Rekordgewinn 08.06.2022 17:54:00

voestalpine-Aktie letztlich höher: voestalpine erzielte 2021/22 Milliardengewinn

voestalpine-Aktie letztlich höher: voestalpine erzielte 2021/22 Milliardengewinn

Im Jahr davor waren es nur 31,7 Mio. Euro gewesen. Die Dividende soll nun von 0,5 auf 1,2 Euro je Aktie kräftig angehoben werden. Angesichts des Ukraine-Kriegs habe sich die Marktstimmung zu Beginn des Geschäftsjahres 2022/23 allerdings eingetrübt.

"Das alles überschattende Ereignis in diesem Geschäftsjahr: Am 24. Februar hat Russland einen Angriffskrieg in der Ukraine gestartet, der unfassbares menschliches Leid verursacht hat und noch immer verursacht", betonte Konzernchef Herbert Eibensteiner zu Beginn der heutigen Bilanzpressekonferenz. Der Krieg habe "natürlich auch Auswirkungen auf das wirtschaftliche Umfeld in Europa", so der CEO mit Blick auf die Energieversorgung, Rohstoff- und Energiepreise sowie Logistik- und Lieferkettenprobleme. "Der Krieg in der Ukraine hat das wirtschaftliche Sentiment in Europa doch deutlich getrübt."

Die voestalpine bezog bisher wichtige Rohstoffe aus den beiden Ländern - Eisenerz aus der Ukraine, Gas und Kohle aus Russland. Der Konzern hat sich umorganisiert, bezieht keine Kohle mehr aus Russland und nur noch "gewisse Mengen" Eisenerz-Pellets aus der Ukraine. "Wir haben die Lieferungen aus anderen Bereichen intensiviert", berichtete Eibensteiner.

Einzig beim geplanten Gas-Ausstieg der EU-Länder als Sanktion gegen Russland wird es schwierig: "Ein Gasembargo wäre für die voestalpine und wahrscheinlich für die gesamte europäische Industrie ein sehr schwieriges Thema", formulierte der Konzernchef vorsichtig. Das russische Gas soll, so der Konsens in der EU, in den nächsten Jahren durch andere Quellen ersetzt werden. "Das werden wir natürlich mittragen", strich der Voest-Chef hervor. Österreich deckt rund 80 Prozent seines Bedarfs mit Lieferungen aus Russland. "Alle Bestrebungen in Europa gehen dorthin, dass wir uns vom russischen Gas unabhängiger machen, aber der Gasbedarf wird hoch bleiben." Durch den Ukraine-Krieg habe sich "natürlich auch die Energiewende beschleunigt".

Bisher konnte der Konzern die massiven Steigerungen bei den Rohstoff- und Energiepreisen den Angaben zufolge an ihre Kunden überwälzen. In dem Geschäftsjahr habe die voestalpine "das beste Ergebnis in der Konzerngeschichte" verbucht. "Wir verzeichnen ein All-Time-High bei Umsatz, Ergebnis und auch beim Eigenkapital", so Eibensteiner. Das Eigenkapital habe erstmals 7 Mrd. Euro überstiegen (Vorjahr: 5,7 Mrd. Euro). In den vergangenen drei Jahren hatte der Konzern auch seine Entschuldung im Fokus: Die Nettofinanzverbindlichkeiten sanken von rund 2,7 auf 2,3 Mrd. Euro - 2019/20 hatten sie noch 3,8 Mrd. Euro betragen. Das Gearing (Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital) verbesserte sich von 48,5 auf 32,4 Prozent.

Das Rekordhoch beim Umsatz zeige, "dass wir doch weitgehend ungestört produzieren konnten", sagte der CEO. Der Umsatz legte 2021/22 um knapp 37 Prozent von 10,9 auf 14,9 Mrd. Euro zu. Beim Umsatzplus von 4 Mrd. Euro war laut Finanzvorstand Robert Ottel "60 Prozent preisbedingt und 40 Prozent mengenbedingt". Trotz eines herausfordernden Umfelds, das von der weltweiten COVID-19-Pandemie, Lieferkettenproblemen, massiv gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten und zuletzt von den Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges geprägt gewesen ist, blieb unter dem Strich ein Gewinn pro Aktie (EPS) von 7,28 Euro (Vorjahr: 0,24 Euro).

