Energiewende belastet |
14.11.2013 10:03:31
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RWE plant mit kräftigem Gewinneinbruch und streicht weitere Stellen
RWE begründete die Pläne am Donnerstag mit ausgesprochen trüben Gewinnaussichten: Angesichts der Energiewende rechnet das Unternehmen für das nächste Jahr mit einem Einbruch des nachhaltigen Nettoergebnisses um rund 40 Prozent auf einen Wert zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Euro. Wegen des Booms der Erneuerbaren Energien ist der Gewinn der konzerneigenen Kraftwerkssparte schon in den ersten neun Monaten dieses Jahres um fast zwei Drittel zurückgegangen.
Aktienhändler reagierten auf die Aussichten mit umfangreichen Verkäufen: Die RWE-Aktie verliert zu Börsenbeginn 6,5 Prozent. Die neuen Prognosen für das nachhaltige Nettoergebnis lägen unter den Analystenschätzungen, sagte dazu ein Händler.
Grund für den Pessimismus bei RWE ist die Energiewende. Die Sparpläne treffen denn auch vor allem die von der Sonnen- und Windstromförderung gebeutelte Stromerzeugungssparte: Allein in den konventionellen Kraftwerken und an den Tagebau-Förderstätten will RWE in den Jahren von 2014 bis 2016 zusammen 2.300 Stellen abbauen. Seit Beginn dieses Jahres ist die Zahl der Arbeitsplätze im Erzeugungsgeschäft schon um 860 gesunken. Nach dem Jahr 2016 dürften nach RWE-Angaben zudem rund 200 Arbeitsplätze wegen der Schließung von Atomkraftwerken wegfallen, so dass die Belegschaft der wichtigsten Konzernsparte innerhalb weniger Jahre um insgesamt etwa 3.400 Mitarbeiter schrumpft.
Weitere rund 1.400 Stellen will RWE durch den geplanten Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea abbauen. Etwa 300 Stellen sollen im Erneuerbare-Energien-Geschäft und in der Konzernzentrale wegfallen. RWE rechnet in das Abbauziel für die Jahre 2014 bis 2016 zudem das schon bekannte Vorhaben ein, die Stellenzahl im Rahmen des Effizienzsteigerungsprogramms "RWE 2015" um 2.400 zu reduzieren. Bis zum Jahr 2016 will RWE die Konzernbelegschaft so von derzeit rund 67.300 Mitarbeitern auf etwa 61.000 schrumpfen. Das Sparprogramm schließt damit an frühere Stellenstreichungen an: Seit dem Jahr 2011 hat der Versorger die Zahl seiner Mitarbeiter schon um rund 6.300 verringert.
Der Konzern sieht sich zu den Schritten gezwungen, weil die Gewinne immer mehr zurückgehen. Das zeigt sich auch an der Entwicklung in den ersten neun Monaten dieses Jahres: Unter dem Strich - also nach Steuern und Dritten - verdiente RWE zwischen Januar und Ende September nur noch 609 Millionen Euro und damit rund 68 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein Grund dafür ist, dass der Konzern schon im zweiten Quartal den Wert seiner niederländischen Kraftwerke abermals um rund 800 Millionen Euro nach unten korrigiert hatte. Auch die Anlagen in den Niederlanden sind von der zunehmenden Konkurrenz durch Sonnen- und Windstromproduzenten betroffen.
Zwar verbesserte sich das um Sonderfaktoren bereinigte nachhaltige Nettoergebnis, an dem RWE die Dividende bemisst, zwischen Januar und September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro. Auch das Betriebsergebnis stieg leicht um 0,4 Prozent auf 4,63 Milliarden Euro. Ursache für die positive Entwicklung ist aber lediglich eine Einmalzahlung des Gaslieferanten Gazprom. In seinen konventionellen Kraftwerken verdiente RWE in den ersten neun Monaten dieses Jahres dagegen rund 64 Prozent weniger als im Vorjahr. Analysten hatten auf eine etwas bessere Entwicklung der Konzernzahlen gehofft: Sie waren im Durchschnitt von einem Plus beim nachhaltigen Nettoergebnis um 5,5 Prozent und einer Verbesserung des Betriebsergebnisses um 1,6 Prozent ausgegangen.
