Kartellgericht |
29.08.2023 17:54:00
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Wienerberger-Aktie im Plus: Wienerberger darf Terreal unter Auflagen in Millionendeal schlucken
Die Behörde und der Kartellanwalt hatten eine vertiefende Prüfung des Vorhabens von Wienerberger gefordert. Sie orteten das Risiko, dass der Zusammenschluss zu einer verstärkten Marktstellung von Wienerberger führen könne, was negative Folgen für den Wettbewerb hätte. Das betraf vor allem den Bereich kleinformatige Bedachungsmaterialien für das Steildach. Ein eingeholtes Gutachten bestätigte die Bedenken.
Das Kartellgericht stellte laut BWB fest, dass es sich beim Markt für kleinformatige Bedachungsmaterialien für das Steildach in Österreich um einen sehr konzentrierten Markt handelt. Hier wären nach dem Zusammenschluss nur vier starke Unternehmen im Markt aktiv. Die kartellgerichtliche Prüfung zeigte, dass bei Freigabe des Zusammenschlusses ohne Auflagen eine "reale Gefahr" dahingehend bestehe, dass innerhalb des Marktsegments Tondachziegel nahezu 90-Prozent-Marktanteil auf Wienerberger fallen würde. So würde Wettbewerb verhindert. Kunden drohten höhere Preise aufgrund einer geringeren Angebotsvielfalt und weniger Ausweichmöglichkeiten.
"Wenn die Angebotsvielfalt in Märkten sinkt, besteht immer ein Risiko, dass dies negative Auswirkungen auf die Preise hat und Kunden beziehungsweise Kundinnen mehr bezahlen müssen", so BWB-Interimschefin Natalie Harsdorf-Borsch. "Mir ist es sehr wichtig, dass die BWB gerade in Märkten, in denen derzeit die Preise stärker steigen, ihre unabhängige Kontrollfunktion besonders sorgsam wahrnimmt." Häuslbauer ächzen derzeit unter anderem unter hohen Kosten für Baumaterialien.
Und mit Terreal und Creaton hatten sich erst vor wenigen Jahren zwei Branchenriesen zusammengetan. Nun sehen die Auflagen des Kartellgerichts vor, dass Wienerberger nach der Übernahme von Terreal - zu der Creaton nunmehr gehört - den Betrieb verschiedener Creaton-Gesellschaften in Osteuropa und jenen des Österreich-Geschäfts von Creaton Deutschland auch nach dem Zusammenschluss aufrecht zu erhalten und zu gewährleisten.
So sei durch Wienerberger nach der Übernahme "eine übergangsweise Weiterbelieferung des Österreich-Geschäfts mit Tondachziegeln und Betondachsteinen sicherzustellen (inklusive Einräumung von Lizenzrechten zur Nutzung der Marke 'Creaton'). Um die Überprüfung der Einhaltung dieser Auflage zu garantieren, wurde eine umfassende Berichtspflicht der Wienerberger AG gegenüber der BWB und dem Bundeskartellanwalt vorgesehen. Weiters ist es Wienerberger AG für einen bestimmten Zeitraum untersagt, Mitglieder des österreichischen Vertriebsteams des Eastern Business aktiv abzuwerben."
Der Terreal Holding wiederum wurde insbesondere die Verpflichtung auferlegt, die Umrüstung eines Produktionswerks in Ungarn sicherzustellen. So soll die dortige Tochter künftig in der Lage sein, ausreichend Tondachziegel für den österreichischen Markt herzustellen. Darüber hinaus muss Terreal für ausreichende Personalkapazitäten zur Bearbeitung des Vertriebsmarktes in Österreich sorgen. "Auch diese Auflagen werden durch umfassende Berichtspflichten an die BWB und den Bundeskartellanwalt gestützt", so die BWB.
Wienerberger werde heuer weiter wachsen und "große Teile der französischen Terreal kaufen - das wird im zweiten Halbjahr umgesetzt werden", hatte Wienerberger-Chef Heimo Scheuch angekündigt. Durch die Akquisition des Dach- und Solaranbieters soll sich die Zahl der Konzernstandorte weltweit von zuletzt 216 auf 240 erhöhen und der Personalstand heuer von rund 20.000 um fast 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zulegen. "Somit wachsen wir im wichtigen Sanierungsgeschäft in Europa weiter", meinte der CEO.
Die Wienerberger-Aktie gewann in Wien schlussendlich 1,67 Prozent auf 25,52 Euro hinzu.
phs/kan
(APA)
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