Stephan Heibel-Kolumne 13.03.2013 15:40:00

Kapitalerhöhung der Commerzbank: Großer Schritt auf langem Weg

Kolumne

Die Folge: Sie verdienen 33 Prozent weniger mit ihren Aktien als zuvor. Die Aktie hat die Ankündigung deutlich kommentiert: Seit Dienstag-Mittag rutschte der Kurs des Commerzbank-Papiers deutlich in den Keller.

Warum nicht um 33 Prozent? Das wäre doch rechnerisch nachvollziehbar! Doch so einfach ist das nicht. Der Kurs bricht um weniger als 33 Prozent ein, weil der Schritt als solcher positiv gesehen wird. Mit den erwarteten Einnahmen von 2,5 Milliarden Euro wird die Commerzbank unter anderem ihre SoFFin-Einlage i.H.v. 1,6 Milliarden Euro vollständig zurückzahlen.

Diese staatliche Hilfe aus Zeiten der Finanzkrise muss die Commerzbank mit neun Prozent jährlich verzinsen. Ein teurer Spaß, den sich Vorstandschef Blessing gerne sparen würde. Nach der Kapitalerhöhung spart die Commerzbank also jährlich Zinsen in Höhe von neun Prozent. Von 1,6 Milliarden Euro sind das 144 Millionen Euro. Bei einem Gewinn von 0,10 Euro je Aktie bedeutet das weitere 0,015 Euro, also immerhin 15 Prozent mehr Gewinn je Aktionär – nach Kapitalerhöhung!

Selbiges geschieht mit der Allianz-Einlage, die damals im Nachgang zur Dresdner Bank-Verschiebung gewährt wurde (750 Millionen Euro), hier kommen nochmals sieben Prozent auf den Gewinn aus der Zinsersparnis hinzu.

Und zu guter Letzt wird die Kernkapitalquote durch die Kapitalerhöhung von 7,6 Prozent auf 8,6 Prozent erhöht, für mich der wichtigste Punkt in dieser Transaktion. Denn die europäischen Banken haben den Rettungsschirm genutzt, um ihre Immobilienleichen nur sukzessive aus den Kellern zu entfernen.

In den USA wurde mit der Brechstange aufgeräumt (TARP), daher sind die dortigen Banken heute schon einen guten Schritt weiter. Die Kurse der europäischen Banken haben sich bis heute noch immer nicht erholt. Nicht nur aufgrund der Schuldenkrisen der Club-Med Länder, sondern auch aufgrund des fehlenden Vertrauens internationaler Anleger in die Bilanzen hiesiger Banken. Wie sonst erklären Sie sich den Umstand, dass unser DAX-Mitglied Commerzbank noch immer nahe ihres Tiefs notiert, während gleichzeitig die 8.000er Marke ins Visier genommen wird?

Natürlich hätten Anleger sich gewünscht, die Commerzbank müsste den Schritt der Kapitalerhöhung erst zu einem wesentlich höheren Kurs unternehmen. Dann wäre die Verwässerung nicht so stark ausgefallen. Doch die Commerzbank hat ihre ehemals lukrativen Geschäftsfelder entweder verloren (Immobilienderivate) oder zum Ausgleich der Verluste verkaufen müssen. Es bleibt das relativ langweilige Privatkundengeschäft, mit dessen Gewinnen die Schulden zwar bedient, kaum jedoch abbezahlt werden können. Ein Kursanstieg ist vor diesem Hintergrund nicht zu erwarten.

Nach der Kapitalerhöhung kann die Commerzbank wieder anders kalkulieren (weniger Zinsbelastung) und auch wieder ein wenig freier agieren (weniger Staatseinfluss). Der Schritt wird heute zwar vom Markt abgestraft, ich halte ihn dennoch für richtig. Er stärkt die Bilanz und Handlungsfähigkeit der Commerzbank und wird mittelfristig neue Investoren anziehen. Zudem wird der umgekehrte Aktiensplitt (10:1) die Aktie aus dem unrühmlichen Pfennigaktienumfeld entfernen, was erneut neue Anleger motivieren wird.

Jetzt noch kaufen oder erst nach der Kapitalerhöhung? Das ist meiner Ansicht nach egal. Der Kurs wird bis Mitte Mai, für dann ist die Kapitalerhöhung terminiert, keine großen Bewegungen vollziehen, da Anleger ihr Pulver für die Kapitalerhöhung selbst trocken halten werden. Auch danach wird es meiner Einschätzung nach keinen schnellen Anstieg geben. Mittelfristig jedoch sollte die zweitgrößte Bank Deutschlands wieder in Richtung 1,70 Euro laufen können, ein Niveau, auf dem sie erst im November noch notierte.

In meinem Börsenbrief Heibel-Ticker gehe ich regelmäßig sowohl auf die Commerzbank und viele weitere Finanztitel als auch auf internationale Aktien sowie Unternehmensanleihen und Gold ein. Sie können sich gerne kostenfrei und unverbindlich in meinen Verteiler eintragen.

Stephan Heibel ist Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes und Betreiber der Finanzinformationsdienste Aktien-Meldungen und animusX. Seine Kunden sind Privatanleger, die mit einem vertretbaren Zeitaufwand ihre Anlageentscheidungen selber treffen möchten.
Mit dem Heibel-Ticker wird Hintergrundwissen über die Börsen vermittelt sowie aus einer Vielzahl an Informationen das für Privatanleger Wesentliche herausgefiltert. Stephan Heibel sagt dazu: "Die Heibel-Ticker Kundschaft fluktuiert kaum, sie wächst stetig."

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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