04.12.2012 13:38:32

UPDATE: VDA sieht 2013 nicht als Krisenjahr für Autobranche

   --VDA rechnet 2013 mit Wachstum des globalen Automobilmarktes

   --China und USA bleiben Erfolgsgaranten

   --VDA/Wissmann: Deutsche Autobauer könnten überproportional profitieren

   (Durchgehend neu)

   Von Beate Preuschoff und Nico Schmidt

   Der Verband der Automobilindustrie (VDA) stellt sich nicht auf ein bevorstehendes Krisenjahr 2013 ein. "Auch im kommenden Jahr wird sich der automobile Wachstumskurs fortsetzen", sagte Verbandspräsident Matthias Wissmann auf der Jahrespressekonferenz des Lobbyverbandes deutscher Autohersteller und -zulieferer. "Wir erwarten, dass der Pkw-Weltmarkt 2013 die 70-Millionen-Marke ins Auge fassen wird".

   Sollte die Marke geknackt werden, würden die globalen Autoverkäufe im kommenden Jahr im Vergleich zu den für 2012 erwarteten 68 Millionen um knapp drei Prozent zulegen. Ein Selbstläufer wird 2013 aber nicht: "Eines ist gewiss: Das Jahr 2013 wird uns fordern, es wird ein hartes Arbeitsjahr", sagte Wissmann. Die deutschen Autohersteller könnten dabei allerdings überproportional an der sehr dynamischen Automobilkonjunktur teilhaben, die außerhalb Westeuropas herrsche.

   Das weltweite Wachstum wird laut dem VDA weiterhin vor allem von den USA und China getragen. Der US-Markt wird nach jüngsten Projektionen des Verbandes 2013 um 5 Prozent auf 15 Millionen verkaufte Fahrzeuge zulegen, der chinesische um 6 Prozent auf rund 14 Millionen Neuwagen. "Für Indien rechnen wir mit einem Plus von 7 Prozent auf knapp 3 Millionen Autos", rechnete der ehemalige Bundesverkehrsminister vor.

   Rund 3 Millionen Verkäufe erwartet der VDA auch für den russischen Markt, ebenso wie für den deutschen. Damit liefern sich die beiden Länder wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Nimbus des größten Automobilmarktes in Europa.

   Russland schickte sich schon einmal an, Europas wichtigster Einzelmarkt zu werden, dann ließ die Finanzkrise nach dem Lehman-Kollaps die Nachfrage aber nahezu komplett einbrechen. Da der VDA den Heimatmarkt für weitgehende gesättigt hält und auch in den kommenden Jahren nur mit Verkäufen um die 3-Millionen-Marke rechnet, dürfte das Überholmanöver wohl nur eine Frage der Zeit sein.

   Das Geschäft in Westeuropa bleibe schwierig, sagte Wissmann: "Wir rechnen 2013 mit einem Marktvolumen von 11,4 Millionen Neuwagen, das entspricht einem Rückgang um 3 Prozent". Im laufenden Jahr befürchtet der VDA mittlerweile sogar ein Minus der Zulassungen um 9 Prozent. Das wird das fünfte nacheinander sein, womit der Markt auf das Niveau der frühen 1990er Jahre zurückfallen wird.

   Mit dem, was die deutschen Hersteller 2012 erreichen werden, ist der Cheflobbyist zufrieden: Zwar habe das Jahr 2012 Licht und Schatten gebracht. "Die deutsche Automobilindustrie hat im Spannungsfeld zwischen dynamischer Entwicklung in den automobilen Wachstumsmärkten und den großen Herausforderungen in Westeuropa in Summe aber ein ordentliches Ergebnis erreicht".

   Um zu große Hofbestände zu verhindern, hätten in den vergangenen Monaten einige Hersteller die Produktion spürbar zurückgenommen. Die Inlandsproduktion werde 2012 deshalb um gut 3 Prozent auf knapp 5,4 Millionen Wagen zurückgehen, der Export um gut 2 Prozent auf gut 4,1 Millionen Pkw sinken. Im kommenden Jahr rechnet Wissmann mit leichtem Wachstum bei Produktion und Exporten.

   Die Autobranche wird immer mehr zur Zwei-Klassen-Gesellschaft. Während regional breit aufgestellt Autobauer wie Volkswagen oder Toyota trotz der großen wirtschaftlichen Unsicherheiten nach wie vor gut unterwegs sind, leiden vor allem jene Hersteller, die vornehmlich auf Europa konzentriert sind. Denn vor allem im Süden des alten Kontinent lässt die Schuldenkrise potenzielle Autokäufer einen weiten Bogen um die Verkaufsräume machen. Bei Opel und Peugeot-Citroen geht deshalb die Angst vor Stellenstreichungen und Werksschließungen um.

   Als einen Grund für den Erfolg der deutschen Automobilindustrie sieht Wissmann die globalen Ausrichtung der deutschen Autoindustrie. Nur noch weniger als ein Viertel der Fahrzeuge, die deutsche Hersteller exportierten, gehe in die Eurozone. "Das zeigt, dass die Eurozone für uns wichtig ist, dass wir aber - anders als viele andere Wettbewerber in Europa - uns auf dem Weltmarkt viel erfolgreicher tummeln und damit unsere Abhängigkeit von der Eurozone weiter sinkt." In den vergangenen Jahren haben die deutschen Autobauer massiv in den Ausbau ihrer Kapazitäten in Asien und den USA investiert, um sich unabhängiger von Wechselkursschwankungen zu machen und vom dortigen Wachstum zu profitieren.

   Ein weiterer Erfolgsgarant für die deutschen Konzerne ist laut Wissman vor allem die konsequente Premiumstrategie. Im Premiumsegment hätten die deutschen Hersteller einen Weltmarktanteil von 80 Prozent. Weltmarktführer ist BMW gefolgt von Audi und Mercedes-Benz.

   "Ich bin zuversichtlich, dass die deutsche Automobilindustrie - Hersteller wie Zulieferer - ihre führende Position im internationalen Wettbewerb behaupten und ausbauen kann, in Deutschland, Europa und weltweit", sagte Wissmann. Dazu seien aber die richtigen Rahmenbedingungen nötig, erklärte er, und forderte unter anderem eine Beseitigung von Handelshemmnissen sowie eine Politik, die die wirtschaftlichen Weichen in Europa wieder auf Wachstum stelle.

   Kontakt zu den Autoren: beate.preuschoff@dowjones.com; nico.schmidt@dowjones.com

   DJG/bep/ncs/brb

   (Mehr zu diesem Thema und weitere Berichte und Analysen zu aktuellen Wirtschafts- und Finanzthemen finden Sie auf www.WSJ.de, dem deutschsprachigen Online-Angebot des Wall Street Journal.)

   (END) Dow Jones Newswires

   December 04, 2012 07:07 ET (12:07 GMT)

   Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 07 AM EST 12-04-12

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