Trotz harter Einschnitte |
30.09.2016 13:55:00
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Investoren zweifeln an neuer Commerzbank
Die Ziele für 2020 seien teilweise "unrealistisch", kritisieren die Analysten der DZ Bank. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und der beabsichtigten Kürzungen im Handelsgeschäft sei der Plan mitunter sehr ambitioniert. Die Analysten der Berenberg Bank halten das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 6 Prozent bis 2020 für überzogen. Sie setzen das Kursziel der Commerzbank-Aktie bei nur noch 5 Euro fest.
9.600 Stellen fallen bei Commerzbank weg
Damit sind die Aussichten für die Commerzbank-Aktie alles andere als rosig. Die Aktie hat in den vergangenen Jahren bereits massiv an Wert verloren. Zudem wird es künftig auch keine Dividenden mehr geben, zumindest bis auf weiteres: Im vergangenen Jahr hatte die Bank erstmals seit ihrer Rettung durch den Staat eine Dividende gezahlt. Die Jahre 2017 und 2018 bezeichnete Commerzbank-Finanzvorstand Stephan Engels am Freitag nun als Übergangsjahre.
Den einschneidenden Stellenabbau verteidigte Vorstandschef Martin Zielke: "Der Stellenabbau ist ein tiefer Einschnitt und ein schmerzhafter Prozess für die Bank und jeden Betroffenen", erklärte der Manager. "Er ist aber notwendig, um die Bank zukunftsfähig zu machen." Die Commerzbank sei zwar stabil, aber nicht profitabel genug, begründete Zielke. Die Bank wolle den Abbau "verantwortungsvoll und fair" umsetzen und dabei mit dem Betriebsrat "so kooperativ wie möglich" zusammenarbeiten.
In den nächsten Jahren sollen insgesamt 9.600 der derzeit etwa 45.000 Stellen abgebaut werden. In Wachstumsfeldern will die Bank dafür 2.300 neue Stellen schaffen. Details zum Stellenabbau wollte Zielke nicht nennen, die Gespräche mit den Arbeitsnehmern müssten abgewartet werden. Fest stehe aber, dass der Abbau besonders den Heimatmarkt betreffen werde.
Vor drei Jahren hatte die Commerzbank bereits unter Martin Blessing den Abbau von 5.200 Stellen angekündigt, den sie ohne Kündigungen umsetzen konnte.
Die Restrukturierung und der Umbau der Bank schlagen mit rund 1,1 Milliarden Euro zu Buche und lassen den Gewinn schrumpfen. Im dritten Quartal werde unter dem Strich ein Verlust anfallen, so die Bank am Freitag weiter. Mit dem Umbau setzt die Commerzbank auf wieder höhere Gewinne bis Ende 2020. Dazu will sie sich auf ihre Kerngeschäfte mit Privatkunden und kleinere Unternehmen konzentrieren sowie das Segment Firmenkunden, zu dem große Unternehmen und künftig auch die Investmentbank gehören. An der Struktur der Comdirect werde sich nichts ändern, so Zielke. Das Schiffsportfolio, das die Bank angesichts der schwierigen Lage massiv belastet hat, soll bis 2020 auf null gedrückt werden.
Beumer verlässt Commerzbank
Für die beiden Zukunftsbereiche setzt sich die Bank für die kommenden Jahre konkrete Ziele. Bis 2020 sollen netto 2 Millionen neue Kunden im deutschen Privatkundengeschäft gewonnen werden, erklärte Zielke. Dabei seien Kooperationen und Partnerschaften immens wichtig. Bei den Unternehmenskunden soll der Marktanteil im gleichen Zeitraum von derzeit 5 Prozent auf 8 Prozent steigen. Der "natürliche Marktanteil" der Commerzbank liege laut Zielke zwischen 10 und 12 Prozent.
Der einschneidende Umbau hat auch personelle Konsequenzen. Markus Beumer, Vorstand der Mittelstandsbank, wird das Geldhaus per Ende Oktober verlassen. Beumer hat die Sparte Mittelstandsbank der Commerzbank seit dem Jahr 2008 geführt. Den Bereich wird es künftig in seiner jetzigen Struktur aber nicht mehr geben. Michael Reuther, bisher Chef des Bereichs Corporates und Markets, übernimmt die Leitung der Firmenkundensparte.
Die Mittelstandsbank war besonders hart von den Nullzinsen getroffen. Beumer stand in der Kritik, zu spät auf das schwierige Umfeld reagiert zu haben. Unter Beobachtern galt Beumer Anfang des Jahres noch als interner Kandidat für den Vorstandsvorsitz.
Commerzbank-Ziele teils unrealistisch
Bis 2020 will die Commerzbank dank der neuen Strategie wieder höhere Gewinne erzielen. Die Netto-Eigenkapitalrendite soll Ende 2020 bei mindestens 6 Prozent liegen. Mehr traut sich das Geldhaus nur zu, wenn sich das Zinsumfeld "normalisiert", dann sei auch eine Netto-Eigenkapitalrendite von mindestens 8 Prozent erreichbar. Die Common-Equity-Tier-1-Quote soll Ende des Jahres bei knapp 12 Prozent liegen und 2018 bei über 12 Prozent. Für das Jahr 2020 erwartet die Bank eine Quote von über 13 Prozent.
An der Börse werden diese Ziele teilweise als nicht erreichbar eingestuft. Das Ziel der Eigenkapitalrendite von 6 Prozent bis 2020 basiere auf einem erwarteten Ertragsanstieg auf 9,8 bis 10,3 Milliarden Euro und einer Reduzierung der Kosten auf 6,5 Milliarden Euro, so die DZ Bank. Basierend auf den für 2016 erwarteten Erträgen impliziere das eine jährliche Zuwachsrate von 2,7 bis 4 Prozent. Dies erscheine angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und der beabsichtigten Kürzungen im Handelsgeschäft als sehr ambitioniert.
(Mitarbeit: Madeleine Nissen und Eyk Henning)
DJG/kla/jhe
Dow Jones Newswires
Von Markus Klausen
FRANKFURT (Dow Jones)
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