Dividendenerhöhung 03.03.2023 19:57:00

VW-Aktie: Hoher Auftragsbestand macht optimistisch für 2023

VW-Aktie: Hoher Auftragsbestand macht optimistisch für 2023

Ob eine Entscheidung getroffen werde, sei noch offen, sagten zwei Personen mit Kenntnis der Beratungen im Vorfeld der Sitzung der Nachrichtenagentur Reuters. Es gehe sowohl um die politischen Rahmenbedingungen als auch um technische Fragen, sagte einer der Insider. Damit spielte er auch auf das von den USA aufgelegte Multi-Milliardenprogramm zur Förderung von Investitionen in klimaschonende Technologie wie Elektroautos an. Volkswagen wiederholte seine Stellungnahme, wonach noch keine Entscheidung getroffen sei. "Wir sind weiter mit Hochdruck auf der Suche nach einem geeigneten Standort für unsere erste Gigafabrik in Nordamerika und befinden uns dazu in guten, konstruktiven Gesprächen", erklärte der Autobauer auf Anfrage von Reuters.

Die Niedersachsen hatten zur Sicherung wichtiger Batterierohstoffe im August eine Vereinbarung mit Kanada geschlossen. Beide Seiten wollten prüfen, welchen Beitrag das rohstoffreiche Land zu den globalen und regionalen Batterielieferketten leisten könne. Später war die Rede davon, Kanada sei "eine logische Option" für eine Batteriezellfabrik. Im Januar berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf von der Zeitung eingesehene Dokumente, die kanadische Provinz Ontario habe angeboten, das Projekt durch Investitionen und andere Anreize zu unterstützen.

Auf der Tagesordnung des Kontrollgremiums steht außerdem die Entscheidung für ein eigenes Produktionswerk für die neue Marke Scout, die elektrische Pickups und SUV bauen soll. Ein weiteres Thema der Sitzung ist der Jahresabschluss und der Beschluss über die Dividende für 2022.

VW-Marke Scout plant erstes Produktionswerk in Columbia für vollelektrischen SUV

Volkswagen kommt bei der Ausweitung seines Angebots im US-Markt voran. Das erste Produktionswerk für den geplanten vollelektrischen SUV und Pick-up werde in Columbia im Bundesstaat South Carolina errichtet, teilte die VW-Submarke Scout am Freitag mit. Die Investitionen belaufen sich den Angaben zufolge auf 2 Milliarden US-Dollar (1,88 Mrd Euro). Mindestens 4 000 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Bei Vollauslastung könnten in der Anlage jährlich mehr als 200 000 Scout-Fahrzeuge produziert werden, hieß es.

VW-Finanzchef Arno Antlitz bezeichnete die Verlagerung des nordamerikanischen Marktes in Richtung Elektromobilität als "historische Chance". Die VW-Gruppe könne so eine stärkere Position einnehmen, die globale Präsenz weiter diversifizieren und die Widerstandsfähigkeit erhöhen.

Die besonders in den USA beliebten Pick-ups waren für Volkswagen dort lange eine Leerstelle im Angebot. Vergangenes Jahr kündigten die Wolfsburger dann an, einen vollelektrischen Pritschenwagen und einen SUV unter dem Herstellernamen Scout in den Vereinigten Staaten herauszubringen.

Die Suche nach einer Möglichkeit, auf dem Markt für Pick-ups Fuß zu fassen, lief damals bereits länger. Zwar haben die leichten Nutzfahrzeuge von Volkswagen mit dem Amarok seit vielen Jahren solch ein Modell im Programm - ausgerechnet in den USA wurde es aber nicht verkauft. Ein Grund war eine skurrile Importhürde, mit der Washington Handelshemmnisse für exportierte Hühnchen durch höhere Einfuhrzölle für bestimmte Autotypen vergolten hatte ("Chicken Tax").

In der Folge dominierten die heimischen Anbieter wie General Motors oder Ford das Inlandsgeschäft mit Pick-up-Trucks. Inzwischen sind auch US-Elektroautobauer wie Tesla oder Rivian in der Sparte aktiv.

HSBC senkt Volkswagen Vorzüge auf 'Hold' und Ziel auf 148 Euro

Die britische Investmentbank HSBC hat die im DAX notierte Vorzugsaktie von Volkswagen (VW) von "Buy" auf "Hold" abgestuft. Das Kursziel wurde von 203 auf 148 Euro gesenkt. Investments in Autoaktien seien inzwischen noch schwieriger geworden, schrieb der neu zuständige Analyst Michael Tyndall in einer am Freitag vorliegenden europäischen Branchenstudie. Eine mögliche Rezession wäre negativ, Angebotsknappheiten hätten indes zu einem gewissen Nachholbedarf geführt, doch eine teurere Kreditfinanzierung dürfte die Nachfrage belasten. Zudem sei die Preisgestaltung derzeit zwar gut für Autobauer, doch auch das könnte sich mit steigenden Angeboten wieder ändern. Er bevorzuge daher Premiumhersteller statt Autobauer wie VW, die sich auf den Massenmarkt konzentrierten.

