Nach Pannenserie 21.01.2013 10:12:32

Boeing stoppt "Dreamliner"-Auslieferung

Das bestätigte eine Boeing-Sprecherin am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die Produktion des Langstreckenflugzeugs werde aber fortgesetzt. Für Boeing wird die Pannenserie damit immer belastender. Bereits die Auslieferung des ersten "Dreamliners" hatte sich um mehr als drei Jahre verzögert, weil sich vor allem die neuartige Konstruktion aus leichten Verbundwerkstoffen als tückisch erwies. Der Airbus-Rivale hatte die Produktion anschließend hochgefahren, um die Airlines schnell beliefern zu können. Nun herrscht wieder Stillstand.

 

KEINE ÄUSSERUNG ZU MÖGLICHEN FINANZIELLEN FOLGEN

    Zu möglichen finanziellen Folgen der Pannenserie äußerte sich Boeing bislang nicht. Erste Fluggesellschaften, die den Jet im Einsatz haben, kündigten bereits an, Schadenersatzansprüche zu prüfen. Die Airlines hatten Flüge absagen oder mit Ersatzmaschinen fliegen müssen.

    Boeing hatte in den vergangenen anderthalb Jahren 50 "Dreamliner" ausgeliefert, 798 Maschinen stehen noch in den Auftragsbüchern. Der Langstreckenflieger ist damit immer noch eine der erfolgreichsten Neueinführungen. Pro Stück kostet der "Dreamliner" nach Liste gut 200 Millionen Dollar oder umgerechnet 150 Millionen Euro.

 

BEHÖRDEN ZIEHEN FLIEGER AUS DEM VERKEHR

     Behörden in den USA, Europa und anderen Ländern hatten das Flugzeug wegen Problemen mit neuartigen Batterien aus dem Verkehr gezogen. Boeing werde erst wieder Maschinen ausliefern, wenn das Problem behoben und die US-Flugaufsichtsbehörde FAA dem "Dreamliner" wieder Flugtauglichkeit bescheinige, erklärte die Firmensprecherin.

    Wann das sein wird, ist unklar. US-Verkehrsminister Ray LaHood, dem die Flugaufsicht untersteht, hatte vor Journalisten am Freitag in Washington gesagt, dass die Behörde "1000 Prozent sichergehen" wolle.

 

GESCHMORTE BATTERIE

     Die FAA hatte am 16. Januar die "Dreamliner" in den USA aus dem Verkehr gezogen. Aufseher in Japan, Europa, Indien, Katar und Chile schlossen sich an. Direkter Auslöser für das Flugverbot war die Notlandung eines "Dreamliners" in Japan, in dem eine von zwei eingebauten Batterien geschmort hatte. Es war das erste Mal seit 34 Jahren, dass die FAA ein Flugverbot für alle Maschinen eines Typs verhängt hatte.

    Die japanischen Gesellschaften All Nippon Airways (ANA) (ANA) und Japan Airlines (JAL) hatten bereits am Mittwoch kurz nach der Notlandung der ANA-Maschine im japanischen Takamatsu vorerst alle Flüge mit dem "Dreamliner" ausgesetzt.

 

LOT PRÜFT SCHADENERSATZFORDERUNG

   Die einzige europäische Airline mit dem "Dreamliner" in ihrer Flotte, die polnische LOT, prüft möglichen Schadenersatz wegen des Flugverbots. Sie hatte das Modell erst gerade in Betrieb genommen. Auch von der staatlichen Fluggesellschaft Air India muss sich Boeing auf Forderungen nach Wiedergutmachungen einstellen.

    Boeing bedauerte die Ereignisse, steht aber weiterhin zu seinem jüngsten Flugzeugmodell. "Wir sind überzeugt, dass die 787 sicher ist", sagte Boeing-Chef Jim McNerney. Das Unternehmen arbeite mit der FAA und anderen Behörden daran, so schnell wie möglich Antworten auf die drängenden Fragen zu finden.

    Bereits in der Vorwoche hatte eine Batterie eines am Boden stehenden "Dreamliners" Feuer gefangen, außerdem verlor ein Flugzeug vor dem Start rund 150 Liter Treibstoff. Weiter ging die Pannenserie mit einer Störung des Bremscomputers, einem Ölleck und einem spinnennetzförmigen Riss in einem Cockpit-Fenster.

 

MEISTE PANNEN BEI JAPANISCHEN FLUGGESELLSCHAFTEN

   Die meisten Pannen ereigneten sich bei japanischen Gesellschaften, die die Erstkunden des "Dreamliners" sind. JAL und ANA gehören 24 von bislang ausgelieferten 50 Maschinen. Weitere Flugzeuge sind an United Airlines, LAN Airlines, Qatar Airways und Ethiopian Airlines gegangen.

    In Deutschland hat bislang keine einzige Fluggesellschaft den "Dreamliner" in der Flotte. Air Berlin hat aber 15 Stück bestellt, die ab 2015 ausgeliefert werden sollen. Tui Travel will 13 Maschinen abnehmen. Diese sollen aber nicht bei der deutschen Tochter Tuifly, sondern in Großbritannien und anderen europäischen Nachbarländern eingesetzt werden.

 

ENDERS ZEIGT VERSTÄNDNIS

   Der mittelgroße "Dreamliner" kann dank seiner leichten und damit spritsparenden Konstruktion Strecken fliegen, wo bislang nur größere Typen wie Boeings Jumbo 747 oder der doppelstöckige A380 von Airbus eingesetzt werden konnten. Airbus setzt den A350 dagegen, der aber erst Mitte diesen Jahres seinen Jungfernflug absolvieren wird.

    Unterdessen zeigte EADS-Chef Tom Enders für die Probleme des Konkurrenten Boeing Verständnis. "Wir empfinden keinerlei Schadenfreude", sagte Enders dem "Spiegel". "Und Anlaufprobleme kennen wir schließlich auch zur Genüge." Man könne bei technischem Neuland nicht alles vorhersehen. "Wir werden sicherlich bei unserem neuen Langstreckenmodell A350 auch noch die eine oder andere unangenehme Überraschung erleben." Das lasse sich bei Flugzeugentwicklungen, die immer riskant und komplex sind, kaum vermeiden. "Ich wünsche unseren US-Kollegen, dass sie den Dreamliner rasch wieder in die Luft bekommen. Denn da gehört er hin."

/das/hoe/dwi/DP/he

BERLIN/WASHINGTON (dpa-AFX)

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