01.08.2008 16:36:00
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UPDATE2: Lufthansa und ver.di einigen sich auf Tarifkompromiss
Mit dem Kompromiss sind die seit Wochen laufenden Tarifverhandlungen für die rund 50.000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine aber nur vorläufig beendet. Zum einen müssen die Gewerkschaftsmitglieder das Verhandlungsergebnis in einer kommende Woche beginnenden Urabstimmung annehmen. Zum anderen muss Lufthansa sich mit der Kabinengewerkschaft UFO über die geplante Vergütungserhöhung ins Vernehmen setzen.
Dies wird ihr nach Angaben der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) nicht gelingen. Das zwischen Lufthansa und ver.di ausgehandelte Ergebnis ist für die zweite Kabinengewerkschaft, die mehr als 50% der Beschäftigten dort vertritt, "völlig untragbar" und soll deswegen nicht unterzeichnet werden. UFO hatte 15% mehr Gehalt gefordert und beharrt auf diesem Anstieg der Bezahlung. UFO hat nicht zeitgleich mit ver.di verhandelt, weil ihr Tarifvertrag mit Lufthansa noch bis zum 31. Dezember 2008 läuft.
Die Gewerkschaft will zum Jahreswechsel mit Lufthansa verhandeln. Joachim Müller, Leiter Tarifpolitik und Recht, geht derzeit davon aus, dass die Tarifvertragsparteien dann schnell an ihre Grenzen stoßen werden. "Dann werden wir sehen, wie es weiter geht", sagte er Dow Jones Newswires.
Solange sich Lufthansa mit den beiden Gewerkschaften ver.di und UFO nicht einigt, wird es für die Mitarbeiter in der Kabine keinen gültigen Tarifvertrag und auch keine Gehaltserhöhung geben. Lufthansa beharrt nämlich auf die so genannte Tarifeinheit, will die Mitarbeiter in der Kabine einheitlich vergüten und hat deswegen den für die Bodenbeschäftigten gefundenen Kompromiss unter einen entsprechenden Einigungsvorbehalt gestellt.
Aus diesem Grund will ver.di parallel und zeitgleich mit UFO, räumlich aber getrennt, mit dem Lufthansa-Vorstand nach einer Lösung dieses Problems suchen. Bis die Lösung gefunden ist, bekommen die Beschäftigten in der Kabine erst einmal nur die vereinbarte Einmalzahlung überwiesen, sagte ein Lufthansa-Sprecher.
Die 34.000 Beschäftigten am Boden haben es besser. Ihr Tarifvertrag wird gültig, wenn die Gewerkschaftsmitglieder dem Verhandlungsergebnis zustimmen. Zweifel daran hat ver.di nicht. Im Anschluss daran erhalten die Mitarbeiter rückwirkend ab dem 1. Juli 5,1% und ab dem 1. Juli 2009 weitere 2,3% mehr Gehalt.
Hinzu kommt eine Einmalzahlung einschließlich einer ergebnisabhängigen Komponente je nach Geschäftsfeld von bis zu 2,4% einer Jahresgrundvergütung. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 21 Monaten bis zum 28. Februar 2010.
Damit erhöht Lufthansa den Angaben zufolge die Vergütung ihrer Mitarbeiter umgerechnet auf Basis von je 12 Monaten um 4,2%. Die Gewerkschaft hatte wesentlich mehr gefordert. Sie wollte 9,8% mehr Lohn vom 1. Juni 2008 an sowie eine Einmalzahlung. Gleichwohl ist sie mit dem Abschluss zufrieden. "Dieses Ergebnis kann sich sehen lassen", sagte Sprecher Harald Reutter. Es sei das Ergebnis harter und zäher Verhandlungen.
Lufthansa bezeichnet die nun gefundene Lösung als schon zu teuer. Verhandlungsführer und Personalvorstand Stefan Lauer sagte, der Kompromiss belaste das Unternehmen "erheblich". Er sei nur mit Blick auf die lange Laufzeit und die ergebnisbezogenen Einmalzahlungen vertretbar. Der Kompromiss erfordert Lauer zufolge aber auch, dass die erhöhten Kosten über eine verbesserte "Produktivität" aufgefangen werden. Details dazu nannte er aber nicht. Die Flugausfälle schlagen seinen Angaben zufolge mit einem Betrag im deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Volumen zu Buche.
Die Einigung bedeutet auch für die Lufthansa-Kunden kein vollständiges Ende der Behinderungen. Die Airline braucht noch rund zwei Wochen, um den gesamten Flugbetrieb wieder zu normalisieren. So müssen beispielsweise noch Wartungen bei Maschinen nachgeholt werden, bevor diese wieder in die Luft dürfen. So gilt bis Montag noch der Sonderflugplan, mit dem Lufthansa rund 90% aller kontinentalen Flüge zusagt. Am Freitag werden zunächst noch einmal 130 der rund 1.900 für diesen Tag geplanten Starts abgesagt.
Für die Analysten bedeutet die Einigung indes Beruhigung. Der Streik ist nach Einschätzung von LBBW-Analyst Per-Ola Hellgren nicht lange genug gewesen, um "signifikante" Revisionen der Gewinnschätzungen zu rechtfertigen. Der Arbeitskampf dürfte nicht mehr als 30 Mio EUR gekostet haben. Langfristig sollte der Abschluss für den Vorstand auch zu bewältigen sein. Die zusätzlichen Personalkosten bezeichnet Hellgren zwar als negativ, diese könnten aber an anderer Stelle wieder eingespart werden.
Webseite: http://www.lufthansa.financials.de http://www.verdi.de
-Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/jhe (END) Dow Jones Newswires
August 01, 2008 10:35 ET (14:35 GMT)
Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 35 AM EDT 08-01-08
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