DAX-Schlusslicht 30.07.2018 13:28:42

thyssenkrupp-Aktie unter Druck: Stiftungschefin gegen Zerschlagung - auch Führungskrise belastet

thyssenkrupp-Aktie unter Druck: Stiftungschefin gegen Zerschlagung - auch Führungskrise belastet

Zwei Wochen nach dem überraschend zum Monatsende angekündigten Rücktritt von thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner ist noch immer kein neuer Chefaufseher gefunden. Sollte es zunächst keine Einigung auf einen Kandidaten geben, werde der stellvertretende Aufsichtsratschef Markus Grolms von der IG Metall ab Mittwoch die Geschäfte des Gremiums weiter führen, berichtete ein Unternehmenssprecher in Essen. Lehner hatte seinen Rücktritt nur wenige Tage nach dem Abgang von thyssenkrupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger angekündigt. Beide Manager hatten ihren Rückzug mit einem mangelnden Rückhalt bei den Großaktionären des Konzerns begründet.

Vor einer Entscheidung über einen neuen Aufsichtsratschef müsse man sich zunächst über die künftige Strategie des Konzerns einigen, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Ich sehe keinen Fortschritt in diesem Punkt", sagte er. Erst im Anschluss könne dann auch die Bestellung eines neuen Vorstandschefs erfolgen. "Da tickt schon die Uhr. Das kann kein Dauerzustand sein", so Hechtfischer.

Denkbar wäre auch, dass der mit rund 18 Prozent an thyssenkrupp beteiligte Großaktionär Cevian den frei werdenden Sitz in dem Kontrollgremium beanspruchen könnte. Während die Krupp-Stiftung als größte Anteilseignerin mit 21 Prozent über zwei Sitze verfügt, ist Cevian bislang nur mit einem Vertreter in dem Kontrollgremium. Die Chefin der Krupp-Stiftung, Ursula Gather, hatte zuvor erklärt, nicht Nachfolgerin von Lehner an der Spitze des Aufsichtsrats werden zu wollen. Vertreter von Cevian und des mit weniger als drei Prozent an thyssenkrupp beteiligten US-Hedgefonds Elliott hatten mehrfach mit Nachdruck einen schnelleren Umbau des Essener Konzerns gefordert.

Am Montag fielen thyssenkrupp-Aktien gegen Mittag als schwächster DAX-Wert um 1,54 Prozent. Am Markt wurde darauf verwiesen, dass die Chefin der Krupp-Stiftung Ursula Gather in einem Medieninterview einer möglichen Aufteilung des Konzerns eine Absage erteilt hat. "Eine Zerschlagung des Unternehmens wird es mit mir nicht geben" sagte Gather dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Das Interview wurde zwar schon am Freitag veröffentlicht, aber nach Börsenschluss, sodass der Markt erst jetzt reagieren konnte. Die Zerschlagungsfantasie ist bei dem Industriekonzern seit Wochen der wichtigste Kurstreiber, weshalb der Markt stets empfindlich auf die Aussagen von Entscheidern im Konzern reagiert.

/tih/fba/uta/DP/jha

FRANKFURT/ESSEN (dpa-AFX Broker)

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