16.07.2013 15:42:33

ROUNDUP/'SZ': Versorger schließen Verlust-Kraftwerke

    ESSEN/BERLIN (dpa-AFX) - Die Strombranche schließt Gas- und Kohlekraftwerke, weil sie wegen der Energiewende rote Zahlen schreiben. Von den bundesweit rund 90.000 Megawatt Erzeugung könnten bis zu 20 Prozent zur Disposition stehen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstag) unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Vorstand eines Versorgers. Dutzende Kraftwerke stünden vor dem vorübergehenden oder dauerhaften Aus. Kritiker warfen den Konzernen vor, sie wollten nur politischen Druck erzeugen, um neue Subventionen durchzusetzen.

    "Die Versorgungssicherheit ist nicht gefährdet", betonte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur. Insgesamt lägen etwa 15 Stilllegungsanzeigen vor. Die Behörde rechne nicht mit 20 Prozent, sondern mit einer wesentlich geringeren Quote im einstelligen Prozentbereich, hieß es aus einer gut informierten Quelle der Bundesnetzagentur. Fachleute halten allerdings Probleme im Netz vor allem in Süddeutschland für möglich, weil dort Atomkraftwerke abgeschaltet wurden und noch kein ausreichender Ersatz insbesondere durch Windstrom da ist.

    Bundesweit ist eigentlich mehr als genug Strom da: 2012 wurden maximal knapp 87 Gigawatt verbraucht. Zu der konventionellen Erzeugungskapazität von - nach verschiedenen Angaben - 90 bis 100 Gigawatt kommen noch 65 Gigawatt erneuerbare Energie. Abschaltungen größerer Kraftwerke können trotzdem die Netze stark belasten. Seit Ende 2012 müssen deshalb Kraftwerksstilllegungen gemeldet werden. Die Bundesnetzagentur kann sie untersagen, wenn die Kraftwerke "systemrelevant" sind. Die Betreiber müssen sie dann für bis zu fünf Jahre betriebsbereit halten und bekommen dafür eine Entschädigung.

    Kraftwerksstilllegungen haben viele Betreiber seit Ende vergangenen Jahres angekündigt. Der größte deutsche Versorger Eon will etwa bis 2015 europaweit elf Gigawatt vom Markt nehmen und zieht sich aus der Produktion des Steinkohlekraftwerkes Kiel zurück, RWE prüft in einem aufwendigen Verfahren jeden einzelnen Block und plant nach den Worten eines Sprechers ebenfalls eine deutliche Verringerung der Kapazität. Die EnBW in Karlsruhe kündigte Anfang Juli die Stilllegung von vier Kraftwerksblöcken mit einer Gesamtleistung von 668 Megawatt an.

    Die Ursachen sind bei allen Entscheidungen dieselben: Durch das große Angebot an erneuerbaren Energien hat sich der Börsenpreis für Strom so stark verringert, dass sich vor allem Gas- aber auch Kohlekraftwerke nicht mehr rechnen. Der Stadtwerkeverbund Trianel rechnet zum Beispiel für sein neues 750-MW-Steinkohlekraftwerk im westfälischen Lünen im ersten kompletten Betriebsjahr 2014 in der Vollkostenrechnung mit rund 100 Millionen Euro Verlust.

    Umstritten ist aber die Verantwortung für die Überkapazitäten im Netz: Befürworter der Erneuerbaren wie der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell werfen den Konzernen vor, zu spät und zu wenig in umweltfreundliche Kraftwerke investiert zu haben. Während sie nach außen mit Abschaltung drohten, seien acht neue Kohlekraftwerke im Bau, drei weitere in Planung./rs/DP/jha

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