Zalando-Aktie mit mauem Börsendebüt - Und nun?

Insgesamt nahm der selbsternannte Amazon-Konkurrent 605 Millionen Euro bei seinem IPO ein. Das Unternehmen, das einen Anteil von 11,3 Prozent an die Börse bringt, ist damit annähernd 5,35 Milliarden Euro wert - und die Großaktionäre verdienen kräftig mit. Unter anderem sinkt die Beteiligung des schwedischen Investors Kinnevik nach dem Börsengang zwar von 36 Prozent auf nur noch annähernd 32 Prozent, dieser Anteil ist aber noch 1,7 Milliarden Euro wert. Die Brüder Marc, Alexander und Oliver Samwer, die zu den ersten Zalando-Geldgebern gehörten, halten nun noch einen Anteil von rund 15 Prozent - zwei Prozent weniger als vor dem Börsengang, aber immerhin um 0,8 Milliarden Euro wert.

Zalando - Erfolgreichstes Projekt der Samwer-Brüder

Die Samwers haben Zalando groß gemacht, es ist eines der erfolgreichsten Projekte der drei Brüder, die mit einem eBay-Klon Ende der 1990er Jahre ihre ersten Millionen machten. Zalando ist das bisher einzige deutsche Unternehmen, das innerhalb so kurzer Zeit die Umsatzschwelle von zwei Milliarden Euro übertroffen hat. Wie beim US-amerikanischen "Vorbild" Amazon steht bei Zalando Wachstum über allem: Schnell Gewinne zu schreiben, sei nicht das Ziel von Zalando, sagt Geschäftsführer Rubin Ritter. Er setzt weiter auf steigende Umsätze und will - wie er formuliert - einen "nachhaltigen Wachstumstrend" setzen.

Quo vadis Zalando-Aktie?

Doch was bedeutet das für die Zalando-Aktie und deren Anleger? Für Analyst Stefan Wimmer vom Bankhaus Metzler ist Zalando "wirklich etwas Besonderes" - vor allem, weil es auch etwas Neues sei, "dass ein erfolgreiches Unternehmen im Onlinebereich aus Deutschland kommt". Der Hype um Zalando und den Börsengang sei deshalb "nachvollziehbar".

Mit derzeit annähernd zwei Milliarden Euro Jahresumsatz in Europa liegt Zalando noch deutlich hinter Amazon. Der US-Konzern erlöste allein in Deutschland im vergangenen Jahr acht Milliarden Euro. Dennoch: Zalando setzt auf Schuhe und Mode und ist laut Analyst Wimmer in diesem Bereich "heute schon ein ernsthafter Wettbewerber". Ob Zalando auch nachhaltig ein Erfolg wird, muss sich aber erst noch zeigen. Bisher schreibt das Unternehmen nur Verluste, was vor allem am konsequenten Expansionskurs der vergangenen Jahre liegt. Aber: "In den etwas reiferen Märkten Deutschland, Österreich und Schweiz wird bereits ein kleiner operativer Gewinn erzielt", so Wimmer.

Otte: "Bei der Zalando-Aktie würde ich besonders deutlich abraten"

Professor Max Otte, Börsenprofi und Herausgeber zahlreicher Anlegerbriefe, kann hingegen kaum Positives an Zalando und am Börsengang des Online-Händlers finden. Einen Konkurrenten für Amazon sieht er in Zalando nicht. "Ich glaube, dass mit viel Marketingaufwand das Geschäftsmodell bei Zalando so hingebastelt wurde, dass es kurzfristig zum Börsengang einigermaßen funktioniert", sagte Otte in einem Interview mit finanzen.net. Und Otte wird im Hinblick auf Privatanleger noch deutlicher: "Bei der Zalando-Aktie würde ich besonders deutlich abraten, selbst wenn es möglich ist, dass die in den ersten Tagen nach der Neuemission noch steigt." Schon der erste Handelstag scheint dem Börsenprofi recht zu geben: Nach einem starken Börsenstart fiel die Zalando-Aktie zurück und notierte zeitweise wieder nahe dem Ausgabepreis von 21,50 Euro.

Von Markus Gentner