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Hans-Jürgen Haack-Kolumne 02.04.2013 15:42:55

Stell Dir vor, es ist Baisse und keiner merkt's!

Kolumne

Falls es zu einer solchen kommt, dürfte die Masse tatsächlich in den ersten Wochen, vielleicht sogar Monaten, nur von einer „normalen“ Korrektur ausgehen, die in etwa die üblichen 7 bis 8 Prozent Rückgang ausmacht. Und das mag zur Stunde auch noch die wahrscheinlichste Variante sein, vielleicht ist der Rücksetzer mit dem Quartalsende und den Geschehnissen um Zypern auch schon beendet und ein gutes Frühjahr steht bevor. Aber es gibt ausreichend Gründe, warum hier auch eine Baisse möglich ist:

1. Das Stimmungsbild: Die Anleger verharren im Hausse-Modus, bleiben trotz der Nachrichtenlage relativ sorglos im „Buy-the-dip-Modus“. In den Analysen überbietet man sich weiter in Kurszielen. „30.000 im DAX“ habe ich ebenso gelesen wie „Wir sind bullish wie nie!“ Genau das ist typisch für eine frühe Phase eines längeren Abschwungs: Es wird in Rückgängen gekauft. So wird die Liquidität aufgebraucht, die Investitionsquote erhöht. Fällt es dann doch noch weiter, kommt daraus ständig Material heraus und befeuert die Abwärtsbewegung. Sollte aber nach 6 bis 8 Prozent Kursrückgang Angst aufkommen und ein Sell-off eintreten, würde das dann eher für eine Korrektur als Baisse sprechen.

2. Das Kursverhalten: Das hat natürlich viel mit der Stimmung zu tun. Morgens bessere Kurse, im Verlauf dann Abwärtsdruck. Das ist typisch für einen Bärenmarkt unter zu viel Optimismus. Aber das passt auch zu einer Korrektur.

3. Das DAX-Chartbild: Noch ist es nicht signifikant, aber ein signifikanter Wochenschluss unter 7.800 (eigentlich schon unter 7.870) würde den letzten Anstieg als Fehlsignal (Bullenfalle) brandmarken. In der Regel hat dies eine stärkere Bewegung in die Gegenrichtung zur Folge. Aber es ist offen, ob das dann eine normale Korrektur oder eine Baisse wird. Und noch ist die Bullenfalle auch nicht komplett.

4. Die Konjunktur-Daten: Zuletzt konnte man einen Trend hin zu schlechteren Zahlen sehen. Macht dies Schule, wäre das sehr gefährlich für die Aktienmärkte, da diese eine Konjunkturabschwächung meist vorwegnehmen. Südeuropa in der Rezession mit wenig Aussicht auf baldige Besserung, USA nur mühsam besserer Arbeitsmarkt trotz Vollgas der FED, China auch fraglich.

5. Die Rohstoffe: Einige Rohstoffe wie Kupfer oder Silber kippen ab und sehen nicht gut aus. Ein Vorbote einer schwächeren Weltkonjunktur?

6. Die Indizes der BRIC-Staaten: Diese sehen charttechnisch schlecht aus, befinden sich bereits in soliden Abwärtstrends oder haben große Umkehrformationen gebildet. Und sollte das eine Indikation für die Konjunkturen dieser Länder sein, wäre das für die Weltkonjunktur sehr ungünstig. Denn die BRIC-Staaten waren zuletzt die Lokomotiven, da USA und Südeuropa stotterten - siehe indische Sensex: Eine schöne Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation. Diese Indizes sollten uns sehr zu denken geben! Das Rückgrat – das früher die USA war – wird schwach!

Kalkulieren Sie also in Ihre Überlegungen eine Baisse (nach 4 Jahren Hausse auch nicht ungewöhnlich) zumindest mit ein.

Experte Hans-Jürgen Haack ist seit 25 Jahren Börsianer und unter anderem bekannt durch regelmäßige TV-Auftritte beim Börsensender Deutsches Anleger Fernsehen DAF, durch Seminare sowie Vorträge auf Messen und Road-Shows.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Experte Hans-Jürgen Haack ist seit rund 30 Jahren Börsianer und unter anderem bekannt durch regelmäßige TV-Auftritte bei n-tv und DAF, durch Seminare sowie Vorträge auf Messen und Road-Shows. Er ist Autor des täglichen Derivate-Börsenbriefs "HAACK-DAILY" und des wöchentlichen Aktien-Börsenbriefs "HAACK-INVEST", die beide unter dem Dach von PP-Brokerage erscheinen.

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Bildquelle: Hans-Jürgen Haack
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