Geplante Übernahme 27.01.2023 17:58:00

Lufthansa-Aktie in Grün: Absichtserklärung für den Einstieg bei Ita Airways unterschrieben - Firmensitz auf dem Prüfstand

Lufthansa-Aktie in Grün: Absichtserklärung für den Einstieg bei Ita Airways unterschrieben - Firmensitz auf dem Prüfstand

Das Finanzministerium in Rom unterzeichnete am Freitag eine gemeinsame Absichtserklärung und kündigte damit nun exklusive und intensive Verhandlungen mit dem deutschen Konzern über eine Teilübernahme an. Das teilte das Ministerium als Alleineigner des Nachfolgeunternehmens der traditionellen Alitalia mit.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur stehen noch keine konkreten Kaufsummen in dem von der Lufthansa, dem Ministerium und Vertretern von Ita unterschriebenen Memorandum of Understanding, also der offiziellen Absichtserklärung. Das Geld soll über eine Kapitalerhöhung in das Unternehmen fließen.

Lufthansa strebt zunächst eine Minderheitsbeteiligung an, will sich aber bereits beim Einstieg Optionen für den Erwerb der übrigen Anteile sichern. Für die exklusiven Verhandlungen haben sich die Partner dem Vernehmen nach 60 Arbeitstage Zeit gegeben, so dass noch im April eine grundsätzliche Einigung stehen könnte. Danach würde die wettbewerbsrechtliche Überprüfung durch die EU-Kommission folgen. Lufthansa erwartet Verhandlungen zur Ausgestaltung der Beteiligung ebenso wie zur operativen Einbindung in den Konzernverbund.

Die Ita war im Oktober 2021 als inoffizielle und deutlich verkleinerte Nachfolgerin der Alitalia, die in der Corona-Krise endgültig aufgeben musste, an den Start gegangen. Das bereits stark sanierte Unternehmen hat seit seinem Start ausschließlich Verluste eingeflogen und musste weiter vom Staat gestützt werden, was die EU genehmigt hat. Mit rund 4000 Beschäftigten hat die Ita in ihrem Stammland einen Marktanteil von rund 20 Prozent.

Die Lufthansa versucht seit Jahrzehnten, auf dem wichtigen Markt jenseits der Alpen Fuß zu fassen, der auch mit einem starken US-Geschäft glänzt. Derzeit lockt der Konzern lediglich mit seiner Regionaltochter Air Dolomiti Umsteiger aus dem reichen Norditalien ans Drehkreuz München. Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti hofft auf den Abschluss eines Deals, von dem die ganze italienische Wirtschaft profitieren könne, wie er jüngst sagte.

Ein gemeinsamer Einkauf, eine höhere Auslastung sowie aufeinander abgestimmte Flugpläne gelten als Ansatzpunkte, um die Ita innerhalb weniger Jahre in die Gewinnzone zu bringen. Auch die Rechte an der alten Marke Alitalia sind im Besitz der Ita und könnten zu einem späteren Zeitpunkt wieder genutzt werden.

Die Deutsche Lufthansa AG hat in den zurückliegenden Jahren mehrere europäische Fluggesellschaften übernommen wie die Swiss, die Austrian Airlines sowie die belgische Sabena-Nachfolgerin Brussels Airlines. Letztere hatte Lufthansa in zwei Stufen übernommen und zunächst ebenfalls mit einer Minderheit begonnen. Als ein weiteres mögliches Übernahmeziel gilt die portugiesische Tap.

Lufthansa überprüft Köln als juristischen Firmensitz

Die Deutsche Lufthansa AG stellt ihren juristischen Firmensitz in Köln auf den Prüfstand. Die Überlegungen seien noch in einem sehr frühen Stadium, erklärte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Entgegen einem Medienbericht sei noch keine Vorentscheidung oder gar eine Entscheidung gefallen.

Lufthansa betreibt ihre beiden Drehkreuze in München und Frankfurt. Am Main verfügt der Konzern auch über das Lufthansa Aviation Center, aus dem das Unternehmen operativ gesteuert wird. Bereits in der Vergangenheit wurden die beiden Städte als mögliche Firmensitze gehandelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Bundesregierung die Neugründung einer staatlichen Fluggesellschaft zunächst in Köln betrieben. Dort wurde 1953 das Vorgänger-Unternehmen LUFTAG gegründet, das 1954 seinen Namen in Deutsche Lufthansa AG änderte und seitdem am Rhein seinen juristischen Sitz hat. Von den mehr als 100.000 Beschäftigten des Konzerns arbeiten aber nur noch wenige hundert in Köln.

Die Lufthansa-Aktie notierte im XETRA-Handel am Freitag letztlich 0,29 Prozent fester bei 9,76 Euro.

FRANKFURT/KÖLN/ROM (dpa-AFX)

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