Rückstellungen belasten 06.03.2019 17:59:00

Aktie unter Druck: Andritz-Gewinn sackte 2018 stärker als erwartet ab

Aktie unter Druck: Andritz-Gewinn sackte 2018 stärker als erwartet ab

Das Nettoergebnis sank um 15,6 Prozent auf 222 Mio. Euro, nach 263 Mio. Euro 2017. Dafür erreichte der Ordereingang mit +19 Prozent auf 6,65 Mrd. Euro einen neuen Rekordwert, und der Auftragsstand kletterte um elf Prozent auf 7,08 Mrd. Euro.

Negativ belastet war die Ergebnisentwicklung laut Andritz durch Rückstellungen von gut 20 Mio. Euro für "kapazitive Restrukturierungsmaßnahmen" in den Bereichen Metals Forming und Hydro. Das EBITA gab von 444 auf 394 Mio. Euro nach, jedoch gab es hier 2017 einen positiven Sondereffekt von rund 25 Mio. Euro durch den Verkauf des Schuler-Technikzentrums in China. Die Rentabilität (EBITA-Marge) sank 2018 deutlich auf 6,5 (7,5) Prozent, ohne Sondereffekt 6,9 (7,1) Prozent.

Trotz des Ergebnisrückgangs will Andritz die Dividende stabil halten, sie soll erneut 1,55 Euro je Aktie betragen.

Der Umsatz lag mit 6,03 Mrd. Euro um 2,4 Prozent höher als 2017, der Mitarbeiterstand wuchs - samt dem neu erworbenen US-Papiermaschinenzuliefer Xerium - auf 29.096 (nach 25.566 Ende 2017), ein Plus von 13,8 Prozent.

Der Zukauf von Xerium - mit 2.900 Mitarbeitern und 29 Produktionsstätten weltweit (darunter eine in Gloggnitz/NÖ) - drückte die Bruttoliquidität von Andritz per Jahresende auf 1,28 (1,77) Mrd. Euro, netto waren es, nach 908 Mio. Euro Ende 2017, um 130 Mio. Euro weniger. Das sei im wesentlichen auf Kaufpreiszahlungen für Akquisitionen sowie die vorzeitige Rückführung eines hochverzinsten Xerium-Bonds zurückzuführen, so das Unternehmen.

Für das Gesamtjahr 2019 geht Andritz von einer gegenüber 2018 weitgehend unveränderten Projekt- und Investitionstätigkeit in den vier Geschäftsbereichen aus. Bedingt durch den hohen Auftragsstand per Ultimo 2018 erwarte man für 2019 "einen deutlichen Umsatzanstieg sowie auch eine Erhöhung der Rentabilität gegenüber 2018", heißt es im Ausblick.

Größter Umsatzträger war 2018 die Division Pulp & Paper (mit 2,23 Mrd. Euro/+8,4 Prozent), mit der Andritz ein global führender Anbieter von Anlagen zur Erzeugung und Verarbeitung von Faserstoffen, Papier, Karton usw. ist - gefolgt von der im wesentlichen aus Schuler bestehenden Division Metals (1,64 Mrd. Euro/-0,5 Prozent), der Wasserkraft-Sparte Hydro (1,52 Mrd. Euro/-4,1 Prozent) und dem Bereich Separation (646 Mio. Euro/+7,1 Prozent) für Fest-Flüssig-Trennungs-Technologien.

Fokus auf Integration nach Zukauf-starkem Jahr

Der steirische Anlagenbauer Andritz hat mit sechs Zukäufen ein Jahr des starken externen Wachstums hinter sich. Heuer will sich der Konzern daher vor allem auf die Integration der neuen Unternehmen konzentrieren. Während sich die "Pulp & Paper"-Sparte gut entwickelt hat, ist die Division "Metals" ein Sorgenkind. Bei der deutschen Andritz-Tochter Schuler bahnt sich ein Stellenabbau an.

"Wir sind mit der M&A-Performance des Jahres 2018 sehr zufrieden", sagte Andritz-Chef Wolfgang Leitner im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch. Gleich sechs Unternehmen - mit insgesamt 3.100 Mitarbeitern und einem kumulierten Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro - hat der Konzern im Vorjahr erworben. Die größte Investition war dabei der Kauf des US-Papiermaschinenzulieferers Xerium Technologies für rund 833 Millionen Dollar (735,28 Mio. Euro).

Richtig stolz sein könne man aber erst, wenn es gelinge, die zugekauften Unternehmen innerhalb der Geschäftsbereiche auch weiterzuentwickeln, so Leitner weiter. Heuer liege der Fokus daher auf der Integration der Neulinge in die Konzernstruktur. Bei den Zukäufen wird es dementsprechend nicht in demselben Tempo weitergehen wie 2018, auch wenn Leitner neue Akquisitionen nicht ausschloss. Ein konkretes Budget für Zukäufe für 2019 gibt es aber nicht, sagte Leitner.