VW hebt nach Gewinnplus Dividende kräftig an

Volkswagen blickt nach einem Jahr mit vielen Schlaglöchern etwas entspannter voraus.

Für 2023 stellt der Konzern eine Umsatzrendite zwischen 7,5 und 8,5 Prozent in Aussicht. Am unteren Ende der Spanne ist das ein halber Prozentpunkt mehr als für das vergangene Jahr prognostiziert worden war. Der Umsatz soll zwischen zehn und 15 Prozent zulegen, wie der Volkswagen am Freitag weiter mitteilte. Den Reingewinn steigerten die Wolfsburger im vergangenen Jahr um rund drei Prozent auf 15,8 Milliarden Euro.

Daraus sollen die Aktionäre eine um je 1,20 Euro angehobene Dividende erhalten. Statt 7,50 Euro je Stamm- und 7,56 Euro je Vorzugsaktie wie im Vorjahr sollen 8,70 beziehungsweise 8,76 an die Anteilseigner fließen, darunter als größte die Holding Porsche SE der Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar.

"Die heutigen Ergebnisse sind ein weiterer Beleg für die solide finanzielle Basis, auf der wir unserer Strategie konsequent umsetzen", erklärte Finanzchef Arno Antlitz.

Volkswagen hatte Anfang Februar erste Eckdaten seiner Bilanz veröffentlicht. Demnach hat sich der Barmittelzufluss im vergangenen Jahr von 8,6 auf fünf Milliarden Euro fast halbiert, weil wegen fehlender Halbleiter viele Autos auf Halde produziert werden mussten. Die gebundenen Mittel waren deutlich höher als erwartet ausgefallen. Für dieses Jahr gehen die Niedersachsen davon aus, dass sich die Entwicklung umkehrt, da die Bestände abnehmen und die Produktion wieder rund läuft. Wegen der unsicheren Konjunktur bleiben inzwischen aber die Kunden aus, was den Konzern vor neue Probleme stellt.

AUDI-Chef warnt vor 'Hängepartie' beim Verbrenner-Aus

In der Debatte um ein europaweites Aus für Verbrennungsmotoren hat AUDI-Chef Markus Duesmann vor einer Kehrtwende gewarnt. "In der politischen Diskussion sehen wir das Risiko, dass der klare Beschluss der EU zum Verbrenner-Ausstieg 2035 wieder infrage gestellt wird", sagte Duesmann dem "Spiegel". "Das birgt die Gefahr einer Hängepartie, und die wäre für die Autoindustrie fatal."

Der AUDI-Chef betonte die Notwendigkeit der Planungssicherheit für die Autobranche und ihre milliardenschweren Investitionen. Damit bezieht Duesmann als Automanager eine andere Position als Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Wissing will durchsetzen, dass Autos mit konventionellem Motor auch nach 2035 noch zugelassen werden können, wenn sie mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden können, den sogenannten E-Fuels.

Der AUDI-Chef sagte dem "Spiegel" dagegen: Im Pkw-Segment würden synthetische Kraftstoffe mittelfristig keine große Rolle spielen. "AUDI hat eine klare Entscheidung getroffen: Wir steigen 2033 aus dem Verbrenner aus, weil das batterieelektrische Fahrzeug die effizienteste Methode für Individualmobilität ist." E-Fuels seien in der Herstellung deutlich ineffizienter, dadurch erheblich teurer, und sie kämen langfristig nur für Mobilitätsformen in Betracht, bei denen Energie nicht anders gespeichert werden kann: "Flugzeuge werden auf E-Fuels angewiesen sein oder die Bestandsflotte, also die Pkw, die bereits auf der Straße sind", sagte Duesmann.

Volkswagen will 2023 deutlich wachsen

Volkswagen will in diesem Jahr den Produktionsstau auflösen und die Bestellungen abarbeiten - im Fall einer besseren Versorgung mit Mikrochips und Rohstoffen soll das auch die Verkäufe wieder anschieben. Nachdem die Auslieferungen der größten europäischen Autogruppe 2022 vor allem wegen der Zulieferprobleme um 7 Prozent auf knapp 8,3 Millionen Fahrzeuge abgerutscht waren, peilen die Wolfsburger für 2023 nun 9,5 Millionen Stück an. Gleichzeitig soll der Umsatz um 10 bis 15 Prozent zulegen. Das Unternehmen stellte den neuen Ausblick am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung vor.

