Aktien Europa: Gewinne - Zuversichtliche Stimmen aus USA, Entspannung in Italien

    PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der gestiegene Optimismus für eine baldige Lösung der Haushaltsfrage in den USA hat am Donnerstag die europäischen Börsen gestützt. Zusätzlich angetrieben durch eine Entspannung der Refinanzierungskosten südeuropäischer Länder stieg der Eurostoxx 50 (EuroSTOXX 50) zur Mittagszeit um 1,02 Prozent auf 2.572,77 Punkte. Damit nahm der Leitindex der Eurozone wieder Kurs auf sein bisheriges Jahreshoch bei knapp über 2.600 Punkten. In Paris rückte der Cac 40 (CAC 40) um 1,00 Prozent auf 3.550,23 Zähler vor, und der Londoner FTSE 100 legte 0,87 Prozent auf 5.853,65 Punkte zu.

 

    "Die Hoffnung auf eine Lösung der Haushaltsproblematik treibt die Kurse", schrieb Investmentanalyst Clemens Bundschuh von der Landesbank Baden-Württemberg in einem Morgenkommentar. In den USA hatten sich am Vortag diverse Politiker zuversichtlich gezeigt, bald eine Lösung im Budget-Streit zu finden. "Die Märkte kleben derzeit förmlich an den Lippen von Präsident Barack Obama und des republikanischen Mehrheitsführers im Repräsentantenhaus John Boehner", so Bundschuh. Boehner hatte sich am Vorabend zuversichtlich gezeigt, "diese Krise eher früher als später" abwenden zu können. US-Präsident Barack Obama hatte ähnliche Töne angeschlagen.

 

    In der Branchenübersicht gab es im Zuge der freundlichen Markttendenz keine Verlierer. Den kleinsten Aufschlag verbuchte der Sektorindex Stoxx 600 Travel & Leisure, während die Aktien aus dem Rohstoffsektor mit plus zwei Prozent den Spitzenplatz einnahmen. Gestützt wurden diese durch kräftig steigende Aktien von Rio Tinto, die in London wegen geplanter Kosteneinsparungen an der "Footsie"-Spitze um fast vier Prozent vorrückten. Hohe Kosten zwingen den Bergwerkskonzern dazu, ein Sparprogramm in Milliardenhöhe aufzulegen.

 

    Bei den Einzelwerten im EuroStoxx waren die Aktien der italienischen Bank Intesa Sanpaolo führend. Sie kletterten an der Spitze des Leitindex um fast dreieinhalb Prozent und profitierten damit von einer weiteren Entspannung in den hochverschuldeten Peripherieländern der Eurozone. Italien konnte sich am Donnerstag so günstig wie seit rund zwei Jahren nicht mehr refinanzieren. Papiere des spanischen Versorgers Iberdrola waren dagegen mit minus 1,24 Prozent der größte unter lediglich drei Verlierern. Laut Händlern gab es hier eine Abstufung durch die Analysten von Morgan Stanley.

 

    In London standen neben Rio Tinto die Aktien des Automatisierungstechnik -Konzerns Invensys mit dem Verkauf des Eisenbahngeschäfts und einem Anstieg um zehn Prozent im Fokus. Der deutsche Elektrokonzern Siemens kauft die Sparte für umgerechnet 2,2 Milliarden Euro. Analyst Nick Webster von Barclays hatte die Invensys-Titel daraufhin auf "Overweight" hochgestuft. Er sprach von einem großen Schritt, der nicht nur wertmäßig von Vorteil sei. Unter anderem ermögliche er auch höhere Rückflüsse an die Aktionäre./tih/rum