Das Sorgenkind der Andritz war 2018 die "Metals"-Sparte, so Leitner. Die Auftragseingänge in der Sparte legten zum Vorjahr zwar um rund ein Fünftel auf rund 1,9 Milliarden Euro zu, der Teilsektor "Metals Forming", der im Wesentlichen aus der deutschen Andritz-Tochter Schuler besteht, habe jedoch unter Verzögerungen bei Projekten in der Automobilindustrie sowie unter der sich abkühlenden Konjunktur in China gelitten. China ist ein wichtiger Markt für Andritz. 2018 stammten 18 Prozent der Auftragseingänge für die gesamte Konzerngruppe aus der Volksrepublik, die Auftragseingänge erreichten einen Rekordwert von 1,2 Milliarden Euro.

Da Schuler sein Hauptgeschäft in China, den Großteil der Wertschöpfung allerdings in Deutschland erziele, ergebe sich ein Ungleichgewicht, das der Anpassung bedürfe, so der Andritz-Chef. Daher werde es im laufenden Jahr zu Stellenreduktionen bei Schuler kommen. In welchen Ausmaß sich der Jobabbau abspielt, konnte Leitner noch nicht beziffern, es gebe aber bereits Rückstellungen für Abfertigungen. Für die mittel- bis langfristige Geschäftsentwicklung bei Schuler ist Leitner jedoch nicht pessimistisch gestimmt.

Schuler hat derzeit laut Unternehmensangaben rund 4.200 Mitarbeiter. Die gesamte Sparte "Metals" erzielte 2018 einen Umsatz von rund 1,6 Milliarden Euro, etwa drei Viertel davon kamen von Schuler.

Gut entwickelt hat sich dagegen der mittlerweile größte Geschäftsbereich der Andritz, die Sparte "Pulp & Paper". Die Auftragseingänge stiegen 2018 um rund ein Viertel auf 2,5 Milliarden Euro. Deutlich dazu beigetragen hat die neu zugekaufte Xerium, die Auftragseingänge in Höhe von 100 Millionen Euro dazusteuern konnte. In der Sparte sieht Leitner auch beste Möglichkeiten für weitere Zukäufe und zeigte sich vor allem für weitere Projekte in Südamerika zuversichtlich. Im vierten Quartal 2018 hatte Andritz einen Auftrag im Wert von 300 Millionen Euro für die Lieferung von Technologies für ein Zellstoffwerk in Chile an Land gezogen.

Die beiden übrigen Sparten "Hydro" und "Separation" verzeichneten im vergangenen Jahr 2018 ein Plus bei den Auftragseingängen um 10,0 Prozent (auf 1,4 Mrd. Euro) bzw. 12,0 Prozent (auf rund 700 Mio. Euro). Insgesamt erreichte der Ordereingang 2018 mit plus 19 Prozent auf 6,65 Mrd. Euro einen neuen Rekordwert.

Baader bestätigt "Buy"-Votum

Die Analysten der Baader Bank haben sowohl ihr Kursziel von 55 Euro als auch ihre Kaufempfehlung "Buy" für die Aktien des steirischen Anlagenbauers Andritz bestätigt. Der Baader-Experte Peter Rothenaicher stufte die von Andritz vorgelegten Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 als solide und im Rahmen der Erwartungen ein.

Der Auftragseingang im 4. Quartal des abgelaufenen Jahres wurde als sehr stark bewertet. Der Ausblick auf das Jahr 2019 sei zudem zuversichtlich.

Beim Gewinn je Aktie erwarten die Wertpapierexperten 2,34 Euro für 2018, sowie 2,97 bzw. 3,23 Euro für die beiden Folgejahre. Ihre Dividendenschätzung je Titel beläuft sich auf 1,55 Euro für 2018, sowie 1,70 bzw. 1,80 Euro für 2019 bzw. 2020.

Am Mittwochvormittag tendierte das Wertpapier des Anlagenbauers an der Wiener Börse zwischenzeitlich mit Plus 0,9 Prozent bei 45,00 Euro. Allerdings drehte die Aktie im Tagesverlauf ins Minus und verlor schlussendlich 2,47 Prozent auf 43,50 Euro.

Analysierendes Institut Baader Bank

Hinweis: Informationen zur Offenlegungspflicht bei Interessenskonflikten im Sinne der Richtlinie 2014/57/EU und entsprechender Verordnungen der EU für das genannte Analysten-Haus finden Sie unter http://web.dpa-afx.de/offenlegungspflicht/offenlegungs_pflicht.html. (Die veröffentlichten Weblinks werden von der Internetseite der dpa-AFX unverändert übernommen.)

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Bildquelle: Andritz AG,ANDRITZ

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