Durststrecke erwartet 30.07.2014 17:45:00

Verbund mit schwierigem Jahr: Umsatz und Gewinn brechen ein

Schuld ist unter anderem die niedrige Wasserführung der Flüsse in Österreich und Bayern sowie die weiter gesunkenen Großhandelspreise für Strom. Erst gegen Ende des Jahrzehnts rechnet der Verbund wieder mit steigenden Großhandels-Strompreisen. Die im Frühjahr angekündigte Stilllegung der thermischen Kraftwerke wird 2015 umgesetzt.

Das Geschäftsjahr 2014 sei ein schwieriges Jahr, das sei kein Verbund-Spezifikum, sondern ein Sektorspezifikum, so Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Die Branche befinde sich im Umbruch. Die aktuellen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien "äußerst düster".

Mittel- und langfristige Prognosen zeigten, dass 2018/19 - mit dem Aus-dem-Markt-Gehen von Atomkraftwerken in Deutschland - die Preise wieder steigen sollten. Gaskraftwerke sollten dann wieder rentabel sein. Derzeit seien sie in keinem Land in Europa wirtschaftlich betreibbar. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei nur mit Förderungen möglich. Damit ist auch erklärbar, dass in Bayern ein neues Gaskraftwerk geplant ist. Wenn man Förderungen bekomme, könne man alles bauen, "dann kann man auch mit Hamsterrädern Strom erzeugen".


Überförderungen belasten gesamten Energiesektor

Überförderungen gebe es aber nicht nur bei den erneuerbaren Energien, sondern auch bei der Nuklearenergie, so Anzengruber bei der heutigen Halbjahrespressekonferenz unter Hinweis auf die geplanten Subventionen des britischen AKW Hinkley Point.

Der Umsatz des Verbund sank in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 um 15 Prozent auf 1,399 Mrd. Euro, das Konzernergebnis schmolz gar um 86 Prozent auf 56,6 Mio. Euro zusammen. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sank um 56 Prozent auf 354,8 Mio. Euro. Das operative Ergebnis drehte ins Positive und betrug 196,7 Mio. Euro, nach einem Verlust von 78,7 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2013. Der Nettoverschuldungsgrad betrug 78,2 (73,8 ) Prozent. Die Abschreibungen lagen netto bei rund 173 Mio. Euro. Die Wasserführung lag um 7 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt und um 18 Prozent unter Vorjahr.

Das Verbund-Gaskraftwerk im steirischen Mellach sowie die beiden Anlagen in Frankreich - Pont-Sur-Sambre und Toul - werden 2015 eingemottet. Das Ölkraftwerk Neudorf/Werndorf II wird im Dezember geschlossen. Das Steinkohlekraftwerk Dürnrohr soll - vorbehaltlich einer Entscheidung des deutschen Netzbetreibers Tennet für eine mögliche Inanspruchnahme als Kaltreserve - im kommenden Jahr geschlossen werden. Die am Standort Dürnrohr noch vorhandene Kohle soll in der kommenden Heizperiode verfeuert werden. Der Rest stehe zum Verkauf, es gebe einige Interessenten, so Anzengruber. In Betrieb bleibt das Steinkohlekraftwerk Mellach, damit der Verbund die bis 2020 laufende Verpflichtung der Fernwärmeversorgung für Graz erfüllen kann.

Fortgeführt werde die Marktoffensive bei den Haushaltskunden. Durch das Energieeffizienzgesetz sollte es nicht zu Belastungen der Kunden kommen. Aktuell habe der Verbund rund 320.000 Privatkunden und damit einen Marktanteil von 7 Prozent. Das Ziel von 500.000 Privatkunden will Anzengruber so bald wie möglich erreichen. Anzengruber geht davon aus, dass der Verbund das Energieeffizienzziel übererfüllen wird. Anrechenbare Maßnahmen seien etwa Dienstleistungen.


Negative Einmaleffekte

Im Geschäftsjahr 2014 wirken sich die Restrukturierungen bei den thermischen Kraftwerken mit negativen Einmaleffekten von minus 66 Mio. Euro auf das EBITDA aus und mit minus 22 Mio. Euro auf das Konzernergebnis, so Finanzvorstand Peter Kollmann. Auf das Ergebnis 2015 werde es einen positiven Effekt von plus 50 Mio. Euro geben. Bei den Gaskraftwerken ist es durch die Stilllegungsentscheidung zu Zuschreibungen gekommen, bei Mellach etwa um 36,6 Mio. Euro. Aktuell hat der Verbund Mellach mit 179 Mio. Euro in den Büchern.

Im Ausblick für 2014 erwartet der zu 51 Prozent im Besitz der Republik Österreich stehende Verbund nach der Halbierung der Gewinnprognose am 10. Juli weiterhin ein Konzernergebnis von rund 70 Mio. Euro und ein EBITDA von rund 690 Mio. Euro. An die Aktionäre ausgeschüttet werden sollen rund 50 Prozent des erwarteten bereinigten Konzernergebnisses von 150 Mio. Euro. Pro Aktie entspräche dies laut Kollmann knapp über 20 Cent. Für 2013 wurde - inklusive einer Sonderdividende für den Verkauf der Türkei-Assets - 1 Euro je Aktie ausgeschüttet.

Zu möglichen Zukäufen sagte Anzengruber, dass man in Deutschland ein offenes Ohr dafür habe, aber nicht an aktuellen Themen arbeite. Kein Interesse gebe es in Südosteuropa. Die Situation bei der Versorgungssicherheit werde immer prekärer, die Interventionen im Hochspannungsnetz nähmen zu.

Die Strom-Absatzpreise liegen heuer mit 39,9 Euro je Megawattstunde (MWh) um 17 Prozent niedriger als im Vorjahr. Für 2015 wird mit einem weiteren Rückgang auf 36,5 Euro gerechnet. Eine 1-prozentige Veränderung der Wasserkraftererzeugung würde sich laut Sensitivitäten für 2014 auf das operative Ergebnis mit 4,3 Mio. Euro auswirken, eine Änderung der Großhandelspreise um 1 Euro/Mwh mit 3,4 Mio. Euro.

Auf 1,5 Mrd. Euro gestrafft wurde das Investitionsprogramm bis 2018. Beim internen Effizienzsteigerungsprogramm, das 130 Mio. Euro kumuliert bis 2015 bringen soll, sei man im Plan. Der durchschnittlich Personalstand betrug im ersten Halbjahr 3.269 Mitarbeiter, um 1,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Stromerzeugung sank im ersten Halbjahr um 15,2 Prozent auf 15.587 Gigawattstunden (GWh). Dabei gab es bei der Wasserkraft ein Minus von 10,4 Prozent auf 14.402 GWh und bei der Wärmekraft einen Rückgang um 61,6 Prozent auf 791 GWh. Der Stromabsatz sank um 7,7 Prozent auf 23.072 GWh.

ivn/phs

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