Nachfragesorge |
31.01.2020 21:42:00
|
Analysten warnen: Das Coronavirus dürfte die Ölpreise monatelang drücken
• Ölpreise bereits auf Mehrmonats-Tief
• Auswirkungen dürften noch länger zu spüren sein
In China ist die Zahl der Coronavirus-Patienten bis Mittwoch auf über 6.000 geklettert. Außerdem wurden bereits 132 Todesfälle gemeldet. Ökonomen befürchten nun, dass die Angst vor einer Pandemie gravierende wirtschaftliche Auswirkungen haben und die Nachfrage nach Rohöl dämpfen könnte. Vor diesem Hintergrund sind die Ölpreise bereits deutlich eingebrochen. So kostet beispielsweise ein Barrel der US-Sorte WTI inzwischen rund 16 Prozent weniger als noch drei Wochen zuvor (Stand 27.01.2020).
Saudi-Arabien beschwichtigt
Der saudi-arabische Ölminister Abdulaziz bin Salman bemühte sich in den letzten Tagen, die Sorgen um den Ölpreis zu zerstreuen. Laut einem "Reuters"-Bericht führt er die derzeitige Entwicklung am Markt hauptsächlich auf "psychologische Faktoren und extrem pessimistische Markterwartungen" zurück, und das "obwohl es nur sehr begrenzte Auswirkungen auf die weltweite Ölnachfrage" gebe.
Auch auf die Sorgen der Marktteilnehmer, die sich an die SARS-Epidemie, die 2003 in Asien ausgebrochen war, erinnert sehen, ging Abdulaziz bin Salman ein und erinnerte daran, dass SARS damals "keine deutliche Senkung der Nachfrage nach Rohöl ausgelöst" habe.
Darüber hinaus versicherte er, dass sein Land als weltgrößter Öllieferant die weitere Entwicklung sehr genau beobachten werde. Die OPEC und mit ihr verbündete Förderstaaten (auch OPEC+ genannt) besäßen durchaus die Möglichkeiten, den Ölmarkt zu stabilisieren, sollte dies erforderlich werden, so der Minister.
Analysten erwarten tiefere Ölpreise
Doch so leicht lassen sich die Marktteilnehmer nicht beschwichtigen. John Carey, ehemaliger stellvertretender CEO des Kraftstoffhändlers ADNOC Distribution, glaubt etwa, dass man bei der OPEC durchaus besorgt ist: "Ich denke zwar, dass die Ölpreise fallen und wahrscheinlich für einige Monate tief bleiben werden - so wie es nach dem SARS-Virus der Fall war - doch ich glaube auch, dass in der Region viel unternommen wird, um sie zu stützen", erklärte er in einer "CNBC"-Sendung. Dabei geht er jedoch von einer volatilen Entwicklung des Preises aus: "Ich denke, er wird umherspringen und ich denke, dass es Preisspitzen geben wird", sagte Carey.
Auch Tamas Varga, Analyst bei PVM Oil Associates, rechnet laut "CNBC" mit einer weiteren Preisschwäche, solange die Epidemie nicht eingedämmt wird. Dann jedoch dürften sich die Preise wieder stabilisieren oder sogar steigen, falls die OPEC ihre Fördermenge drosseln würde, glaubt Varga. Bis es allerdings soweit sei, würden "Bären im Himmel feiern und Bullen in der Hölle brennen", so der Analyst.
Abnehmende Reisetätigkeit
Carsten Fritsch, Rohstoffexperte der Commerzbank, verwies zudem darauf, dass aus Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus Flugverbindungen von und nach China reduziert werden, "sodass auch weniger Kerosin verbraucht werden dürfte". Ohne weitere angebotseinschränkende Maßnahmen würde eine Abschwächung der Ölnachfrage jedoch dazu führen, dass der "globale Ölmarkt noch stärker überversorgt wäre", so Fritsch. Doch ist er nicht völlig pessimistisch, sondern zeigte sich überzeugt: "Die OPEC und ihre Verbündeten würden falls erforderlich reagieren, um die Stabilität des Ölmarktes zu gewährleisten".
Andererseits sind die Sorgen des Commerzbank-Experten auch nicht aus der Luft gegriffen, denn inzwischen hat sich das Virus auch über die Grenzen Chinas hinaus verbreitet. So gibt es inzwischen schon in Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, Südkorea, den USA, Australien und auch Europa Infizierte. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung in Peking ihren Staatsbürgern geraten, Reisen ins Ausland vorerst zu verschieben. In den besonders schwer betroffenen chinesischen Regionen wurden sogar rund 45 Millionen Menschen weitgehend abgeschottet. Neben dem Nah- und Fernverkehr wurden auch Flüge ausgesetzt.
British Airways hat bereits reagiert und nach einer Reisewarnung des britischen Außenministeriums sämtliche Direktflüge zwischen Großbritannien und China eingestellt. Dagegen will die Lufthansa zwar weiter nach China fliegen, doch auch sie hat bereits eine "leichte Buchungszurückhaltung" festgestellt.
Handelsdeal gefährdet?
Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, so dürften die Folgen nicht auf die Reisetätigkeit begrenzt bleiben. Einige Marktbeobachter befürchten dann negative Folgen für die gesamte chinesische Wirtschaft. Sogar das mühsam ausgehandelte Teil-Handelsabkommen zwischen den USA und China könnte dann in Gefahr geraten, denn sollte die Wirtschaft Chinas wirklich stark durch das Coronavirus beeinträchtigt werden, dann könnte es dem Reich der Mitte womöglich schwer fallen, seine Zusagen einzuhalten, meldete "CNBC" unter Berufung auf einen Bericht von Panjiva Research.
Redaktion finanzen.at
Weitere Links:
Analysen zu Lufthansa AGmehr Analysen
09.01.25 | Lufthansa Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
07.01.25 | Lufthansa Market-Perform | Bernstein Research | |
16.12.24 | Lufthansa Market-Perform | Bernstein Research | |
16.12.24 | Lufthansa Hold | Jefferies & Company Inc. | |
11.12.24 | Lufthansa Halten | DZ BANK |
Rohstoffe in diesem Artikel
Ölpreis (Brent) | 79,79 | 2,59 | 3,35 | |
Ölpreis (WTI) | 76,57 | 2,29 | 3,08 |
Aktien in diesem Artikel
International Consolidated Airlines S.A. | 3,71 | 1,34% | |
Lufthansa AG | 5,63 | -0,46% |