29.01.2018 16:22:47

MÄRKTE EUROPA/Aktien behauptet - Anleihekurse stark unter Druck

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Während die Börsen in Europa einen sehr ruhigen Start in die neue Woche zeigen, geht es am Anleihemarkt mit den Kursen steil bergab. Die Aktien-Indizes notieren wenig verändert, nachdem am Vormittag noch rote Vorzeichen vorherrschten. Dass in Deutschland in den kommenden Tagen Warnstreiks erwartet werden, ist der Stimmung für Aktien nicht zuträglich. Von politischer Seite kommen eher leicht negative Impulse: Während in Berlin die Koalitionsverhandlungen zwar begonnen haben, es dabei aber schon wieder erste Probleme zu geben scheint, deuten in Italien Umfragen darauf hin, dass die Anti-System-Partei des Komikers Beppe Grillo vorne liegt.

Der DAX notiert kaum verändert bei 13.336 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 handelt mit 3.647 Punkten ebenfalls fast genau auf dem Niveau vom Freitag. Am Anleihemarkt ziehen die Renditen kräftig an. Die Rendite 5-jähriger deutscher Staatsanleihen hat erstmals seit 2015 mit 0,004 Prozent kurzzeitig wieder im positiven Bereich gelegen. Die Zehnjahresrendite beträgt 0,69 Prozent, am Freitag lag sie noch bei 0,63 Prozent.

Für Druck sorgen die zunehmenden Erwartungen einer allmählich strafferen Geldpolitik in Europa. Die positiven Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi über die europäische Konjunktur lassen nach Einschätzung von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, kaum noch Spielraum für eine expansive Geldpolitik. An der Börse wird das so verstanden, dass die Ära des billigen Geldes sich dem Ende nähert und Käufe von negativ rentierenden Anleihen immer weniger Sinn ergeben.

In die gleiche Kerbe schlägt Klaus Knot. Nach Ansicht des niederländischen Zentralbankchefs müssen die Anleihenkäufe der EZB "so schnell wie möglich" aufhören. Ein Ende im September biete die Möglichkeit für eine Zinserhöhung 2019. Knot gilt als Falke im EZB-Rat, also als Anhänger einer straffen Geldpolitik.

Der Renditeanstieg drückt auf die zinssensitiven Aktien. So verliert der Subindex der Versorger 0,6 Prozent. Tagesverlierer sind bislang die Nahrungsmittelaktien mit einem Minus von 0,8 Prozent. Für den Telekomsektor mit seinen traditionell hohen Dividendenrenditen geht es um 0,5 Prozent nach unten. Steigt das Zinsniveau am Anleihemarkt verlieren hohe Dividendenrediten tendenziell als Kaufargument an Bedeutung.

Dialog und AMS deutlich im Plus

Technologieaktien, sonst auch oft Leidtragende steigender Zinsen, halten sich dagegen gut und legen im Schnitt um 0,6 Prozent zu. Aus dem Sektor gibt es sehr gute Geschäftszahlen vom Apple-Zulieferer AMS. Nach Rekordzahlen und einem starken Ausblick geht es für AMS um 18 Prozent nach oben. Das österreichische Unternehmen rechnet nun von 2016 bis 2019 mit einem Umsatzwachstum von 60 statt 40 Prozent.

Das sorgt auch für Auftrieb bei anderen Aktien der Branche und bei Apple-Zulieferern wie Dialog Semiconductor, nachdem hier zuletzt Spekulationen über eine schwache Nachfrage nach dem iPhone X eher für Druck gesorgt hatten. Dialog gewinnen 2,2 Prozent an, für STMicro geht es um 2,3 Prozent nach oben.

