Widerstand voraus 10.01.2025 14:55:00

Airbus-Aktie gefragt: Lieferdaten veranlassen Analysten zu Kurszielanpassungen

Airbus-Aktie gefragt: Lieferdaten veranlassen Analysten zu Kurszielanpassungen

Die Anteile des weltgrößten Flugzeugbauers verteuern sich im XETRA-Handel zeitweise um 0,93 Prozent auf 158,02 Euro.

Damit gehören sie im DAX zu den besten Werten und nehmen das im Dezember erreichte Zwischenhoch bei 161 Euro ins Visier. Darüber wäre es der höchste Kurs seit Mai 2024. Die Marke um 160 Euro erweist sich allerdings als Widerstand, an den der Kurs seit dem Jahresstart mehrmals heranlief, letztlich aber immer wieder zurückprallte.

Airbus enteilte seinem kriselnden US-Rivalen Boeing im Jahr 2024 trotz knapper Bauteile noch weiter. Insgesamt fanden im abgelaufenen Jahr 766 Airbus-Jets den Weg zu den Kunden - 31 mehr als im Vorjahr.

Damit schafften die Europäer ihr bereits gekapptes Jahresziel nur knapp. Die Markterwartung habe Airbus aber übertroffen, schrieb Analyst Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC. Mit Blick auf 2025 sei nun die Verfügbarkeit von Triebwerken entscheidend.

Herberts Kursziel für Airbus liegt mit 160 Euro in etwa auf Höhe des aktuellen Kurses. Wesentlich optimistischer sind die Analysten von Barclays und Citigroup, die ihre Kursziele auf 200 und 209 Euro nach oben schraubten und damit deutlich über dem im März 2024 erreichten Rekordhoch von rund 173 Euro liegen.

Airbus baut Vorsprung vor Boeing weiter aus

Ursprünglich hatte Airbus-Chef Guillaume Faury für das vergangene Jahr die Auslieferung von rund 800 Maschinen ins Auge gefasst. Schon im Juni musste er dieses Ziel jedoch auf rund 770 Jets kappen. Analysten hatten zuletzt im Schnitt sogar mit noch weniger gerechnet. Doch der Airbus-Belegschaft gelang es, allein im Dezember 123 Passagierjets an deren Käufer zu übergeben.

Seinem einzigen großen Konkurrenten Boeing dürfte Airbus damit noch weiter davongeflogen sein. Der einstige Weltmarktführer aus den USA steckt seit Jahren in einer Krise - und die wurde im vergangenen Jahr noch schlimmer.

Von Januar bis November lieferte Boeing gerade einmal 318 Maschinen aus, auch weil die Luftfahrtbehörde FAA nach mehreren Zwischenfällen ihre Aufsicht über den Hersteller verschärft hat. Seine Absatzzahlen für das Gesamtjahr will der US-Konzern am kommenden Dienstag (14. Januar) veröffentlichen. Im Vorjahr hatte Boeing noch 528 Jets geschafft. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass Airbus seinem Rivalen 2024 auch im Segment der Großraumjets den Rang abgelaufen haben könnte.

An Aufträgen herrscht bei den Flugzeugherstellern kein Mangel - im Gegenteil. So sammelte Airbus im vergangenen Jahr Bestellungen über 878 Passagier- und Frachtjets ein. Nach Abzug von Stornierungen waren es noch 826 Stück. Der Auftragsbestand wuchs zum Jahresende auf 8.658 Maschinen. Verkaufschef Benoit de Saint-Exupéry zeigte sich in einer Videokonferenz am Abend zuversichtlich, dass Airbus in den nächsten Jahren jeweils ähnlich viele Aufträge einsammeln kann wie 2024.

Bei den Produktionszahlen kommt der Hersteller der Nachfrage seit dem Ende der Corona-Pandemie kaum hinterher. Allerdings habe der Konzern in der Produktion zuletzt viel mehr Fortschritte gemacht, als die Produktionszahlen zeigten, sagte der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Christian Scherer. 2025 werde es weiter aufwärtsgehen. Und in absehbarer Zeit werde Airbus wieder so viele Maschinen ausliefern wie vor der Corona-Pandemie. Damals hatte der Konzern im Jahr 2019 mit 863 Jets seinen Rekord aufgestellt, bevor die Corona-Krise die Luftfahrtbranche in die Knie zwang.

Schon 2019 hatte Airbus seinen Rivalen Boeing als größten Flugzeugbauer der Welt abgelöst. Damals war der US-Konzern nach dem Absturz zweier Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max in eine schwere Krise gerutscht. Die Maschinen des Typs durften wegen technischer Mängel mehr als 20 Monate lang weltweit nicht mehr abheben.

Seither kämpft Boeing auch bei anderen Modellen wie dem Großraumjet 787 "Dreamliner" und dem Raumschiff "Starliner" mit Pannen und Qualitätsmängeln. Vor rund einem Jahr brach aus einer Boeing 737 Max im Flug ein türgroßes Rumpfteil heraus. Seither darf der Hersteller die Produktion seiner absatzstärksten Modellreihe nicht mehr ausweiten. Zudem hatte er sich nach mehreren Verlustjahren in Folge Milliardensummen von Anlegern besorgt.

Airbus kann von Boeings Krise nur begrenzt profitieren. Zwar haben die Europäer ihre Führungsrolle im Segment der Mittelstreckenjets weiter ausgebaut. Doch die Produktion dieser Jets aus der A320-Neo-Familie ist auf Jahre hinaus ausgebucht. Airbus-Chef Faury will die Produktion der Reihe zwar auf 75 Maschinen pro Monat ausweiten, musste dieses Ziel wegen anhaltender Engpässe bei Zulieferern aber schon mehrmals verschieben. Jetzt soll es erst 2027 so weit sein.

Im abgelaufenen Jahr stellte die A320-Neo-Familie mit 602 Maschinen erneut den Löwenanteil der ausgelieferten Airbus-Jets. Mehr als 60 Prozent der Standardrumpf-Flugzeuge entfielen auf die Langversion A321neo. Während solche Maschinen bisher auf Kurz- und Mittelstreckenflüge beschränkt waren, lieferte Airbus im vergangenen Jahr die ersten Exemplare der neuen Langstreckenversion A321XLR aus.

Von seinen großen Langstreckenjets der Reihen A350 und A330neo übergab Airbus insgesamt 89 Exemplare an seine Kunden - und damit sogar weniger als im Vorjahr. Vom kleinsten Passagierjet-Modell A220 lieferte der Hersteller 75 Maschinen aus.

Spartenchef Scherer sprach trotz der Engpässe bei wichtigen Bauteilen wie Triebwerken von einem guten Jahr für Airbus. Bei den Aufträgen für Großraumjets habe es "eine unglaubliche Dynamik" gegeben. Was die Auslieferungen des vergangenen Jahres für Umsatz und Gewinn des Konzerns bedeuten, will der Vorstand bei der Bilanzvorlage am 20. Februar bekanntgeben.

FRANKFURT/TOULOUSE (dpa-AFX)

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