'Die Konkurrenz ist gewarnt' |
15.03.2019 08:34:41
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Sixt-Aktie im Fokus: Hoffnung auf Mobilitätsplattform
DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:
Der selbstbewusste Firmen-Patriarch Erich Sixt (74 Jahre) gibt sich einmal mehr sehr optimistisch. Vor zwei Wochen kündigte sein Unternehmen, sowohl ein eigenes Carsharing an als auch die Verbindung von Autovermietung, Taxi-Ruf ("Ride-hailing") und Carsharing in einer App. Dabei konnte er sich einen Seitenhieb auf die großen Autohersteller nicht verkneifen. "Sixt muss keine Marke neu erfinden" - vielmehr sei das Unternehmen bereits eine IT-Company mit angeschlossener Autovermietung, während BMW und Daimler ihre Carsharing-Software erst noch bauen müssten.
"Die Konkurrenz ist gewarnt. Mit Sixt Share starten wir nicht einfach noch eine Carsharing-Marke, sondern definieren durch die Verschmelzung von Autovermietung und Carsharing eine neue Produktkategorie", sagte er. Die Software und das Know-How für Carsharing-Dienste (Telematik) sei bereits vorhanden, sodass zu sehr überschaubaren Preisen jedes Mietauto damit ausgestattet werden könne, so Sixt.
Das Unternehmen aus Pullach bei München ist nach eigenen Angaben Marktführer für Mietwagen in Deutschland, hat 20 Millionen Kunden und verfügt über 240 000 Fahrzeuge weltweit - und ist damit deutlich größer als Share Now, in der BMW und Daimler ihre Carsharing-Dienste zusammengelegt haben.
Bei Sixt lief es zuletzt aber schon ohne das neue Angebot rund. Der Autovermieter wächst seit Jahren kräftig. An diesem Montag legt Sixt die Zahlen für das vergangene Jahr vor. Beim Umsatz rechnen die von Bloomberg befragten Experten mit einem Plus von zwölf Prozent auf rund 2,9 Milliarden Euro. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern wird ein Anstieg um 17 Prozent auf 380 Millionen Euro erwartet.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Bereits vor Ankündigung der neuen Plattform schien Sixt für viele Analysten attraktiv. Das durchschnittliche Kursziel von 115,20 Euro liegt fast 25 Euro über dem aktuellen Kurs. Entsprechend wenig überrascht, dass fünf von sieben Analysten im dpa-AFX Analyser eine Kaufempfehlung aussprechen und die anderen beiden Stimmen ein "Halten" der Papiere empfehlen.
Die Privatbank Hauck & Aufhäuser räumt der Sixt-Aktie unter den Experten das größte Potenzial ein und beziffert das Kursziel auf 130 Euro. Als Reaktion auf die jüngste Ankündigung hatte das Analysehaus Warburg Research eine Kaufempfehlung für Sixt ausgesprochen und das Kursziel kräftig angehoben. Sixt werde im Vermietgeschäft nachhaltig und deutlich über dem Branchenschnitt wachsen, glaubt der Warburg-Autoanalyst Marc-René Tonn.
DZ-Bank Analyst Dirk Schlamp fügte hinzu: "Durch die Mobilitäts-App wird das Geschäftsmodell auf strategisch sinnvolle Weise weiterentwickelt". Auch mit Blick auf die erwarteten Börsengänge der Mobilitätsdienste Lyft und Uber könnten sich neue positive Effekte ergeben. Der Markt für Mitfahrdienste habe großes Wachstumspotenzial, so Schlamp.
Das starke Wachstum und die Aussichten machen die Aktie auch für ausländische Experten interessanter. Gerade erst hat die Schweizer Großbank UBS die Sixt-Stammaktie mit "Neutral" in die Bewertung aufgenommen. Für die Sixt-Vorzugsaktie hatte sie sogar eine Kaufempfehlung ausgesprochen, da diese aktuell rund 30 Prozent niedriger rangiert und somit größeres Wachstum verspricht, schrieb Analystin Sabrina Reeh in einer am vergangenen Freitag erschienenen Studie.
DAS MACHT DIE AKTIE:
An der Börse ist Sixt bislang eine Erfolgsgeschichte. Seit der Erstnotiz im Jahr 1986 ging es auf lange Sicht nach oben - zumindest bis Sommer vergangenen Jahres. Im August hatte die Aktie mit 119,70 Euro den bisher höchsten Stand ihrer Börsengeschichte erreicht. Danach ging es aber - unter anderem wegen der EU-Freigabe für das Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Daimler - stetig bergab. Kurz vor Weihnachten kostete eine Sixt-Stammaktie dann zeitweise nur noch knapp 64 Euro.
Seitdem ging es wieder deutlich nach oben. Zuletzt lag der Kurs wieder über Marke von 90 Euro - alleine die Ankündigung der Mobilitätsplattform brachte 10 Euro. Mit einem Kursplus von etwas mehr als 30 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Stammaktie auch zu den größten Gewinnern im SDax. Das Unternehmen mit knapp 6700 Mitarbeitern kam zuletzt auf einen Börsenwert von rund 3,8 Milliarden Euro. Konzernchef Erich Sixt hält nach Bloomberg-Angaben aktuell rund 58 Prozent der Stammaktien. Diese haben einen Wert von knapp 1,6 Milliarden Euro.
/hosbr/zb/jha/
--- Von Philip Brändlein, dpa-AFX ---
PULLACH (dpa-AFX)
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