Nichts geht mehr |
17.01.2013 14:03:34
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Boeings Dreamliner muss nach Pannenserie am Boden bleiben
Die Flüge könnten in einigen Tagen oder zu Beginn nächster Woche wieder aufgenommen werden, berichten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Voraussetzung sei allerdings, dass die FAA verschiedene vorübergehende Sicherheitsvorkehrungen, die Boeing vorgeschlagen hat, schnell absegnet.
Boeing-Vorstandschef Jim McNerney, der vor der Ankündigung der FAA selbst mit der Behörde gesprochen hatte, erklärte, das Unternehmen werde alles tun, um "die FAA zu unterstützen und so schnell wie möglich Antworten zu finden". Dafür arbeite man "rund um die Uhr mit den Kunden und den verschiedenen Regulierungs- und Ermittlungsbehörden zusammen". In der Erklärung von Boeing hieß es, der Konzern sei "zuversichtlich, dass die 787 sicher ist". Man bedauere aber die Folgen für Fluglinien und Passagiere.
Der Notfall-Anordnung der FAA vorausgegangen war ein weiterer Zwischenfall in Japan, wo eine Maschine der All Nippon Airways notlanden und evakuiert werden musste. Die Kontrollsysteme hatten zuvor eine Überhitzung der Hauptbatterie des Jets angezeigt. In der Kabine roch es daraufhin verbrannt, offenbar gab es aber keine Rauchentwicklung. Nach Auskunft eines Insiders hatten die Bordcomputer bereits vor der Landung einen Batteriefehler angezeigt. Allerdings sei die Warnung in einem Bereich des Datensystems im Cockpit angezeigt worden, den die Piloten vor dem Abheben nicht routinemäßig prüfen.
Die Anordnung der FAA betrifft nur die in den USA registrierten Dreamliner, also lediglich die sechs Dreamliner, die von United Airlines geflogen werden. Ansonsten nutzt keine US-Airline die 787. United will sich ab sofort an die Weisung der FAA halten. Die Airline kooperiert nach eigenen Worten mit der Behörde und Boeing, um "den Dienst mit der 787 wieder aufzunehmen". Auf den betroffenen Strecken will die Fluggesellschaft den Dreamliner durch andere Maschinen ersetzen.
All Nippon Airways und Japan Airlines halten ihre Dreamliner nach dem Vorfall vom Mittwoch für mindestens zwei Tage am Boden. Zudem bleiben die drei 787 der chilenischen Lan Airlines im Hangar. Die polnische LOT brach ihren ersten Flug mit einem Dreamliner von Warschau nach Chicago zwar nicht ab, als die Anordnung der FAA einging. Den Rückflug strichen die Polen jedoch. Air India wird seine Dreamliner-Flotte vorerst ebenfalls nicht mehr abheben lassen.
Boeing hat nach Angaben von Branchen- und Regierungsvertretern inzwischen die ersten vorübergehenden Betriebsänderungen vorgeschlagen. Dazu zählen zusätzliche Batteriechecks und häufige Inspektionen durch US- und japanische Aufseher, um den Vorzeigeflieger möglichst schnell wieder durchstarten zu lassen. FAA-Vertreter überprüfen diese Vorschläge.
Seit Beginn des Dreamliner-Programms vor rund einem Jahrzehnt konzentrieren sich Boeing-Vertreter, Aufseher und Sicherheitsexperten darauf, die Gefahren einer Überhitzung der beiden Lithium-Ionen-Batterien abzumildern. Diese Bedenken rücken jetzt in den Fokus der ausgeweiteten internationalen Untersuchung des Dreamliner.
All Nippon Airways lässt keinen einzigen ihrer 787 mehr abheben, nachdem einer der Flieger in Japan notlanden musste. Der Vorfall vom Mittwoch reiht sich ein in eine ganze Pannenserie aus der Vorwoche, die bereits für Sicherheitschecks sorgte. Bei der aktuellen Störung verletzte sich niemand, aber es war die schwerste in einer Reihe von Dreamliner-Problemen. Am 7. Januar brach bereits ein Feuer in einer Hilfsbatterie an Bord einer geparkten 787 von Japan Airlines auf dem Flughafen in Boston aus. Dieser Zwischenfall löste eine breitangelegte Überprüfung der FAA aus.