"Wir erwarten für das laufende Jahr, dass die Engpässe in der Lieferkette sukzessive nachlassen und wir den hohen Auftragsbestand bedienen können", erklärte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz. Derzeit liege dieser bei 1,8 Millionen Wagen. Er hatte sich hochgeschaukelt, weil es - wie bei anderen Herstellern - an Elektronik und manchen Rohstoffen mangelte. Dies führte zu langen Wartezeiten für viele Kunden und insgesamt zu einer Verknappung des Autoangebots.

Zusammen mit der allgemeinen Inflation trieb dies zuletzt auch die Preise für Autos - bis auf den angespannten Gebrauchtwagenmarkt. Die starke Nachfrage, bei der laut VW höherwertige Ausstattungen ebenso eine Rolle spielten, machte es möglich, dass der Konzern im vorigen Jahr trotz des Ukraine-Kriegs, teurer Energie und der Covid-Lockdowns sowie Handelsschwierigkeiten in China erneut mehr verdiente.

Das Ergebnis nach Steuern verbesserte sich im Vergleich zu 2021 leicht um knapp 3 Prozent auf 15,84 Milliarden Euro. Rechnet man Sondereffekte wie den Ausstieg beim Roboterauto-Start-up Argo AI oder die Zinsentwicklung ein, stieg der Betriebsgewinn auf 22,12 Milliarden Euro - ein Plus von gut 15 Prozent. Vor solchen Einflüssen kletterte er von gut 20 Milliarden auf 22,5 Milliarden Euro. Erste Eckdaten hierzu hatte Volkswagen bereits Anfang Februar vorgelegt.

Dem Firmengeflecht mit Marken wie VW-Pkw, Audi, Porsche, Skoda und Seat war es auch im coronabelasteten Vorjahr gelungen, seine Erträge auszubauen. Durch die Versorgungsprobleme gingen die Verkäufe des nach Toyota zweitgrößten Autokonzerns jedoch zurück, wenngleich bei E-Autos ein Plus von 26 Prozent gelang. Seinen Umsatz baute VW auch aufgrund der Preiszuwächse von 250,2 auf 279,2 Milliarden Euro aus.

Das aktuelle Jahr werde ungeachtet der relativ zuversichtlichen Erwartungen nicht einfach, mahnte Antlitz. Der Finanzchef sprach von einem nach wie vor "schwierigen globalen Umfeld" und "erheblichen Herausforderungen in der Lieferkette". Die Autokonjunktur in etlichen Ländern schwächelt, die Rohstoff- und Energiemärkte schwanken.

Außerdem verwies der Manager auf das Thema strengere Abgasregeln. Vor allem die Frage, wie stark der zulässige Ausstoß von Stickoxiden bei Verbrennern mit der geplanten neuen Euro-7-Norm begrenzt werden soll, wird heftig diskutiert. Die EU-Staaten verschoben zudem eine zunächst für kommenden Dienstag vorgesehene Abstimmung darüber, ob neue Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 nicht mehr zugelassen werden dürfen.

Bis auf Weiteres stellt sich VW darauf ein, moderne Diesel und Benziner neben dem Ausbau der E-Flotte noch einige Zeit im Angebot zu behalten. Die Modelle mit fossilen Antrieben tragen den Hauptteil der Erträge, die in Investitionen fließen. 2023 sollen laut den jüngsten Zielen 7,5 bis 8,5 Prozent als operative Rendite hängen bleiben - das wären also 7,50 bis 8,50 Euro von jeweils 100 umgesetzten Euro.

Bei der Ausweitung seines Angebots im US-Markt kommt der Konzern unterdessen voran. Das erste Produktionswerk für den geplanten vollelektrischen SUV und Pick-up werde in Columbia im Bundesstaat South Carolina errichtet, teilte die VW-Submarke Scout mit. Die Investitionen belaufen sich den Angaben zufolge auf zwei Milliarden US-Dollar (1,88 Mrd Euro). Mindestens 4 000 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Bei Vollauslastung könnten in der Anlage jährlich mehr als 200 000 Scout-Fahrzeuge produziert werden, hieß es.

Via XETRA stieg die VW-Aktie um 10,56 Prozent und schloss bei 142,20 Euro.  

Hamburg/London/Wolfsburg (dpa-AFX)

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