Strategie auf Prüfstand |
06.10.2014 07:04:31
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Daumen runter für RWE-Chef Peter Terium
Doch nicht wenige RWE-Manager senken ob der Pläne ihres Chefs den Daumen. So jedenfalls berichtet es ein Beobachter der Veranstaltung, der hinzufügt: Das sei im wahrsten Sinne des Wortes gemeint.
Denn der Daumen liegt bereit: Er ist für jeden Teilnehmer zweimal auf Pappschilder gedruckt - einmal in Grün und nach oben gereckt, einmal in Rot nach unten gedreht. Der Chef stellt sich seinen Leuten, ist die Botschaft, die junge Mitarbeiter in RWE-T-Shirts unterstützen. Sie sollen zwischen den Stuhlreihen die Stimmung festhalten - als "iPad-Reporter".
Die Frage, die über allem steht: Stimmt die Strategie des Konzerns? Darauf heben schon in Essen bis zu einem Viertel der anwesenden Führungskräfte den roten Daumen, wie der Mann, der die Veranstaltungen per Videoübertragung beobachtete, später schätzt. An den übrigen Standorten sind die roten Daumen seiner Einschätzung nach gar in der Mehrheit. Eine RWE-Sprecherin will das nicht kommentieren, da es um "interne Prozesse" gehe.
Doch Terium dürfte das Stimmungsbild genau wahrgenommen haben. Schließlich hat er es dringend nötig, seine Mannschaft hinter sich zu versammeln: RWE steckt in der tiefsten Krise seiner Geschichte und muss sich neu erfinden. Die Energiewende macht dem Konzern schwer zu schaffen, mit konventionellen Kraftwerken lässt sich nicht mehr genügend Geld verdienen. Und ein tragfähiges neues Geschäftsmodell hat der Versorger noch nicht gefunden.
So fehlt RWE auch das Rezept, um seine immense Schuldenlast abzubauen. Verbindlichkeiten in Höhe von rund 31 Milliarden Euro plagen den Konzern. Um sich etwas Luft zu verschaffen, will RWE die Öl- und Gasfördertochter Dea an den russischen Milliardär Michail Fridman verkaufen. Doch der 5,1 Milliarden Euro schwere Deal könnte platzen: Die Genehmigungen mehrerer Länder stehen noch aus. Unklar ist derzeit insbesondere, ob Großbritannien seine Zustimmung gibt.
Bei einem zweiten Verkaufsanlauf dürfte RWE deutlich weniger Geld einnehmen, schätzen Analysten. In der Belegschaft sei die Unsicherheit deshalb groß, heißt es aus Arbeitnehmerkreisen: Fehlt ein Teil der für den Schuldenabbau eingeplanten Summe aus dem Dea-Verkauf, könnte der Druck zum Sparen noch steigen. Beobachter fragen sich allerdings, wie die Lücke gestopft werden könnte. RWE hat in den verschiedenen Sparten bereits so viele Sparprogramme aufgelegt, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Konzernweit soll die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 63.000 bis Ende 2016 auf 61.000 sinken. Und etliche Stellen sind bereits abgebaut worden: Ende 2012 arbeiteten noch 70.000 Menschen bei RWE.
Nicht einmal die Konzernzentrale in Essen ist vor dem Sparkurs sicher. In dieser Woche hat RWE das Gebäude an den amerikanischen Immobilienfonds Realty Capital Global Trust verkauft. Zwar gibt der Konzern den höchsten Turm des Ruhrgebiets nicht auf, sondern mietet ihn wieder zurück - dennoch ist die Maßnahme ein symbolträchtiges Signal dafür, wie ernst die Lage ist.
Für Peter Terium drängt die Zeit, er muss bald entscheidende Erfolge beim Umbau des Konzerns vorweisen. Widerstand aus der Belegschaft gegen seinen Kurs kann er auch deshalb nicht gebrauchen, weil es um seine persönliche Zukunft geht: Schon im kommenden Jahr dürfte der RWE-Aufsichtsrat über die Verlängerung seines Vertrages diskutieren. Der läuft Mitte 2016 aus.
DJG/jen/hev/kgb
Dow Jones Newswires
Von Jenny Busche
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