Gazprom schönt Bilanz 14.08.2013 11:55:31

Energieversorger RWE mit Gewinneinbruch

Dafür verantwortlich waren vor allem Abschreibungen von 800 Millionen Euro auf Kraftwerke in den Niederlanden. Insgesamt sackte der operative Gewinn in der konventionellen Stromerzeugung um zwei Drittel ab. Wegen des Booms der erneuerbaren Energien sind die Großhandelsstrompreise deutlich gesunken, zudem sind die Anlagen schlechter ausgelastet. Auch das Ende der freien Zuteilung von CO2-Verschmutzungsrechten belastet RWE.

Die Bilanz wird noch von einem Sondereffekt geschönt. Ende Juni löste ein Schiedsgericht den langen Streit von RWE und dem russischen Gasriesen Gazprom über die Preise für russisches Gas. Das Urteil sieht eine Lockerung der starren Koppelung an den Ölpreis vor. Zudem erhielt RWE eine einmalige Kompensationszahlung, die sich nach früheren Angaben aus Unternehmenskreisen auf rund eine Milliarde Euro beläuft.

PROGNOSE BESTÄTIGT

Das ließ den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro steigen. Der für die Dividendenberechnung wichtige um diverse Bewertungseffekte und Sonderabschreibungen bereinigte sogenannte nachhaltige Nettogewinn stieg dank des Gazprom-Geldes um knapp 20 Prozent auf rund 2 Milliarden Euro. Die Ergebnisse lagen unter den Erwartungen der Analysten. Am Vortag hatte der Konkurrent Eon einen drastischen Gewinnrückgang gemeldet.

An der Prognose hielt RWE fest. Dank der Einmalzahlung von Gazprom rechnet der Konzern im Gesamtjahr noch mit einem halbwegs stabilen Gewinn. Das EBITDA soll bei rund 9 Milliarden Euro landen - nach 9,3 Milliarden im Jahr 2012. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss soll mit 2,4 Milliarden Euro etwa konstant bleiben.

KRAFTWERKE WERDEN ABGESCHALTET

Doch danach sieht es düster aus: Denn noch trifft RWE der Verfall der Strompreise nur gedämpft, da der Konzern seinen Strom bis zu drei Jahre im Voraus verkauft. Dieser Vorteil wird aber zunehmend abschmelzen. "Nun müssen wir mit aller Kraft gegensteuern", schrieb Vorstandschef Peter Terium im Geschäftsbericht.

Der Manager kündigte an, Kraftwerke mit einer Leistung von 3.100 Megawatt in Deutschland und den Niederlanden abzuschalten. Zudem will der Konzern sich von seinen Nutzungsrechten an Steinkohlekraftwerken mit einer Leistung von 1.200 Megawatt trennen. Dabei handelt es sich dem Vernehmen nach um Anlagen des Steag-Konzerns, der seit 2011 einem Konsortium von Ruhrgebietskommunen gehört.

TERIUM WILL SPAREN

Der Druck auf den seit gut einem Jahr amtierenden RWE-Chef ist groß. Seit Jahresbeginn hat RWE an der Börse fast ein Drittel an Wert verloren und ist damit der zweitschwächste Wert im Dax (DAX). Terium will zunächst vor allem sparen. Zuletzt sprach er von der "größten Branchenkrise aller Zeiten" und kündigte weitere Kostensenkungen an. Terium hatte bereits vor einem Jahr das Sparprogramm seines Vorgängers Jürgen Großmann verschärft. Nun sollen fast 10.500 Stellen wegfallen. Das soll bis 2015 die Kosten um rund eine Milliarde Euro drücken.

Inzwischen erwägt Terium laut "Handelsblatt" (Dienstag), das Sparziel sogar zu verdoppeln. Der drastische Verfall der Gewinne in der Stromerzeugung zwinge den Konzern, "noch einmal mindestens eine Milliarde Euro" zu sparen, zitierte die Zeitung aus Konzernkreisen. Allein bis zu 700 Millionen Euro könnte die Kraftwerkssparte beisteuern. Auch in der Verwaltung sind laut "Westdeutscher Allgemeiner Zeitung" (Montag) härtere Einschnitte geplant.

HOHE SCHULDEN

Zu einem großen Problem sind die Schulden geworden. In den vergangenen fünf Jahren sind diese wegen hoher Investitionen von 18 Milliarden auf nun 35 Milliarden Euro Ende Juni angeschwollen. Im Gesamtjahr will der Vorstand die Verbindlichkeiten dank deutlich gedrosselter Investitionen unter den Wert von 33 Milliarden Euro Ende 2012 drücken.

   DJG/hev/brb

   Dow Jones Newswires

Von Hendrik Varnholt

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