Experten der FAA und der US-Verkehrssicherheitsbehörde (NTSB) werden in Japan am Freitag erwartet. Die Untersuchung werde sich darauf konzentrieren, warum ausgefeilte Sicherheitsvorrichtungen am Stromnetz der 787 versagten, erklärten Branchen- und Regierungsvertreter.
Boeing sieht sich bereits jetzt einem schweren Imageschaden ausgesetzt. Der Flugzeugkonzern muss sich die Unterstützung der Airlines für die 787 sichern. Der Dreamliner nahm seinen Dienst im Jahr 2011 auf, rund drei Jahre später als erwartet, und Boeing kämpft zudem weiterhin mit Problemen bei seiner Fertigung. Einige Fluggesellschaften haben Milliarden von Dollar in den Kauf des Fliegers investiert. Das Prestigeflugzeug transportierte schon rund eine Million Passagiere weltweit ohne einen einzigen tödlichen Unfall. Die Airlines geraten jetzt trotzdem in Erklärungsnöte. Sie müssen aufgeschreckte Kunden von der Sicherheit des Dreamliner überzeugen.
Eine der beiden Lithium-Ionen-Batterien sitzt direkt unter dem Cockpit. Hier ereignete sich die Fehlfunktion vom Mittwoch. Das zweite Batterieset ist unter den Tragflächen angebracht. Hier brach das Feuer bei dem Vorfall auf dem Bostoner Flughafen in der vergangenen Woche aus.
Boeing dürfte angesichts der FAA-Untersuchungen zu Änderungen an den Batterien der 787 gezwungen sein. Das könnte den ehrgeizigen Zeitplan des Konzerns gefährden. Eigentlich wollte Boeing seine Dreamliner-Montage auf zehn Stück je Monat bis zum Jahresende verdoppeln. Bisher hat das Unternehmen 50 Modelle an seine Kunden übergeben. Das Auftragspolster ist mit rund 800 weiteren Bestellungen prall gefüllt.
Es gebe bei der Einführung eines neuen Flugzeugs eine gewisse Zahl an Problemen die früh entdeckt werden und relativ einfach zu lösen sind, sagt das ehemalige NTSB-Mitglied Richard Healing. Die Sicherheitsprobleme bei der 787 könnten aber deutlich mehr Zeit und Aufwand benötigen. "Sie müssen sehr, sehr sorgfältig analysiert werden", warnt Healing. Eine Untersuchung müsse die Frage umfassen, wo man jetzt stehe und ob etwas Wichtiges übersehen wurde.
Die 787 verfügt über eine Anzahl von zusätzlichen Sicherheitssystemen, die verhindern sollen, dass die Batterien sich überladen oder überhitzen. Beides kann dafür sorgen, dass die Batterien Feuer fangen.
Die Batterieprobleme lassen sich nicht einfach lösen, indem ein Typ durch einen anderen ersetzt wird, warnt eine mit dem Aufbau des Jets vertraute Person. Die integrierte Zusammensetzung der 787 basiert gerade auch auf dem Strom der Lithium-Ionen-Batterien. Jeder Wechsel des Zulieferers wäre eine ziemlich große Herausforderung, ergänzte die Person. Ganze Schichten der Hardware müssten ebenso wie die Kontrollsoftware modifiziert werden, um sich an die neuen Batterien anzupassen.
Die japanischen und amerikanischen Experten wollen feststellen, ob defekte Lithium-Ionen-Zellen wirklich die Brandursache beim Dreamliner waren. Labortests hatten ergeben, dass andere, daneben angeordnete Batteriezellen, sich erhitzen und ein massives Feuer auslösen können, das im Extremfall das gesamte Aggregat ebenso wie alles in seiner Nähe erfasst.
DJG/DJN/axw/mgo/cbr
Dow Jones Newswires
Von Jon Ostrower, Andy Pasztor und Yoree Koh
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