Wegen Restrukturierung |
04.03.2020 17:59:00
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Andritz-Aktie volatil: Gewinn klar gesunken, aber mehr Umsatz
2019 stiegen die Auftragseingänge um 9,6 Prozent auf rund 7,3 Mrd. Euro. Das sei ein neuer Rekordwert, so das Unternehmen. Für das Plus seien vor allem neue Aufträge im Bereich "Pulp & Paper" verantwortlich gewesen. Dank eines sich gut entwickelnden Servicegeschäfts habe außerdem der Umsatz um 10,7 Prozent auf rund 6,7 Mrd. Euro zugelegt.
Rentabilität und Gewinn seinen jedoch stark von der Restrukturierung im Metals Forming Bereich, der im wesentlich aus dem deutschen Pressenhersteller Schuler besteht, belastet gewesen. Die anhaltende Schwäche am internationalen Automarkt mache "kapazitive Anpassungen notwendig, die 2020 und 2021 umgesetzt werden", hieß es der Aussendung vom Mittwoch. Dementsprechend habe sich das operative Ergebnis vor außerordentlichen Effekten (EBITA) deutlich um 13 Prozent auf 343,2 Mio. Euro verringert, das Betriebsergebnis (EBIT) ging um rund ein Viertel (26,0 Prozent) auf 237,9 Mio. Euro zurück. Auch das Finanzergebnis sank von minus 17,4 auf minus 57,0 Mio. Euro. Dies sei vor allem auf erhöhte Zinsaufwendungen im Zusammenhang mit der Refinanzierung von Finanzverbindlichkeiten der 2018 gekauften Xerium zurückzuführen.
Die Erwartungen für das laufende Jahr hat Andritz im Wesentlichen bestätigt: für 2020 erwartet das Unternehmen einen "leichten Anstieg des Umsatzes und ein gegenüber 2019 unverändertes operatives EBITA". Das globale wirtschaftliche Umfeld sei derzeit jedoch von hoher Unsicherheit geprägt - nicht zuletzt wegen des Ausbruchs des Coronavirus. Die Auswirkungen des Virus auf die chinesische Wirtschaft seien bisher noch "nicht einschätzbar" und daher nicht in der aktuellen Umsatz- und Ergebnisprognose der Andritz berücksichtigt.
Der Vorstand werde eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie vorschlagen. Das entspreche einer Ausschüttungsquote von rund 55 Prozent, so das Unternehmen.
Restrukturierungskosten schlugen im Vorjahr Kerbe in Andritz-Gewinn
Trotz rekordhoher Auftragseingänge und Umsätze haben Restrukturierungskosten 2019 eine Kerbe in den Andritz-Gewinn geschlagen. 113 Mio. Euro wurden für "kapazitive Anpassungen" aufgewendet, wie Andritz am Mittwoch mitteilte. Im "Restrukturierungsmodus" befinde sich das Unternehmen deswegen aber nicht.
Von den 113 Mio. entfielen rund drei Viertel (82 Mio. Euro) auf die Metals-Sparte, die im wesentlichen aus der deutschen Tochter Schuler besteht. "Die Restrukturierung bei Schuler läuft plangemäß", sagte Andritz-Chef Wolfgang Leitner. Der Personalabbau sei noch im Gange, die Maßnahmen sollen Ende 2021 abgeschlossen sein. Insgesamt werden 700 Stellen bei Schuler in Deutschland abgebaut, so Leitner. Der deutsche Pressenhersteller schrieb im Vorjahr einen Konzernverlust von 121,9 Mio. Euro.
Schuler erzielt rund drei Viertel seines Umsatzes in der derzeit global schwächelnden Automobilbranche. Für den Sektor rechnet Andritz auch im kommenden Jahr nicht mit einer Erholung. Es herrsche "generell Zurückhaltung bei den Herstellern," da alle unsicher seien, wie sich die Elektromobilität entwickeln werde, sagte Leitner. Daher werde derzeit wenig investiert in der Branche. Mittelfristig gehe man aber durchaus wieder von einer steigenden Nachfrage in dem Sektor aus.
Die übrigen 31 Mio. Euro Restrukturierungskosten entfallen auf die anderen drei Sparten Pulp & Paper, Hydro und Separation. Dabei handle es sich vor allem um Mitarbeiterreduktionen aufgrund von geänderten Marktbedingungen. In Österreich habe es keine Anpassungen gegeben, dafür in anderen europäischen Ländern wie Ungarn, Spanien und Frankreich. Der seit Oktober 2019 amtierende Finanzvorstand Norbert Nettesheim fügte jedoch hinzu: "Andritz ist nicht im Restrukturierungsmodus," sondern passe sich "wie jedes Unternehmen" an die herrschenden Bedingungen an.
