die immer noch nicht auf die Schiene gebrachten neuen ICE für die Deutsche Bahn im abgelaufenen Geschäftsjahr gerade einmal eine minimale Marge von 1,7 Prozent nach im Jahr davor immerhin noch 6,3 Prozent erzielt.
Kaeser bekommt auch weniger Grundgehalt
Beim Grundgehalt muss sich Kaeser im Vergleich zu Löscher bescheiden. So wird Kaeser als Fixgehalt 1,845 Millionen Euro erhalten. Löscher hatte noch 2 Millionen Euro erfolgsunabhängige Vergütung bekommen.
Der vorzeitige Abgang des gebürtigen Österreichers kommt dem Konzern teuer zu stehen. Der Ende Juli geschasste Topmanager wird mit insgesamt 17,04 Millionen Euro abgefunden. Davon entfallen 14,8 Millionen Euro auf die bei Siemens-Vorständen auf maximal zwei Jahre gedeckelten Ausgleichszahlungen bei einer vorzeitigen Beendigung der Tätigkeit.
Weitere 2,24 Millionen Euro erhält Löscher als Einmalzahlung für seine betriebliche Altersvorsorge. Zudem werden ihm Auslagen bis maximal 100.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer erstattet. Löscher hat sich im Gegenzug dazu verpflichtet, für die Dauer von zwei Jahren nach Beendigung seines Anstellungsvertrags, also bis zum 30. September 2015, nicht für "eines der wesentlichen Wettbewerbsunternehmen von Siemens tätig zu werden". Eine zusätzliche Entschädigung für dieses nachvertragliche Wettbewerbsverbot werde nicht geleistet, hieß es.
Löscher war im Sommer 2007 als erster externer Siemens-Vorstand in der Geschichte des Mischkonzerns berufen worden. Dort hatte er sich vor allem im Zuge der Schmiergeldaffäre Meriten verdient, später allerdings zu hohe Margen- und Umsatzziele ausgerufen. Nachdem er diese mehrfach verfehlt hatte und im Sommer einräumen musste, dass das mit dem milliardenschweren Spar- und Effizienzprogramm verbundene Margenziel von mindestens 12 Prozent bis 2014 nicht zu schaffen sei, rückte Ende Juli der bisherige Finanzvorstand Kaeser als Konzernvorstand auf. Neuer Finanzvorstand wurde der langjährige Kaeser-Vertraute Ralf Thomas. Löscher verließ den Konzern und ist seither nur noch für die Siemens-Stiftung verantwortlich.
Abgetretene Vorstände erhalten ebenfalls millionenschwere Vergütungen
Auch die beiden jüngst abgetretenen Vorstände, die Personalverantwortliche Brigitte Ederer und Einkaufsmanagerin Barbara Kux, haben im abgelaufenen Geschäftsjahr mehrere Millionen verdient. So erhielt Ederer 3,486 Millionen Euro, Kux mit 3,489 Millionen Euro etwas mehr. Der zum Jahresende aus dem Vorstand ausscheidende Rechtsvorstand Peter Solmssen wurde mit 3,454 Millionen Euro entlohnt. Sein vorzeitiger Abgang, den Siemens früher am Tag kommuniziert hatte, war seit Längerem erwartet worden. Der Siemens-Vorstand schrumpft dann wie von Kaeser im Zuge der Verschlankung des Konzerns gewünscht auf nur noch sieben Mitglieder.
Anders als bei den anderen beiden Personalien sollen bei Solmssen aber wirklich nur die offiziell genannten Gründe ausschlaggebend gewesen sein. Hintergrund von Solmssens Abgang sei schlichtweg, dass die Schmiergeldaffäre, für deren Aufklärung einst auch Löscher an die Spitze des Unternehmens berufen worden war, aufgearbeitet sei, wie mehrere mit der Sache vertraute Personen dem Wall Street Journal Deutschland schon vorher gesagt hatten. Eigentlich wäre Solmssens Vertrag noch bis 2017 gelaufen. Seine Aufgaben übernimmt Kaeser. Auch die Aufgaben von Kux und Ederer waren im bestehenden Vorstand verteilt worden.
Spitzenverdiener innerhalb der Vorstandsmitglieder mit Ausnahme von Vorstandschef Kaeser war der Sektorverantwortliche für den Gesundheitsbereich, Hermann Requardt. Er bekam für das abgelaufene Geschäftsjahr 3,951 Millionen Euro.
Kontakt zur Autorin: ursula.quass@wsj.com
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November 27, 2013 15:01 ET (20:01 GMT)
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