Der französische Pharmakonzern Sanofi (minus 1,1 Prozent) hat mit einem Übernahmeangebot den Wettbewerber Novo Nordisk (minus 0,6 Prozent) beim Biotechunternehmen Ablynx (plus 18 Prozent) ausgestochen. Die Franzosen bieten 45 Euro je Aktie und bewerten die Belgier so mit 3,9 Milliarden Euro. Das abgeschmetterte Angebot der Dänen belief sich dagegen lediglich auf ein Volumen von 2,6 Milliarden Euro.

Erleichterung nach Wirecard-Zahlen

Für Wirecard geht es um 1,2 Prozent aufwärts. Händler sind nach neuen Geschäftszahlen erleichtert, nachdem in der vergangenen Woche wieder einmal ein negativer Analystenbericht den Kurs deutlich gedrückt hatte. Der Umsatz lag 2017 mit 1,49 Milliarden Euro leicht über der Schätzung von 1,47 Milliarden Euro, der operative Gewinn übertraf mit 412 Millionen Euro die Schätzung ebenfalls leicht. Daneben hat das Unternehmen den Ausblick auf das laufende Jahr bestätigt.

Im DAX profitieren VW-Vorzüge mit einem Plus von 1 Prozent von einer Kaufempfehlung der Analysten von Bank of America-Merrill Lynch. Sollte sich das Unternehmen, wie an der Börse diskutiert, in den kommenden Jahren aufspalten, sehen die Analysten noch weiteres Aufwärtspotenzial. Der Autosektor insgesamt legt um 0,3 Prozent zu. Dass es in der Branche Abgastests zunächst mit Affen und dann auch Menschen gegeben haben soll, sorgt zwar für Empörung, nicht aber negative Kursreaktionen auf dem Börsenparkett.

Urteil stützt Airbus

Für die Airbus-Aktie geht es um 1,3 Prozent nach oben. Das Scheitern einer Klage von Boeing gegen Bombardier ist laut Händlern nicht nur eine gute Nachricht für die Kanadier, sondern auch für Airbus. Die Entscheidung bedeutet, dass das US-Handelsministerium seine Absicht nicht weiter verfolgen kann, Zölle von bis zu 300 Prozent auf Importe der neuen C-Series-Jets von Bombardier in die USA zu erheben. Airbus hält die Mehrheit an dem C-Series-Projekt.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.642,28 -0,14 -5,13 3,95

Stoxx-50 3.253,17 -0,18 -5,88 2,37

DAX 13.327,25 -0,10 -12,92 3,17

MDAX 27.034,83 0,03 8,89 3,18

TecDAX 2.674,88 0,34 9,15 5,77

SDAX 12.482,13 -0,80 -100,24 5,01

FTSE 7.668,64 0,04 3,10 -0,29

CAC 5.528,63 -0,01 -0,52 4,07

Bund-Future 158,86 -0,94 -1,8

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:22 Fr, 17.10 % YTD

EUR/USD 1,2363 -0,43% EUR/USD 1,2424 +2,9%

EUR/JPY 134,54 -0,28% EUR/JPY 135,00 -0,5%

EUR/CHF 1,1561 -0,33% EUR/CHF 1,1624 -1,3%

EUR/GBP 0,8779 +0,01% EUR/GBP 1,1414 -1,3%

USD/JPY 108,83 +0,14% USD/JPY 108,65 -3,4%

GBP/USD 1,4083 -0,42% GBP/USD 1,4182 +4,2%

Bitcoin Bitcoin

BTC/USD 11.060,01 -3,74% BTC/USD 11.204,00 -23,00

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 65,42 66,14 -1,1% -0,72 +8,2%

Brent/ICE 69,76 70,52 -1,1% -0,76 +4,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.343,32 1.349,58 -0,5% -6,26 +3,1%

Silber (Spot) 17,21 17,41 -1,1% -0,20 +1,6%

Platin (Spot) 1.011,05 1.011,30 -0,0% -0,25 +8,8%

Kupfer-Future 3,19 3,19 -0,0% -0,00 -3,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/gos

(END) Dow Jones Newswires

January 29, 2018 10:23 ET (15:23 GMT)

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