Kurzarbeit im Zuge der Auswirkungen des Coronavirus, wie das in anderen Unternehmen der Fall ist, stehen bei Andritz laut Leitner nicht zur Debatte. Die Lage in China werde aber genau beobachtet. "Egal wie es sich entwickelt, wir werden reagieren", sagte Leitner am Mittwoch. Nach einer zweiwöchigen Produktionspause im Februar aufgrund des um eine Woche verlängerten chinesischen Neujahresfestes sei man nun wieder zu "business as usual" übergegangen. Die Werke in China liefen wieder mit nahezu voller Auslastung (rund 95 Prozent). Ob die Rückstände aus dem Februar aber im laufe des Jahres komplett aufgefangen werden können, ist noch fraglich. Andritz beschäftigt derzeit in China 3.588 Mitarbeiter, im Jahr 2019 stammten 11 Prozent der Auftragseingänge aus China. Im Jahr davor waren es noch 18 Prozent.
Die genauen Auswirkungen des Coronavirus auf die wirtschaftliche Lage oder das Geschäft für Andritz könne man derzeit noch nicht abschätzen. Man müsse abwarten, wie sich die Lage weiter entwickle, so Leitner. Sollte sich die globale Wirtschaft heuer aber noch unerwartet deutlich abschwächen, könnte dies auch bei Andritz negative Auswirkungen auf das Geschäft haben, hieß es in der Aussendung vom Mittwochfrüh.
Obwohl der Gewinn bei dem Anlagenbauer von 222,0 auf 127,8 Mio. Euro zurückgegangen ist, sind Aufträge und Umsätze im Vorjahr auf neue Rekordwerte geklettert. So stiegen die Auftragseingänge um 9,6 Prozent auf rund 7,3 Mrd. Euro und die Umsätze legten um 10,7 Prozent auf rund 6,7 Mrd. Euro zu. Im Grunde sei man zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr, sagte Leitner. "Drei von vier Geschäftsbereichen haben sich gut entwickelt," sagte der Andritz-Chef.
Umsatztreiber war dank neuer Aufträge vor allem die Pulp & Paper-Sparte, in der die Erträge um 28,5 Prozent um mehr als ein Viertel auf rund 2,9 Mrd. Euro stiegen. Der 2018 erworbene Papiermaschinenzulieferer Xerium habe sich "erwartungsgemäß" entwickelt, 2019 trug das erworbene Unternehmen 446 Mio. Euro zum Umsatz bei. Auch das wachsende Servicegeschäft habe zur Umsatzsteigerung beigetragen und machte 2019 rund 40 Prozent des gesamten Gruppenumsatzes aus. Zweitstärkster Bereich war Separation mit einem Umsatzwachstum von 7,9 Prozent (auf 696,8 Mio. Euro). Die Sparte Metals, in der auch Schuler enthalten ist, stagnierte bei einem Umsatzplus von 0,1 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro, in der Division Hydro gingen die Umsätze um 3,1 Prozent zurück.
Der Vorstand werde heuer eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie vorschlagen. Das entspricht laut Unternehmen einer Ausschüttungsquote von rund 55 Prozent, ist jedoch nur halb so viel wie 2018, als noch eine Dividende von 1,55 Euro je Titel an die Aktionäre ausgezahlt wurde.
Deutsche Andritz-Tochter Schuler 2019 tief in den roten Zahlen
Die Folgen des Strukturwandels in der Autoindustrie und hohe Zukunftsinvestitionen haben die deutsche Andritz-Tochter Schuler 2019 in die roten Zahlen gedrückt: Der Konzernverlust des Pressenherstellers belief sich auf 121,9 Mio. Euro, wie Schuler am Mittwoch am Konzernhauptsitz in Göppingen mitteilte. Im Jahr zuvor hatte noch ein Gewinn von 13,5 Mio. Euro in den Büchern gestanden.
Der Umsatz sank von 1,212 auf 1,136 Mrd. Euro. Der Auftragseingang ging von 1,255 auf 1,092 Mrd. Euro zurück. "Als Pressenbauer ist Schuler Teil der dramatischen Transformation der globalen Automobilindustrie hin zu E-Mobilität, autonomen Fahren und digitaler Vernetzung", sagte Vorstandschef Domenico Iacovelli. Mittelfristig werde das Unternehmen seine "führende Position in der Umformtechnik ausbauen und in der Folge auch wieder bessere Ergebnisse erzielen".
Die Zahl der Beschäftigten ging konzernweit auf 6.276 (6.574 im Vorjahr) zurück, in Deutschland auf 3.962 (4.195). Finanzchef Thomas Kamphausen sagte, mit spürbaren Kostenentlastungen werde ab 2021 gerechnet. Mögliche Folgen des Coronavirus für Umsatz und Ergebnis ließen sich derzeit noch nicht abschätzen. Schuler gehört seit 2013 zur steirischen Maschinenbau-Gruppe Andritz.
Nachdem die Andritz-Aktie im heimischen Handel zunächst deutlich nachgab, legte das Papier am Nachmittag leicht zu. Die Gewinne waren jedoch nicht nachhaltiger Natur: Letztlich büßte der Anteilsschein 0,52 Prozent auf 30,56 Euro ein.
APA
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