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Aus verschiedenen Gründen 31.03.2015 10:59:47

Airbus verwarf vor Jahren System zur automatischen Pilotenkontrolle

Bereits mehr als ein Jahrzehnt vor dem Absturz des deutschen Fliegers entwickelte Flugzeugbauer Airbus ein automatisiertes System, das verhindert, dass Jets absichtlich in Wolkenkratzer gelenkt oder in den Bergen zum Absturz gebracht werden können. Aus verschiedenen Gründen legte Airbus das System aber schließlich auf Eis.

   Das sogenannte "Auto Avoid"-System wurde 2003 von Sicherheitsingenieuren der Airbus Group und Experten des Zulieferers Honeywell entwickelt. Es war für den Superjumbo A380 von Airbus gedacht, der zu dieser Zeit gerade in Entwicklung war. Doch der A380 lief seinem Zeitplan damals deutlich hinterher. Die Installation einer solchen Funktion hätte die Entwicklungen noch weiter kompliziert und die notwendige Zulassung verzögert. Deshalb entschieden hochrangige Airbus-Manager nach eigenen Angaben, das "Auto Avoid"-System außen vor zu lassen. Das gesamte Projekt verlor dann im Laufe der Jahre an Schwung. Selbst die Befürworter innerhalb von Airbus räumten ein, dass das System nicht frei von Problemen sein würde und die Gefahr einer voreiligen oder fehlerhaften Aktivierung bestehe.

"Auto Avoid" bietet keine 100-prozentige Sicherheit

Das gedämpfte Interesse von Airbus und vielen seiner Kunden zeigt, wie weit auseinander die Positionen in der Luftfahrtbranche in punkto Flugautomatisierung driften. Airbus' Erzrivale Boeing gibt den Piloten weitaus mehr Autonomie und erwärmte sich nie für die Idee eines "Auto Avoid". Zudem warnen Luftfahrtexperten vor unabsehbaren Folgen, sofern die Fluggesellschaften zu sehr auf Cockpit-Hilfen setzen. Manche wenden auch ein: Eine solche Technologie wird niemals zu 100 Prozent sicher sein. Piloten könnten immer beide Triebwerke ausschalten, argumentiert der niederländische Experte Alfred Roelen vom Luftfahrt-Forschungslabor des Landes. "So lange Menschen im Cockpit involviert sind, wird es immer Möglichkeiten geben, ein Flugzeug wissentlich abstürzen zu lassen."

   Fahrt nahmen die Bemühungen um ein "Auto Avoid"-System nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf. Befürworter hofften, dass mit einer solchen Automatik künftig Flugzeuge nicht mehr von Entführern als "Waffen" benutzt werden könnten. Das Konzept sah dabei vor, dass die Computersysteme im Cockpit die Steuerung übernehmen können, wenn die Piloten Warnhinweise ignorieren oder die Maschine in zuvor definierte Sperrgebiete wie Hochhäuser, Regierungsgebäude oder ein Bergmassiv hineinzusteuern versuchten. Auch wenn Piloten äußerst heftig vom vorgesehenen Kurs abwichen, hätte das System die Entscheidungen des Piloten überstimmen und notfalls eigene Ausweichmanöver vornehmen können.

Auch "Zwei-Personen-Regel" kann Abstürze nicht verhindern

Airbus wollte sich zunächst nicht zu Details äußern. Der Flugzeugbauer will allerdings nach eigenen Angaben weiter Technologien entwickeln, die die Sicherheit des Lufttransports - wo immer möglich - erhöhen.

   Auf der internationalen Air Show in Farnborough nahe London spielte "Auto Avoid" nach Aussagen von Airbus- und anderen Branchenvertretern im vergangenen Sommer keine große Rolle mehr. Airbus-Techniker befürchteten zunehmend, dass Computer unabsichtlich Flugzeuge direkt in die Bahn anderer Flieger lenken könnten.

   Einige Experten halten "Auto Avoid"-Systeme denn auch für keine optimale Wahl. Automatisierte Systeme "erfordern hohe Ausgaben, um gegen etwas zu schützen, was nicht häufig vorkommt" und gegen das eine Zwei-Personen-Regel einen mindestens genauso guten Schutz biete, meint der frühere Chef für Luftsicherheit von United Airlines, Bill Yantiss. US-Airlines schreiben diese Regel schon lange vor und viele europäische Kontrahenten folgten in der vergangenen Woche ihrem Beispiel. Aber auch das ist kein Patentrezept. Im Jahr 1982 gab es einen Flugzeugabsturz mit 24 Toten unter den insgesamt 166 Passagieren. Damals unternahm der Pilot einen Selbstmordversuch, obwohl noch ein Co-Pilot und ein Funker im Cockpit waren, die die Maschine zu retten versuchten. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet der Pilot gehörte zu den Überlebenden.

   Nichtsdestotrotz belebt das Schicksal von Flug 9525 die Diskussionen um mehr Sicherheitsvorkehrungen neu. "Wir müssen die Gefahren aus dem Cockpit Ernst nehmen", fordert der Ex-Chef der US-Flugzeugbehörde NTSB, Jim Hall.

   Verkehrs- und Kampfflugzeuge verfügen bereits heute über automatisierte Technologie, um Katastrophen abzuwenden. Die A380 und die neue A350 haben Computer installiert, die automatisch den Kurs des Flugzeugs ändern, sobald eine Kollision mitten in der Luft droht. Danach geht die Kontrolle wieder auf den Piloten über. Airbus ermuntert nach eigenen Angaben seine Kunden dazu, ihre Flugzeuge mit der neuen Funktion auszurüsten.

   Die US-Air Force hat bei ihren F-16-Kampfjets positive Erfahrungen mit einem solchen System gemacht. Zwar kann das System vom Piloten ausgeschaltet werden und hätte im Fall des Germanwings-Fluges nicht geholfen. Aber mindestens ein Jet-Absturz konnte durch die Technologie verhindert werden.

DJG/DJN/axw/kgb

Dow Jones Newswires

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