KV-Streit |
28.03.2024 17:51:00
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Streik bei Lufthansa-Tochter Austrian Airlines: Zahlreiche Flüge fallen aus - Standortdebatte - Lufthansa-Aktie dennoch im Plus
Aufgrund des Streikbeschlusses der Gewerkschaft vida streicht die AUA am Gründonnerstag und Karfreitag insgesamt 400 Flüge. Betroffen sind vor allem der Flughafen Wien, aber auch Bundesländerflughäfen wie Innsbruck, Graz oder Klagenfurt. Das Unternehmen spricht von 50.000 betroffenen Fluggästen.
Die Gewerkschaft habe auf ein Gesprächsangebot gehofft, nun stelle man sich "auf eine längere Auseinandersetzung ein", sagte vida-Chef Roman Hebenstreit im Gespräch mit der APA am Donnerstag. Seit 2008 gehören die Austrian Airlines zum deutschen Lufthansa-Konzern. Die Gewerkschaft fordert, das Lohnniveau der AUA-Belegschaft an jenes des Lufthansa-Konzerns anzupassen.
AUA-Chefin Mann entschuldigte sich am Donnerstag in einem Statement vor Journalistinnen und Journalisten bei den Streik-betroffenen Fluggästen und versprach, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Derzeit gebe es im Kundendienst längere Wartezeiten, seit den Flug-Streichungen sei das Volumen der Anrufe auf das 20-Fache gestiegen, so die Vorständin.
Weiters wandte sie sich an die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: "Wir haben sicher nicht vergessen, dass es auch österreichische Steuergelder waren, die unserem Unternehmen das Überleben gesichert und viele tausend Arbeitsplätze gerettet haben", sagte Mann. Den Steuerzahlern sehe sich die AUA nun auch verpflichtet, die AUA-Flotte soll deshalb im kommenden Sommer von neun auf elf Langstreckenmaschinen wachsen. "Diesen Kurs wollen wir auch im Interesse der Steuerzahler fortsetzen."
In Richtung der Gewerkschaft und des Betriebsrates Bord sagte die AUA-Chefin: "Wir werden uns unsere AUA nach der harten Aufbauarbeit der letzten Jahre durch Ihre unrealistischen Forderungen nicht einfach kaputt machen lassen", und forderte die Arbeitnehmervertreter auf, ihre Forderungen zu überdenken. Fragen von Medienvertreterinnen und -vertretern wurden nach dem Statement nicht zugelassen.
Die Gewerkschaft zeigte sich nach der Stellungnahme der AUA-Vorständin enttäuscht, man habe sich ein Gesprächsangebot erwartet. Die Gewerkschaft habe in den vergangenen Tagen "beide Hände ausgestreckt" und Alternativen für eine Einigung vorgeschlagen, die AUA hätte diese Hände "weggeschlagen und Drohungen ausgesprochen", sagte vida-Chef Roman Hebenstreit zur APA. Die Belegschaft habe einen "eklatanten Beitrag" zum guten Ergebnis der AUA und des Lufthansa-Konzerns geleistet, begründete Hebenstreit die Forderung nach einer Angleichung des Lohnniveaus. "Allein die rot-weiß-rote Flagge hinten am Flugzeug entscheidet darüber, dass man sich mit 40 Prozent weniger zufrieden geben muss", sagte Hebenstreit. Die AUA gehöre zu den profitabelsten Fluglinien im Lufthansa-Konzern und werde dennoch "wie eine Billig-Airline behandelt".
Einen Termin für weitere Verhandlungen gibt es laut Gewerkschaft derzeit nicht. Für den kommenden Donnerstag, 4. April, hat der Betriebsrat Bord eine Betriebsversammlung angesetzt, bei der die Belegschaft über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert werden soll.
Die AUA bietet Streik-betroffenen Fluggästen kostenlose Stornierungen und Umbuchungen an, die Fluggäste sollten aktiv informiert werden. Der Flughafen Wien stellte zudem eine kostenlose Parkplatzstornierung in Aussicht, bereits abgeflogene Passagiere erhielten die Kosten für die zusätzliche Parkzeit nach Nachweis der Umbuchung vom Flughafen zurück. Die Lage vor Ort war in der Früh laut Flughafen Wien ruhig.
Die AUA beziffert den bisher im Zuge der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen entstandenen Schaden infolge von Flugausfällen mit 24 Mio. Euro. Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, 17 Verhandlungsrunden haben bisher ohne Ergebnis stattgefunden. Hunderte Flüge sind seit Verhandlungsbeginn ausgefallen.
AUA-Streik und -Abzugsdrohung löst Standortdebatte aus
Aufgrund des AUA-Streiks in dessen Zuge die Airline-Chefin auch schon einen Abzug der Austrian ins Spiel gebracht hat, ist nun auch eine grundsätzliche Standortdebatte entbrannt. Thematisiert wird etwa, dass ausländische Unternehmen weniger in Österreich investieren könnten. Zuletzt haben auch österreichische Unternehmen viel im Ausland investiert - etwa in den USA wo Energie billig ist und große Förderprogramme laufen.
Von 2014 bis 2018 war der Fluss von Kapital nach Österreich und aus Österreich hinaus ausgeglichen, sagt der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein, am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal". Von 2019 bis 2022 habe sich das stark verändert: "Es ist zu einem massiven Nettokapitalabfluss gekommen." Heimische Firmen investierten mehr im Ausland als umgekehrt. Investitionen von Austro-Firmen im Ausland hätten sich verdoppelt, während der umgekehrte Wert stagniere. Schuld daran seien eine zunehmende Bürokratie, hohe Energiepreise sowie Arbeitskosten. Gewinne würden oft im Ausland belassen und dort investiert. Dies verdeutliche ein Problem in der Standortattraktivität.
