14.07.2016 15:50:50
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MÄRKTE EUROPA/Börse steckt Zinsüberraschung überraschend gut weg
Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Donnerstag ist ein Börsentag voller Überraschungen: Erst senkt die Bank of England die Zinsen überraschenderweise nicht, und dann lässt das die Aktienmärkte überraschend kalt. Zwar sind Dax & Co unmittelbar nach der Zinsentscheidung in London kurz in die Knie gegangen. Die Kurse haben den "Knick" aber rasch wettgemacht und liegen am Nachmittag wieder klar im Plus. Für den DAX geht es um 1,5 Prozent auf 10.080 Punkte nach oben und für den Euro-Stoxx-50 um 1,6 Prozent auf 2.972 Punkte. Der Londoner "Footsie" bleibt allerdings mit einem Plus von 0,5 Prozent etwas zurück, der Index wird vom starken Pfund Sterling gebremst.
Am Londoner sogenannten Zinsswap-Markt, wo Investoren Zinserwartungen handeln, war eine Senkung des Leitzinses der Bank of England um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent laut Beobachtern mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 70 Prozent eingepreist. Doch es kam anders, die Notenbank hat den Leitzins bei 0,50 Prozent belassen. Nur einer von neun Notenbankern votierte für eine Zinssenkung.
DAX kommt mit Verspätung unter die Räder Als diese Nachrichten gegen 13.00 Uhr MESZ über die Bildschirme der Aktienhändler liefen, drückten diese auf die "Sell"-Taste. Das Kuriose: Während der Terminkontrakt auf den DAX innerhalb von Sekunden um mehr als 100 Punkte einbrach, brauchte der Kassa-DAX geschlagene 15 Minuten, um diesen Rücksetzer zu vollziehen. Grund für das "Nachlaufen" des DAX war, dass die Kurse der 30 DAX-Titel im Xetra-Kassahandel um 13.00 Uhr in eine Auktion gehen und damit eine Berechnung des DAX erschweren.
Anschließend holten die Aktienkurse die Verluste aber rasch wieder auf. "Dann kommt die Zinssenkung eben im August", lautet das lapidare Statement eines Aktienhändlers angesichts der ausgebliebenen Zinssenkung und der ebenso überraschenden Gelassenheit der Investoren an den Aktienmärkten. Gekauft werden Aktien der britischen Banken, für die eine Zinssenkung die Geschäfte laut Händlern erschwert hätte. Barclays, Lloyds Banking und Royal Bank of Scotland legen zwischen 1,1 und 3,3 Prozent zu.
Die Bank of England sitze quasi zwischen den Stühlen, sagt der Händler. Einerseits würde sie mit einer Zinssenkung ein psychologisch wichtiges Signal aussenden, der britischen Wirtschaft rasch zur Seite zu stehen. Andererseits sei die Bank of England auch verpflichtet, "erst die Fakten zu analysieren und nicht vorschnell zu agieren". Und für eine Analyse der Auswirkungen des Brexit-Votums sei es wenige Wochen nach dem Referendum noch zu früh.
Pfund Sterling ist der große Profiteur Am Devisenmarkt ist das Pfund Sterling der große Profiteur der ausgebliebenen Zinssenkung. Zum US-Dollar schoss das Pfund in der Spitze bis auf 1,3479 Dollar nach oben. Das ist der höchste Kurs des auch "Cable" genannten Währungspaares im Juli. Am Nachmittag hat der Kurs wieder auf 1,3317 Dollar nachgegeben, liegt damit aber noch immer mit fast 2 US-Cent im Plus. Auch zum Euro, Yen und Schweizer Franken hat das Pfund stark aufgewertet.
Am Londoner Bondmarkt sind britische Anleihen stark unter Druck geraten, die Renditen steigen vor allem bei den Papieren mit kurzen Laufzeiten kräftig. Bill Street vom US-Vermögensverwalter State Street rechnet "schon bald" mit einer geldpolitischen Lockerung, spätestens auf der nächsten Sitzung der BoE am 4. August. Dies finde zeitgleich mit der Veröffentlichung des Inflationsberichts statt. Damit biete sich der Bank eine gute Gelegenheit, auf die Brexit-Entscheidung zu reagieren. Zudem werde die Notenbank voraussichtlich die Anleihekäufe erhöhen.
Kursverluste müssen die Preise für Gold und Silber hinnehmen. Vor allem Gold als keinen Zins abwerfendes Asset gilt als Anlagealternative in Zeiten niedriger oder gar negativer Zinsen. Die Feinunze gibt um 1,6 Prozent auf 1.323 Dollar nach. Die Feinunze Silber handelt 1,2 Prozent schwächer bei 20,18 Dollar.
