19.07.2016 22:41:46

UPDATE/US-Bundesstaaten fordern von Volkswagen weitere Millionen

   -- Schwerwiegende Vorwürfe gegen Müller und Winterkorn

   -- US-Bundesstaaten klagen - zusätzliche Millionenstrafen möglich

   (NEU: Vorwürfe gegen Müller, weitere Details)

   Von Aruna Viswanatha und Mike Spector

   NEW YORK (Dow Jones)--Trotz eines milliardenschweren Vergleichs haben drei US-Bundesstaaten Klage gegen Volkswagen wegen des Abgasskandals eingereicht. Die Bundesstaaten New York, Massachusetts und Maryland erhoben am Dienstag Klage gegen VW, in denen auch schwerwiegende Vorwürfe gegen Konzernchef Matthias Müller und dessen Vorgänger Martin Winterkorn erhoben werden. Die beiden damaligen Audi-Manager sollen nach Angaben der beiden Generalstaatsanwälte schon 2006 über Probleme mit den US-Abgasnormen informiert worden sein.

   Der vom New Yorker Generalstaatsanwalts Eric Schneiderman eingereichten Klage zufolge sollen die Abgasmanipulationen bei Volkswagen über mehr als zehn Jahre stattgefunden haben und bewusst von Dutzenden Mitarbeitern vorgenommen worden sein. Regulierer und Verbraucher sollten bewusst hinter das Licht geführt werden, wie aus der 84 Seiten umfassenden Klage hervorgeht.

Entscheidung für Abgassoftware reicht bis 1999 zurück Die Entscheidung des Wolfsburger Konzerns, eine Software zur Abgasmanipulation einzusetzen, reiche bis in das Jahr 1999 zurück und damit weiter als bisher vermutet. Damals hätten Audi-Ingenieure eine Technolgie entwickelt, um Dieselmotoren leiser zu machen, geht aus der Klage weiter hervor. Die Technik sei dann in Autos verbaut worden, die im Jahr 2004 auf die Straßen kamen. Da die vorgeschriebenen Werte bei europäischen Abgastests aber nicht erreicht worden seien, hätten die Ingenieure eine Software mit dem Namen "Akkustikfunktion" ergänzt, um die Tests letztlich zu bestehen.

   Später habe der DAX-Konzern dann die Software für Dieselfahrzeuge entwickelt, die als Abschalteinrichtung bekannt ist, und in Autos verbaut, die ab dem Jahr 2008 in den USA verkauft worden seien. Manager von Volkswagen hätten nahezu über ein Jahrzehnt offen über die Abgasmanipulationen und die Nutzung der Abschalteinrichtungen diskutiert. Dabei habe es auch einen direkten Bericht an den damaligen Chef Martin Winterkorn gegeben, heißt es in der Klage weiter.

   Aus den beiden Klagen der Bundesstaaten geht nicht ausdrücklich hervor, ob Müller und Winterkorn tatsächlich von der Schummelsoftware wussten oder diese sogar genehmigten. Ein Volkswagen-Sprecher sagte der Agentur AFP, es gebe keine "glaubwürdigen Beweise" für die Anschuldigungen. Die Kläger stützen sich demnach lediglich auf "unklare" Angaben in einer E-Mail, die Müller nicht einmal erhalten habe. Ex-VW-Chef Winterkorn war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Zusätzliche Strafen von bis zu 450 Millionen Dollar möglich Volkswagen hatte im September 2015 zugegeben, bei weltweit rund elf Millionen Diesel-Fahrzeugen eine illegale Software eingebaut zu haben, die den Ausstoß von schädlichen Stickoxiden bei standardisierten Tests der Behörden gesenkt hat.

   Die Klage von Schneiderman zielt auf eine zivilrechtliche Schadenssumme von bis zu 450 Millionen Dollar ab. Eine Sprecherin von VW wollte sich zu der Klage von Schneiderman zunächst nicht äußern.

   Ende Juni hatte Volkswagen dabei für das Gros der betroffenen Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Audi und Porsche in den USA eine Einigung vor Gericht erzielt. Eine beim Bundesbezirksgericht in San Francisco vereinbarte außergerichtliche Einigung mit Regulierern und Autobesitzern sieht vor, dass der Konzern bis zu 10,03 Milliarden Dollar für die Entschädigung von Besitzern von 482.000 Dieselfahrzeugen mit 2,0-Liter-Motoren zahlt. Zudem zahlt VW 2,7 Milliarden Dollar in einen Umweltfonds, weitere 2 Milliarden Dollar fließen in die Förderung von Null-Emissions-Technologien. Insgesamt hat Volkswagen 16,2 Milliarden Euro für die Bewältigung der Krise zurückgestellt.

   Die Einigung von Volkswagen mit der kalifornischen Umweltbehörde Carb bei Diesel-Fahrzeugen mit einem Drei-Liter-Motor lässt dagegen weiter auf sich warten.

   (Mit Material von AFP)

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   July 19, 2016 16:10 ET (20:10 GMT)- - 04 10 PM EDT 07-19-16

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