08.09.2015 17:06:51
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UPDATE/Lufthansa und Piloten: Gerichtssaal statt Verhandlungstisch
--Bislang haben keine Verhandlungen stattgefunden
--Lufthansa nennt Vorbedingungen der Pilotengewerkschaft unannehmbar
--Lufthansa will morgigen Streik gerichtlich untersagen lassen
--Sollte Streik am Mittwoch stattfinden, müssen 1.000 von 3.000 Flügen annulliert werden
(NEU: Details)
Von Archibald Preuschat
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Lufthansa ruft in ihrem über einjährigen Tarifkonflikt mit der Pilotengewerkschaft ein Gericht an. Es ist das bislang letzte äußere Zeichen, wie festgefahren der Arbeitskampf ist, in dem am Dienstag und Mittwoch die 14. Streikwelle rollt, von der wiederum zehntausende Passagiere der Airline betroffen sind.
Es hatte so ausgesehen, als ob sich die Konfliktparteien annähern. Ende Juli kündigte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit an, dem Management entgegenkommen zu wollen. Damals hatte die VC der Lufthansa eigenen Angaben zufolge ein 400 Millionen Euro schweres Paket angeboten. Es beinhaltete unter anderem das Anheben des durchschnittlichen Ruhestandsalters und einen Verzicht auf Gehaltserhöhungen. Zur Unterstützung des neuen Langstreckenkonzepts JUMP! der Airline wurde zusätzlich eine 20-prozentige Entlastung der Cockpitpersonalkosten auf diesen Strecken angeboten, hieß es seitens der Gewerkschaft. Im Gegenzug erwartete sie aber, dass Lufthansa die Verlagerung von Pilotenarbeitsplätzen ins Ausland stoppt. Zusätzlich sollten die insgesamt 900 wartenden Lufthansa-Nachwuchspiloten in die heutige Tarifsystematik eingestellt werden. "Ich werte das Angebot sehr positiv. Wir sind miteinander wieder im Dialog", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr wenige Tage später vor Journalisten.
Am Dienstag dann die bittere Erkenntnis: Zwar haben Piloten und Airline-Management miteinander gesprochen, aber wohl zu keinem Zeitpunkt ernsthaft miteinander verhandelt. "Den Eintritt in Verhandlungen knüpfte die Pilotengewerkschaft stets an unbotmäßig hohe Vorbedingungen." So stellte es jedenfalls ein Lufthansa-Sprecher dar. Die Vereinigung Cockpit mag das anders sehen, war für eine Stellungnahme am Dienstag aber zunächst nicht erreichbar.
So wird die 14. Streikwelle am Dienstag im Langstrecken- und am Mittwoch im Kurz- und Mittelstreckenverkehr wohl nicht der letzte gewesen sein. Die Lufthansa will den Arbeitskampf laut der Nachrichtenagentur AFP im Zuge einer einstweiligen Verfügung vor dem Arbeitsgericht stoppen lassen. Zusätzlich verlangt sie von der Vereinigung Cockpit Schadensersatz für einen Arbeitskampf im April vergangenen Jahres, wie der Konzern mitteilte. Damals hatte die Vereinigung Cockpit die Lufthansa Cargo bestreikt, obwohl der entsprechende Tarifvertrag noch galt, argumentiert die Airline und beziffert den entstandenen Schaden auf 60 Millionen Euro.
Auch sonst stehen die Zeichen nicht auf Entspannung. Am Dienstag kündigte die Lufthansa zudem an, keine neuen Piloten bei der Lufthansa Passage, bei der Lufthansa Cargo und bei der Germanwings zum Konzerntarifvertrag einzustellen. Darüber hinaus prüft die Airline, ob alle noch nicht gekündigten Tarifverträge sinnvoll aufrecht erhalten werden können und untersucht, ob und welche Möglichkeiten das Tarifeinheitsgesetz bietet, um weiteren Schaden von der Lufthansa und ihren Kunden abzuwenden.
Sprechen will die Lufthansa mit der Pilotengewerkschaft nur noch über Dinge, die in deren Verantwortungsbereich liegen. Die unter österreichischer Flagge fliegenden Eurowings-Jets tun dies nicht.
Sollte der Streik am Mittwoch stattfinden, muss ein Drittel der geplanten 3.000 Flüge annulliert werden. Laut der Airline sind 140.000 Passagiere betroffen.
Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com
DJG/apr/mgo
(END) Dow Jones Newswires
September 08, 2015 10:36 ET (14:36 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 36 AM EDT 09-08-15
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