Wegen Energiewende |
04.03.2014 08:52:32
|
Milliardenverlust: RWE schließt 2013 tiefrot ab
Unter dem Strich hat sich der Ausbau der Erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr drastisch auf das Konzernergebnis ausgewirkt. RWE fuhr nach Steuern und Dritten einen Verlust von 2,76 Milliarden Euro ein. Noch im Jahr 2012 war dem Versorger netto ein Gewinn von 1,31 Milliarden Euro geblieben. In den Zahlen des Jahres 2013 allerdings schlugen sich mehrere Wertkorrekturen nieder: Im zweiten Quartal fielen Abschreibungen von 800 Millionen Euro in den Niederlanden an. Für das Schlussquartal meldete RWE zusätzliche Wertverringerungen von 3,3 Milliarden Euro. Insgesamt bezifferte das Unternehmen die Abschreibungen des vergangenen Jahres auf 4,8 Milliarden Euro. Sie sind größtenteils Folge der verschlechterten Ertragsaussichten im Kraftwerksgeschäft.
Auf das nachhaltige Nettoergebnis, an dem RWE die Dividendenzahlung bemisst, aber haben derartige Sondereffekte keinen Einfluss. Die Kennzahl blieb deshalb trotz eines im Vergleich zu den Erwartungen stärkeren Rückgangs deutlich positiv: Der nachhaltige Nettogewinn verringerte sich im vergangenen Jahr auf 2,31 Milliarden Euro, nach 2,46 Milliarden Euro im Jahr 2012. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem moderateren Rückgang auf 2,41 Milliarden Euro gerechnet. Auch gemessen an der konzerneigenen Prognose hat sich das nachhaltige Nettoergebnis etwas schlechter entwickelt, RWE hatte einen Wert von rund 2,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Der Umsatz stieg leicht um 1,6 Prozent auf 54,07 Milliarden Euro. Dabei spielten aber auch durchlaufende Posten wie die Erneuerbare-Energien-Umlage eine Rolle. Das Betriebsergebnis verringerte sich im Jahr 2013 von 6,42 Milliarden Euro auf 5,88 Milliarden Euro.
Der trotz allem relativ gute Schein der operativen Kennzahlen allerdings ist trügerisch - in die Zahlen nämlich floss im vergangenen Jahr eine Einmalzahlung des russischen Gaslieferanten Gazprom ein, mit dem sich RWE auf neue Preiskonditionen und eine Zahlung von rund 1 Milliarde Euro geeinigt hatte. Weil zum einen ein solcher Effekt in diesem Jahr nicht zu erwarten ist und sich zum anderen sinkende Großhandelsstrompreise immer stärker bemerkbar machen, rechnet der Konzern für das Jahr 2014 mit einem Einbruch auch bei den um Sondereinflüsse bereinigten Zahlen: RWE erneuerte am Dienstag die eigene Prognose, nach der das nachhaltige Nettoergebnis in diesem Jahr auf einen Wert zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Euro einbrechen dürfte. Das Betriebsergebnis sieht RWE bei 4,5 bis 4,9 Milliarden Euro. Einige Analysten dürfte dies erleichtern. Sie hatten für möglich gehalten, dass RWE die Prognose angesichts weiter geschrumpfter Großhandelsstrompreise senkt.
Im vorbörslichen Handel sorgten die Daten des Konzerns denn zunächst auch für relativ gute Stimmung. "Die Zahlen von RWE haben das Potenzial, die Börse sogar positiv zu überraschen", sagte ein Händler am frühen Dienstagmorgen. Bei Lang & Schwarz notierte die Aktie des Unternehmens zunächst mit fast 3 Prozent im Plus, gab die Gewinne aber wieder ab und drehte 0,6 Prozent ins Minus.
RWE reagiert auf seine Schwierigkeiten mit einem Sparprogramm, das auch die Aktionäre trifft: Den Anteilseignern soll für das Jahr 2013 eine Dividende von nur noch 1 Euro vorgeschlagen werden. Ein Jahr zuvor war die Ausschüttung doppelt so hoch ausgefallen. Über den Plan für eine Halbierung hatte der Konzern zuerst im November berichtet, RWE bestätigte das Vorhaben nun. Das Unternehmen plant nach früheren Angaben zudem, bis zum Jahr 2016 weitere rund 6.750 Stellen abzubauen. Darüber hinaus müssen die außertariflich bezahlten Mitarbeiter in diesem Jahr auf Gehaltserhöhungen verzichten.