Monsanto packt die Giftpille aus Am deutschen Aktienmarkt sind BASF mit einem Kursgewinn von 3,7 Prozent der größte Gewinner im DAX. Der Saatguthersteller Monsanto, den Bayer übernehmen will, erwägt offenbar den Kauf der Agrarsparte von BASF. Das berichtet die Agentur Bloomberg und beruft sich auf mit der Sache vertraute Personen. An der Börse wird das als "Giftpille" für Bayer gesehen, denn für die Leverkusener dürfte eine Übernahme von Monsanto ohne deren Agrarsparte weniger interessant sein. Bayer-Aktien steigen dennoch um 1,1 Prozent. Etliche Analysten und Händler hatten den Kaufpreis für Monsanto als zu hoch kritisiert.
Aktien des Düngemittelproduzenten K+S verteuern sich um 4,7 Prozent. Der US-Wettbewerber Mosaic schließt eine Mine mit einer Kapazität von 2,6 Millionen Tonnen in Kanada. Das treibt die Kali-Preise und damit auch die Aktien der Kaliproduzenten wie K+S nach oben.
Infineon will das US-Unternehmen Wolfspeed für 850 Millionen Dollar in bar übernehmen. Besitzer von Wolfspeed ist der Halbleiterausrüster Cree, der Wolfspeed ursprünglich an die Börse bringen wollte. Der Infineon-Kurs steigt um 2,6 Prozent. Die Übernahme soll sich vom ersten Tag an positiv auf die Marge und den Gewinn je Aktie auswirken, erklärte Infineon.
US-Gerichtsurteil lässt SolarWorld einbrechen Solarworld brechen um 10 Prozent ein. In einem schon lange währenden Rechtsstreit mit dem Siliziumlieferanten Hemlock Semiconductor hat das zuständige US-Gericht einem Antrag von Hemlock zum weiteren Verfahrensprozedere stattgegeben. In der Sache selbst sei damit jedoch noch kein Urteil gefällt, teilte Solarworld mit.
Papiere der Software AG steigen um 7,7 Prozent. Der Software-Programmierer hat die Prognosespanne für die Gewinnmarge in diesem Jahr erhöht. Der Kurs des Automobilzulieferers Hella steigt um 2,5 Prozent. Das Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsjahr die Konsensprognosen der Analysten leicht übertroffen. Für Fielmann geht es nach Vorlage der Zweitquartalszahlen um 2,5 Prozent nach unten. Sowohl Umsatz als auch Gewinn liegen leicht unter den Konsensprognosen von Analysten.
In Mailand steigen UniCredit um 5 Prozent. Die Citigroup hat die Aktie von "Neutral" auf "Kaufen" erhöht. Die Citigroup begründet die Hochstufung vor allem mit den raschen Beteiligungsverkäufe der FinecoBank und der Bank Pekao nach dem Amtsantritt des neuen CEO Jean-Pierre Mustier.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.971,86 1,56 45,72 -9,05 Stoxx-50 2.880,23 1,20 34,22 -7,10 DAX 10.080,38 1,51 149,67 -6,17 MDAX 20.538,53 0,79 161,93 -1,14 TecDAX 1.633,30 0,49 7,96 -10,78 SDAX 8.981,28 0,57 50,97 -1,29 FTSE 6.701,04 0,46 30,64 7,35 CAC 4.395,97 1,40 60,71 -5,20Bund-Future 166,38 -84 7,29
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:27 Mi, 17.14 Uhr % YTD EUR/USD 1,1111 -0,05% 1,1116 1,1109 +2,3% EUR/JPY 117,5807 +0,15% 117,4046 115,77 -18,7% EUR/CHF 1,0889 -0,40% 1,0933 1,0929 +0,1% EUR/GBP 0,8349 -1,09% 0,8385 1,1897 +13,4% USD/JPY 105,86 +0,17% 105,68 104,20 -9,8% GBP/USD 1,3310 +0,39% 1,3258 1,3217 -9,7%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,61 44,75 +1,9% 0,86 +8,9% Brent/ICE 47,34 46,26 +2,3% 1,08 +10,6%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.321,97 1.347,50 -1,9% -25,53 +24,6% Silber (Spot) 20,07 20,36 -1,4% -0,29 +45,2% Platin (Spot) 1.086,80 1.096,50 -0,9% -9,70 +21,9% Kupfer-Future 2,24 2,24 -0,0% -0,00 +4,0% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
DJG/bek/ros
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July 14, 2016 09:20 ET (13:20 GMT)
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