Und auch das Sorgenkind Texas ist weg: "Wir haben das 'Signing' für den Verkauf der voestalpine Texas an ArcelorMittal abschließen können", so der Konzernchef. "Die Mittelzuflüsse aus dem Verkauf werden erst mit dem 'Closing' fällig", ergänzte Finanzvorstand Robert Ottel. Aus dem Verkauf von 80 Prozent des erst 2016 eröffneten Roheisenwerks in Corpus Christi sollen noch "620 Mio. Euro an Zufluss" kommen. In wenigen Wochen soll es so weit sein. Beim Ergebnis nach Steuern von 1,3 Mrd. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr seien auf die Tochter in Texas "257 Millionen positiv aus diesem Jahr entfallen". In der Bilanz seien "die Vorjahreszahlen rückwirkend um die Zahlen von Texas angepasst" worden, so der Finanzchef.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdoppelte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) noch auf 2,3 Mrd. Euro. "Das EBITDA zeigt, dass es uns gelungen ist, die hohen Rohstoff- und Energiekosten am Markt unterzubringen", resümierte Eibensteiner. Dieser Wert dürfte heuer aber angesichts des unsicheren globalen Umfelds inklusive Lieferkettenprobleme nicht zu halten sein.

Trotz gut gefüllter Auftragsbücher bis in den Sommer hinein rechnet die Unternehmensführung für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Rückgang des EBITDA auf 1,8 bis 2 Mrd. Euro, "wenn es keine zusätzlichen Ausprägungen dieser Unsicherheitsfaktoren geben wird", schränkte der CEO ein. Grund ist die weltweite Konjunkturabkühlung. Die weitere Entwicklung im zweiten Geschäftshalbjahr sei noch nicht abzusehen.

Mit derart rosigen Ergebnissen dürfte es also vorerst vorbei sein. Der Ausbruch des Ukraine-Krieges mit den daraus resultierenden Sanktionen gegen Russland seit Februar habe die starke Erholungsdynamik der Wirtschaftsentwicklung nach Auslaufen der pandemiebedingten Restriktionen abrupt beendet. Das habe die Wirtschaftsentwicklung in Europa erneut gebremst. Auch in Nordamerika habe das Wirtschaftswachstum bereits im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 unerwartet etwas abgenommen. Die Null-COVID-Strategie in China verringere nicht nur die Wirtschaftsdynamik im eigenen Land, sondern lässt aufgrund der engen Verflechtung der globalen Wertschöpfungsketten auch Folgewirkungen in Europa und Nordamerika erwarten.

Der globale Chipmangel und die Kabelbaumproblematik haben die Automobilindustrie als wichtigen Kunden der Voest scharf ausgebremst. "Die Produktion in Europa läuft derzeit bei etwa zwei Drittel des Vorkrisenniveaus", sagte Vorstand Peter Schwab. Noch schlimmer ist die Situation in Deutschland: "Dort sind wir vom Peak-Niveau um etwa die Hälfte weg und fast auf dem Niveau von 1974/75, den Jahren der Ölpreiskrise."

Die voestalpine beschäftigte weltweit 50.225 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (2020/21: 48.654) - rund 22.500 davon in Österreich. Das entspricht einer Personalaufstockung um 3,2 Prozent - in Österreich war der Anstieg laut Ottel höher als im Konzernausland. "Wir haben wieder über 50.000 Mitarbeiter - das ist nicht ganz die Zahl, die wir vor Covid gehabt haben, aber reicht aus, um das aktuelle Geschäft abzuwickeln", meinte Eibensteiner. An der Wiener Börse gingen die voestalpine-Aktien am Mittwoch mit einem leichten Aufschlag von 0,21 Prozent auf 28,16 Euro aus dem Handel.

Analysierendes Institut Baader Bank

Hinweis: Informationen zur Offenlegungspflicht bei Interessenskonflikten im Sinne der Richtlinie 2014/57/EU und entsprechender Verordnungen der EU für das genannte Analysten-Haus finden Sie unter http://web.dpa-afx.de/offenlegungspflicht/offenlegungs_pflicht.html. (Die veröffentlichten Weblinks werden von der Internetseite der dpa-AFX unverändert übernommen.)

spo/ste

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