Für die nächsten Jahre aber ist ohnehin nicht mehr mit Gewinnsteigerungen zu rechnen: Weil Strom aus Sonne und Wind zeitweise im Überfluss zur Verfügung steht, kann RWE Elektrizität aus konventionellen Kraftwerken immer seltener und nur zu sinkenden Preisen absetzen. Vor allem deshalb erwartet der Konzern für das nächste Jahr auch gemessen am Betriebsergebnis einen weiteren Gewinneinbruch. Die Kennzahl dürfte den Angaben zufolge auf einen Wert zwischen 4,5 und 4,9 Milliarden Euro zurückgehen.
Schon für dieses Jahr geht RWE nur von einem Betriebsgewinn in Höhe von etwa 5,9 Milliarden Euro aus, nach 6,4 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Konzern hatte eine entsprechende Prognose schon früher ausgegeben und bestätigte diese nun. Das nachhaltige Nettoergebnis erwartet RWE in diesem Jahr weiter bei rund 2,4 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll den aktuellen Angaben zufolge bei rund 9 Milliarden Euro liegen und im nächsten Jahr auf 7,6 bis 8,1 Milliarden Euro einbrechen.
Die neuen Stellenabbaupläne sollen gemeinsam mit Einsparungen bei den Sachkosten helfen, Einnahmerückgänge in den nächsten Jahren zu kompensieren: RWE plant mit neuen Kostensenkungen um brutto rund 1 Milliarde Euro bis zum Jahr 2017. Nach Abzug der allgemeinen Teuerung soll das das Ergebnis um "mindestens 500 Millionen Euro" verbessern. Damit weitet das Unternehmen das Volumen seiner bisherigen Sparpläne, nach denen die Ausgaben ebenfalls um rund 1 Milliarde Euro hatten sinken sollen, deutlich aus.
Auch die Investitionen will der Versorger noch einmal drastisch zurückfahren. Bis zum Jahr 2016 sollen die entsprechenden Ausgaben konzernweit auf rund 3 Milliarden Euro sinken. Etwa 1 Milliarde Euro davon soll bei der Tochter Dea anfallen, die diese Investitionen laut RWE selbst zu finanzieren hat. Die übrigen 2 Milliarden Euro will der Konzern praktisch nur noch für Instandhaltungen aufwenden. Neue kapitalintensive Projekte sind demnach vom Jahr 2016 an nicht vorgesehen. Erst im Frühjahr hatte der Versorger das Investitionsziel für die Jahre von 2013 bis 2015 auf durchschnittlich etwa 4,3 Milliarden Euro inklusive der Dea-Projekte zusammengestrichen.
Schon bei nächster Gelegenheit will RWE auch seine Eigentümer sparen lassen: Im September hat der Konzern angekündigt, die Dividende für das Jahr 2013 von 2 Euro im Vorjahr auf 1 Euro zu halbieren. Auch langfristig soll die Ausschüttung schrumpfen. RWE plant, für die "folgenden Geschäftsjahre" Dividenden zwischen 40 und 50 Prozent des nachhaltigen Nettoergebnisses auszuschütten. Zuvor war noch eine Quote zwischen 50 und 60 Prozent des um verschiedene Sonderfaktoren bereinigten Gewinns vorgesehen. Mit den einbehaltenen Überschüssen will Konzernchef Peter Terium nach eigenen Worten die Schulden senken.
Das scheint nötig: Die Nettoverbindlichkeiten sind mehr als zweimal so hoch wie das Eigenkapital. Seit Jahresbeginn hat RWE die Schulden allerdings etwas gesenkt. Ende September hatte der Konzern noch Nettoverbindlichkeiten von 30,8 Milliarden Euro - 2,2 Milliarden Euro weniger als am Ende des Jahres 2012. Ursache für die Verbesserung ist vor allem ein Plus beim Free Cash Flow. Die Kennzahl stieg im Neunmonatszeitraum gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Milliarden Euro.
Mit seinen Sparbemühungen steht RWE unter den Energieversorgern indes nicht alleine da. Deutschlands größter Energiekonzern E.ON etwa plant, Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 11 Gigawatt abzuschalten. Die Nummer 3 unter den deutschen Versorgern, EnBW, reagiert auf die Energiewende mit einem Komplettumbau des Konzern.
DJG/hev/bam
Dow Jones Newswires
Von Hendrik Varnholt
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