Keine großen Sorgen 31.08.2017 11:53:00

voestalpine setzt weiterhin auf Wachstumsmotor NAFTA

"Ich glaube nicht, dass sich das so ändern wird", sagte Peter Schwab, voestalpine-Vorstand und Leiter der Sparte "Metal Forming" diese Woche vor österreichischen Journalisten in den USA.

Auf Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump reagiert das Unternehmen, wie viele andere, inzwischen demonstrativ gelassen. Erst am Dienstag hatte es aus mexikanischen Regierungskreisen geheißen, dass sich das Land auf einen Ausstieg der USA aus dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA gefasst macht.

Man könne sich als Unternehmen nicht zu Tode fürchten, so Schwab weiter. Und: Um mit Innovationen Fuß zu fassen, müsse man nun mal global tätig sein, das Unternehmen setze daher nach wie vor stark auf den NAFTA-Raum. "Bis 2020 ist das der größte Wachstumsmarkt." Bis dahin soll der Umsatz dort von 1,3 auf 3 Mrd. Euro wachsen.

Durch das NAFTA-Abkommen, das vor mehr als 20 Jahren in Kraft getreten ist, sind die Nachbarländer Kanada, USA und Mexiko näher zusammengerückt - und damit auch die Automobilindustrie: "Es ist nicht ungewöhnlich, dass für ein einzelnes Fahrzeug diverse Komponenten bis zu sieben Mal die Grenze zwischen den USA und Kanada beziehungsweise Mexiko überschreiten", heißt es von den Außenwirtschaftscentern der WKO in den USA zur APA. Der "Autopfad" erstrecke sich über 1.100 Kilometer vom Südosten Kanadas bis zum Golf von Mexiko.

Für voestalpine ist Mobilität ein wesentlicher Umsatztreiber, aktuell macht er mit 5,6 Mrd. Euro 49 Prozent der Gesamterlöse aus. Bis 2020 soll die Hälfte des Konzernumsatzes in dem Bereich mit den Branchen Automotive, Bahn und Luftfahrt erwirtschaftet werden.

Der Trend zum Leichtbau und zur E-Mobilität spielt dem Linzer Unternehmen dabei in die Hände. Der Leichtbaumarkt für Pkw und Lkw soll sich laut Schätzungen bis 2025 auf 100 Mrd. Euro verfünffachen. "Innovationstreiber sind vor allem die deutschen Premiumhersteller", so Schwab. "Auch SUV und Pick-ups werden leichter", berichtet Philipp Schulz, Geschäftsführer des voestalpine-Standorts in Cartersville, Georgia. Bestrebungen der Politik, den Individualverkehr einzudämmen, gebe es dort nicht, Öffis und Fußgänger sind ein seltener Anblick.

Das Werk in Cartersville spielt für das Wachstum in den USA, Kanada und Mexiko eine Schlüsselrolle: Es ist der erste Produktionsstandort für höchstfeste Leichtbau-Karosserieteile im NAFTA-Raum.

Der Standort befindet sich zurzeit in der dritten Ausbaustufe - auch wegen eines Großauftrags für einen deutschen Autohersteller in der Höhe von 500 Mio. US-Dollar (419,60 Mio. Euro). Die Niederlassung, die erst seit 2014 in Betrieb ist, wurde kontinuierlich ausgebaut, für den Großauftrag wurden erneut 60 Mio. Dollar in die Hand genommen. Bis 2020 sollen dort 200 Mio. Dollar mit 450 Mitarbeitern umgesetzt werden.

"Dieses Wachstum kann man in Österreich nicht machen", merkte Schwab an und lobte die ansässigen Gemeinden, die sehr kooperativ gewesen seien. Die Politik hätte hier erkannt, dass eine Reindustrialisierung des Gebiets langfristige Arbeitsplätze bringe.

Auch die Mitarbeiter seien hochflexibel. "Überstunden sind überhaupt kein Thema", erzählte Schulz. "Das sind wir in Österreich nicht gewohnt" so der Geschäftsführer weiter, räumt aber auch ein, dass in den USA viele "von Paycheck zu Paycheck" leben.

Bei den US-amerikanischen Konsumenten sind die deutschen Autobauer wegen der jüngsten Skandale übrigens nicht in Missgunst geraten. "Die interessiert nur, ob es Sammelklagen gibt und sie Geld bekommen", so Schulz. Umweltschutz spiele dort keine große Rolle.

Zurzeit beschäftigt der Konzern knapp 3.300 Mitarbeiter im NAFTA-Raum. Allein in den USA hat das Unternehmen in den letzten fünf Jahren rund 1,2 Mrd. Dollar investiert.

(Schluss) cam/ggr

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