Die hohen Energiekosten sieht auch ÖGB-Chefökonomin Helene Schubert als Problem an. Der Standort habe sich "insbesondere wegen der solidarischen Lohnpolitik" laufend verbessert. Die Arbeitskosten selbst stellten in der Wettbewerbsfähigkeit kein Problem dar. Denn bei dieser gehe es um die Lohnstückkosten, also die Relation der Gehälter zur Produktivität. Und hier sei die Wettbewerbsfähigkeit in den vergangen Jahrzehnten gestiegen - "ganz besonders in der Industrie".
Palfinger-Chef Andreas Klauser sagte im ORF-Radio, dass in Europa und Österreich eine "verhaltene Situation" herrsche. Dabei verwies er auf eine hohe Steuerquote und Bürokratie. Die Balance zwischen diesen negativen Punkten und dem hier zu generierenden technischen Fortschritt und vorhandenen Know-how sei außer Balance geraten, sagte der Manager sinngemäß. Wie viele andere Firmen investierte auch der börsennotierte Kranhersteller Palfinger zuletzt in den USA und hat dort auch eine zweite Zentrale eröffnet.
Die Kosteneffizienz sei in Österreich zu schwach, sagte Klauser. "Wir müssen uns auf der Kostenschiene besser aufstellen." Es zähle aber jeder Cent bei den Kosten - den man früher noch "mit Wachstum übertünchen" haben können. Die Stabilität sei auch nicht mehr so gegeben wie früher. "Derzeit muss man alles überdenken im Sinne des Standorts Österreich", forderte der Manager.
Streit könnte zu längerem Konflikt werden
Der am Donnerstag bei der Austrian Airlines (AUA) begonnene Streik des Bodenpersonals könnte erst der Anfang eines länger anhaltenden Konflikts sein. Die Fronten sind verhärtet. AUA-Chefin Annette Mann enttäuschte die Gewerkschaft heute mit der Aussage, die Arbeitnehmervertreter mögen ihre Forderungen überdenken. Neue Verhandlungstermine gibt es laut der Gewerkschaft nicht. Der Streik dauert noch bis Freitagmittag. Für kommende Woche ist eine Betriebsversammlung geplant.
In einem Statement entschuldigte sich AUA-Chefin Mann am Donnerstag bei den Streik-betroffenen Fluggästen und versprach, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Weiters wandte sie sich an die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: "Wir haben sicher nicht vergessen, dass es auch österreichische Steuergelder waren, die unserem Unternehmen das Überleben gesichert und viele tausend Arbeitsplätze gerettet haben", sagte Mann.
In Richtung der Gewerkschaft und des Betriebsrates Bord sagte die AUA-Chefin: "Wir werden uns unsere AUA nach der harten Aufbauarbeit der letzten Jahre durch Ihre unrealistischen Forderungen nicht einfach kaputt machen lassen", und forderte die Arbeitnehmervertreter auf, ihre Forderungen zu überdenken. Fragen von Medienvertreterinnen und -vertretern wurden nach dem Statement nicht zugelassen.
Das sorgte für Enttäuschung bei der Gewerkschaft, man habe sich ein Gesprächsangebot erwartet. Die Gewerkschaft habe in den vergangenen Tagen "beide Hände ausgestreckt" und Alternativen für eine Einigung vorgeschlagen, die AUA hätte diese Hände "weggeschlagen und Drohungen ausgesprochen", sagte vida-Chef Roman Hebenstreit zur APA. Nun stelle man sich "auf eine längere Auseinandersetzung ein", sagte Hebenstreit.
Einen Termin für weitere Verhandlungen gebe es laut der Gewerkschaft derzeit nicht. Für den kommenden Donnerstag, 4. April, hat der Betriebsrat Bord eine Betriebsversammlung angesetzt, bei der die Belegschaft über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert werden soll.
Seit 2008 gehören die Austrian Airlines zum deutschen Lufthansa-Konzern. Die Gewerkschaft fordert, das Lohnniveau der AUA-Belegschaft an jenes des Lufthansa-Konzerns anzupassen. Hebenstreit sprach in den vergangenen Tagen immer wieder von einem Gehaltsunterschied von 40 Prozent zwischen der AUA-Belegschaft und den Beschäftigten der deutschen Konzernmutter Lufthansa.
Aufgrund des Streikbeschlusses der Gewerkschaft vida streicht die AUA am Gründonnerstag und Karfreitag insgesamt 400 Flüge. Betroffen sind vor allem der Flughafen Wien, aber auch Bundesländerflughäfen wie Innsbruck, Graz oder Klagenfurt. Das Unternehmen spricht von 50.000 betroffenen Fluggästen. Die AUA bietet Streik-betroffenen Fluggästen kostenlose Stornierungen und Umbuchungen an, die Fluggäste sollten aktiv informiert werden. Der Flughafen Wien stellte zudem eine kostenlose Parkplatzstornierung in Aussicht, bereits abgeflogene Passagiere erhielten die Kosten für die zusätzliche Parkzeit nach Nachweis der Umbuchung vom Flughafen zurück. Die Lage vor Ort war in der Früh laut Flughafen Wien ruhig.
Die AUA beziffert den bisher im Zuge der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen entstandenen Schaden infolge von Flugausfällen mit 24 Mio. Euro. Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, 17 Verhandlungsrunden haben bisher ohne Ergebnis stattgefunden. Hunderte Flüge sind seit Verhandlungsbeginn ausgefallen. Im Donnerstagshandel auf XETRA stand die Lufthansa-Aktie zuletzt 1,45 Prozent höher bei 7,28 Euro.
sag/phs
(APA)
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