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25.03.2015 18:46:53

Germanwings-Unglück erschwert die Lage bei Airbus noch weiter

   Von Robert Wall

   LONDON (Dow Jones)--Der Absturz des Germanwings-Fluges 9525 erschwert die Lage beim Hersteller Airbus noch weiter. Denn der Flugzeugabsturz vom Dienstag, bei dem 150 Menschen ums Leben kamen, kommt mitten in einer noch nie dagewesenen Phase, in der das Unternehmen mehr Flugzeuge als jemals zuvor bauen und dabei auch viele neue Modelle einführen muss.

   Der abgestürzte Flieger der Lufthansa-Tochter Germanwings war ein A320, ein Arbeitstier mit nur einem Mittelgang, der bei vielen Fluggesellschaften weltweit zum Einsatz kommt. Kunden nutzen den A320 bereits seit fast drei Jahrzehnten, was den Flugzeugtyp zu einem der ältesten Modelle macht, die derzeit im Einsatz sind. Aber zugleich hat sich der A320 in den letzten Jahrzehnten auch als eines der zuverlässigsten Modelle erwiesen.

   Lufthansa hatte das betroffene Flugzeug 1991 ausgeliefert bekommen. Dort wurde es gemäß der Standards regelmäßig gewartet und erfuhr seine letzte umfangreichere Wartung im Sommer 2013. Vor dem Abflug war es zuletzt am Montag auf seine Flugtauglichkeit untersucht worden. Aber auch wenn die bisherige Unfallbilanz des A320 besser ist als die vieler anderer Flugzeuge, sorgt ein Unfall solch tragischen Ausmaßes natürlich immer dafür, dass die Checkliste des betroffenen Fliegers besonders gründlich untersucht wird, das Training und die Handlungen der Crew besonders intensiv auf den Prüfstand gestellt werden.

   Im Falle des A320 ist Alter aber sogar ein Zeichen von Güte. Wenn so viele verschiedene Airlines ein Flugzeug schon so lange im Betrieb haben und sich dabei so wenige Unfälle ereignet haben, ist kaum damit zu rechnen, dass die jetzt angelaufenen Untersuchungen einen systematischen Fehler bei dem Modell zutage fördern werden. Airbus wird seine eigenen Experten zu der Untersuchung schicken, die von der französischen Flugunfallbehörde BEA geleitet werden.

   Die Untersuchung wird also eine hohe Priorität bei den Airbus-Managern bekommen -- und das zu einem Zeitpunkt, wo sich Airbus eigentlich darauf konzentrieren wollte, die Produktion hochzufahren und Produktionsprobleme für eine Reihe von neu entworfenen Modellen wie zum Beispiel einer verbesserten Version des A320 in den Griff zu bekommen.

   Abstürze gehören leider zum Flugzeuggeschäft hinzu. Und daher dürfte der Absturz der Germanwings-Maschine auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf "keinen Einfluss auf die Pläne von Airbus nehmen", sagt etwa Nick Cunningham. Als Analyst bei Agency Partners in London beobachtet er das deutsch-französische Unternehmen seit geraumer Zeit. Airbus selbst sagte in einer Stellungnahme, der Konzern "unternehme das Äußerste, um die Untersuchung zu unterstützen, damit der Sicherheitsstandard unserer gesamten Industrie weiter erhöht wird". Airbus versicherte, das Unternehmen habe "ehrgeizige Pläne mit der A320-Familie von Flugzeugen, auch wenn diese angesichts der tragischen Ereignisse im Moment sekundär sind".

   Airbus, die sich mit der amerikanischen Boeing ein stetes Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz des erfolgreichsten Flugzeugbauers liefert, wartet auch immer noch auf die Ergebnisse einer Unfalluntersuchung in Asien aus dem letzten Dezember. Damals verunglückte ebenfalls ein A320, der unter der Flagge der Budget-Airline AirAsia flog, in Indonesien. Alle 162 Passagiere und Crewmitglieder kamen bei dem Unfall ums Leben. Nach Aufzeichnungen gab es Warnsignale im Cockpit, aber auch heute ist noch nicht klar, was den Alarm auslöste.

   Dennoch gilt der A320 als eines der sichersten Flugzeuge der Welt. Auf eine Million Flüge kommen lediglich 0,08 Zwischenfälle. Das ist in etwa das Niveau, das auch der Konkurrent Boeing mit der vergleichbaren 737 erreicht, und deutlich besser als das Ergebnis anderer Modelle.

   Doch die beiden jüngsten Zwischenfälle kommen zu einem kritischen Zeitpunkt, weil Airbus gerade jetzt die Produktion hochfahren möchte für den neuen Langstreckenjet A350, der gerade erst in Betrieb genommen wurde. Zudem versucht die Gesellschaft derzeit Probleme mit ihrem Militärflugzeug A400M zu lösen, das längst hätte in Betrieb gehen sollen und inzwischen deutlich teurer in der Entwicklung geworden ist als geplant. Und schließlich steht noch das verbesserte neue Modell A320 Neo an der Startrampe. Dort sollen spritsparende Motoren eingebaut werden, und die ersten Modelle sollen noch Ende diesen Jahres ausgeliefert werden.

   Bei Airbus ist man sich der Probleme bewusst. "Wir gehen unsere vielfältigen operativen Herausforderungen an", sagte Konzernchef Tom Enders im Februar.

   Etwa 107 Airbus A320, die 1991 -- dem Jahr der Auslieferung der Unglücksmaschine an Lufthansa -- oder vorher produziert wurden, sind derzeit noch im Einsatz. Aktuell produziert Airbus etwa 42 Flugzeuge dieses Typs pro Monat. Im Februar gab Airbus bekannt, den Ausstoß bis 2018 sogar auf 50 pro Monat erhöhen zu wollen -- inklusive der neuen spritsparenden Modelle. Und man überlegt in Toulouse, ob es möglich ist, sogar 60 Flieger des Typs im Monat zu produzieren. Mit dem A320Neo will Airbus sicherstellen, dass das erfolgreiche Modell der letzten drei Jahrzehnte auch weiterhin im Angebot bleibt.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/DJN/kgb/bam

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   March 25, 2015 13:34 ET (17:34 GMT)

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