Schon wieder 30.06.2016 11:21:41

US-Tochter der Deutschen Bank reißt Fed-Stresstest

Zum zweiten Mal in Folge ist die US-Tochter des größten deutschen Geldhauses beim Stresstest der amerikanischen Notenbank durchgefallen. Die Federal Reserve (Fed) begründete dies am Mittwoch nach Börsenschluss mit "qualitativen Bedenken" besonders beim Risikomanagement und bei internen Kontrollen.

Die Fed hatte das Institut schon mehrfach kritisiert und es 2015 wegen seines Risikomanagements durchfallen lassen. Nun erklärte die Notenbank, es gebe zwar Fortschritte, aber Probleme bestünden weiter.

IWF-STUDIE: DEUTSCHE BANK SORGT IM FINANZSYSTEM FÜR GROSSE RISIKEN

Am Markt fielen die Papiere der Deutschen Bank am Vormittag auf ein neues Rekordtief bei 12,05 Euro. Zuletzt konnte sich die Aktie wieder etwas erholen, stand mit einem Abschlag von fast drei Prozent auf 12,31 Euro aber immer noch am DAX-Ende. Neben dem US-Stresstest verwiesen Händler auf eine aktuelle Studie des Internationalen Währungsfonds IWF zum deutschen Finanzsektor.

Demnach trägt die Deutsche Bank durch ihre Verflechtungen zu anderen Firmen mehr zum systemischen Risiko im Finanzsektor bei als jede andere international tätige und als systemrelevant eingestufte Großbank - noch vor der britischen HSBC und der schweizerischen Credit Suisse.

"Unter den global tätigen Banken mit systemischer Bedeutung scheint die Deutsche Bank der wichtigste Nettolieferant von Systemrisiken zu sein", schrieben die Wissenschaftler in der am Donnerstag veröffentlichten Studie. Die Analyse der IWF-Experten bezieht sich dabei auf Aktienkursschwankungen zwischen Oktober 2007 bis Februar dieses Jahres und wie sich diese auf andere Finanzinstitute auswirkten.

DEUTSCHE BANK FÄLLT BEI FED WEGEN ZWEI GRÜNDEN DURCH

Die Fed-Aufseher beanstanden in ihrem Bericht den Kapitalplan der Deutschen Bank zum einen wegen umfassender und substanzieller Schwächen. Der zweite Grund: Die Bank habe unzureichende Fortschritte dabei gemacht, diese Schwächen auszumerzen und den Erwartungen der Aufseher zu genügen. Wegen des Nichtbestehens darf die US-Tochter keine Gewinne an die Mutter in Frankfurt abführen.

"Die angemessene Kapitalausstattung der Deutsche Bank Trust Corporation stand nie in Frage", kommentierte der Chef der neuen US-Dachgesellschaft der Deutschen Bank, Bill Woodley, die Ergebnisse. "Wir begrüßen, dass die Federal Reserve Fortschritte festgestellt hat, und werden die in diesem Jahr gewonnenen Erkenntnisse umsetzen, um unseren Kapitalplan für künftige CCAR-Prozesse zu verbessern." CCAR steht für "Comprehensive Capital Analysis and Review". Dieser Test befasst sich unter anderem mit internen Prozessen der untersuchten Institute.

VOM US-STRESSTEST HÄNGEN DIVIDENDENZAHLUNGEN UND AKTIENRÜCKKÄUFE AB

Auch die US-Gesellschaft der spanischen Banco Santander bestand den Test nicht, sie fiel ebenfalls zum zweiten Mal durch. Morgan Stanley wurde nur unter Vorbehalt durch den Stresstest gewunken. Das Institut hat jetzt bis zum 29. Dezember Zeit, um die kritisierten Schwächen abzustellen und seinen Kapitalplan zu verbessern. Alle anderen 30 Großbanken erhielten grünes Licht.

Für die Finanzinstitute geht es bei den Tests um Milliarden. Vom Urteil der Aufseher hängen unter anderem Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe ab.

FED WILL MIT TESTS NEUES LEHMAN-SZENARIO VERMEIDEN

Die Stresstests der US-Notenbank sollen sicherstellen, dass sich eine schwere Finanzkrise wie nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers vor bald acht Jahren nicht wiederholt. Seitdem müssen sich große Geldhäuser schärferen Kontrollen und Regeln unterwerfen.

Dazu gehört, dass die Fed die Kapitalausstattung und die internen Abläufe bei den Banken unter die Lupe nimmt. Sie prüft die Robustheit der Banken, indem sie ein Krisenszenario durchspielt. Erst bei bestandenem Test darf eine Bank Geld, das überschüssig ist, an die Eigner ausschütten.

Die CCAR-Ergebnisse wurden am Mittwoch veröffentlicht, nachdem in der Vorwoche alle 33 getesteten Banken die erste Stufe bestanden hatten. Die Fed hatte erklärt, im Krisenfall hätten die Banken ausreichend Kapitalreserven.

WASHINGTON/FRANKFURT (dpa-AFX)

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