Die vier Vorstandsmitglieder von RWE sparen auch bei sich selbst. Sie wollen ihre Gehälter in diesem Jahr um zusammen 500.000 Euro kürzen. Die obersten RWE-Chefs und rund 1.600 leitende Angestellte des Konzerns sollen allerdings einen Bonus erhalten, wenn der Konzern bis zum Jahr 2016 beim Schuldenabbau deutlich vorankommt. Entsprechende Pläne für einen MTIP genannten Inzentivierungsplan bestätigte RWE nun im eigenen Geschäftsbericht. Das Wall Street Journal Deutschland hatte darüber Anfang Februar berichtet.
Angesichts schrumpfender Gewinne betrachtet RWE den Abbau der Verbindlichkeiten als eines seiner wichtigsten Ziele und will die Nettoverschuldung langfristig auf einen Wert von höchstens dem dreifachen Jahresergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verringern. Dem Ziel allerdings ist der Versorger im vergangenen Jahr nur wenig näher gekommen, die Verschuldungskennzahl verbesserte sich nur leicht von 3,54 auf 3,50. Das entspricht Nettoverbindlichkeiten am Ende des Jahres 2013 von 30,67 Milliarden Euro.
Für Besserung in den nächsten Jahren soll unter anderem Zurückhaltung bei den Investitionen sorgen. RWE will die Ausgaben von 4,62 Milliarden Euro im vergangenen Jahr bis zum Jahr 2016 nach früheren Angaben auf ein Mindestmaß von nur noch rund drei Milliarden Euro senken. Wie der Konzern nun berichtete, ist zudem vorgesehen, die Stromerzeugungskapazität noch stärker als ohnehin schon geplant zu kürzen. Das Unternehmen will dazu das Gaskraftwerk Claus C einmotten und Stromlieferverträge kündigen. Das soll die Erzeugungskapazität insgesamt um weitere 2,3 Gigawatt verringern. Schon im vergangenen Jahr hatte RWE angekündigt, rund 4,3 Gigawatt Erzeugungskapazität abzubauen. Das allein entspricht der Leistung von mehr als drei Atomkraftwerksblöcken.
In seinem Bemühen um Kostensenkungen sieht sich RWE insgesamt weit fortgeschritten. Das Ziel, mit dem eigenen Sparprogramm das Betriebsergebnis bis Ende 2014 um 1 Milliarde Euro zu verbessern, sei schon im vergangenen Jahr erreicht worden, teilte der Konzern mit. Das Gesamtsparziel von 1,5 Milliarden Euro sei voraussichtlich schon im Jahr 2016 und damit ein Jahr früher als vorgesehen zu erreichen.
Außer durch Konstensenkungen will RWE mit den schon seit längerem geplanten Verkäufen der Öl- und Gasfördertochter Dea und der Anteile an dem Nukleardienstleister Urenco die Finanzen aufbessern. Beim Dea-Verkauf sieht sich der Konzern nun kurz vor einem Vertragsabschluss: Er hofft nach den Angaben aus seinem Geschäftsbericht, noch im angefangenen Jahr eine entsprechende Vereinbarung mit einem Käufer schließen zu können.
DJG/hev/kla
Dow Jones Newswires
Von Hendrik Varnholt
ESSEN
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links:
Nachrichten zu RWE AG St.mehr Nachrichten
31.01.25 |
Handel in Frankfurt: DAX nachmittags mit Zuschlägen (finanzen.at) | |
31.01.25 |
EQS-PVR: RWE Aktiengesellschaft: Release according to Article 40, Section 1 of the WpHG [the German Securities Trading Act] with the objective of Europe-wide distribution (EQS Group) | |
31.01.25 |
EQS-PVR: RWE Aktiengesellschaft: Veröffentlichung gemäß § 40 Abs. 1 WpHG mit dem Ziel der europaweiten Verbreitung (EQS Group) | |
31.01.25 |
Zuversicht in Frankfurt: LUS-DAX präsentiert sich mittags fester (finanzen.at) | |
31.01.25 |
Freundlicher Handel in Frankfurt: DAX fester (finanzen.at) | |
31.01.25 |
Starker Wochentag in Frankfurt: DAX beginnt Freitagshandel in der Gewinnzone (finanzen.at) | |
30.01.25 |
XETRA-Handel: Börsianer lassen DAX zum Ende des Donnerstagshandels steigen (finanzen.at) | |
30.01.25 |
Pluszeichen in Frankfurt: DAX am Nachmittag mit positivem Vorzeichen (finanzen.at) |
Analysen zu RWE AG St.mehr Analysen
27.01.25 | RWE Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
20.01.25 | RWE Buy | Deutsche Bank AG | |
20.01.25 | RWE Market-Perform | Bernstein Research | |
14.01.25 | RWE Market-Perform | Bernstein Research | |
13.01.25 | RWE Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Aktien in diesem Artikel
RWE AG St. | 29,73 | 0,75% |