Schluss-Dividende gestrichen |
06.04.2020 18:29:00
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Rolls-Royce-Aktie springt hoch: Rolls-Royce sichert sich Kredite und streicht Prognose
Großraumflugzeuge im zivilen Luftverkehr hätten im März rund 50 Prozent weniger Flugstunden absolviert als ein Jahr zuvor, hieß es. Im April und darüber hinaus dürften sie noch stärker sinken. Der Konzern bereitet sich daher auf rückläufige Auslieferungen seiner Triebwerke vor. Die Flotten zahlreicher Airlines stünden mittlerweile am Boden. Rolls-Royce-Kunden sähen sich mit großen Herausforderungen für ihr Geschäft konfrontiert, hieß es.
Die Briten sind nur noch bei Antrieben für Großraumjets für die Langstrecke im Geschäft. Den Bau von Triebwerken für Mittelstreckenjets wie Airbus A320neo und Boeing 737 Max haben sie vorerst Rivalen wie der United Technologies-Tochter Pratt & Whitney, der deutschen MTU sowie General Electric und SAFRAN überlassen.
Konzernchef Warren East zufolge ergreift Rolls-Royce eine Reihe von Maßnahmen, um die operative und finanzielle Widerstandsfähigkeit des Unternehmens in der Krise zu stärken. So habe der Konzern im März eine Kreditlinie über 2,5 Milliarden britische Pfund (rund 2,84 Milliarden Euro) gezogen. Der Brutto-Barmittelbestand liege damit insgesamt bei 5,2 Milliarden Pfund. Zudem hat sich Rolls-Royce nach eigenen Angaben eine neue Kreditlinie in Höhe von 1,5 Milliarden Pfund gesichert, durch die die Liquidität auf 6,7 Milliarden Pfund steigen soll.
Der Ausbruch von Covid-19 beeinträchtige die Länder, in denen Rolls-Royce tätig sei, teilte das Unternehmen weiter mit. Wo es nötig sei, habe der Konzern Gebäude und Einrichtungen daher vorübergehend geschlossen. Das operative Geschäft will er aber aufrecht erhalten. So habe Rolls-Royce das Jahr 2019 mit einer soliden Liquidität abgeschlossen. Der laufende Konzernumbau habe bereits Früchte getragen.
Um die Ausgaben weiter zu reduzieren, will Rolls-Royce die Investitionen zurückfahren. Dies soll den freien Barmittelzufluss im laufenden Jahr um 750 Millionen Euro anheben. Der Konzern will außerdem alle nicht notwendigen Dienstreisen streichen, Neueinstellungen verschieben und die weltweiten Lohnkosten 2020 um mindestens 10 Prozent reduzieren. Die Gehälter für Führungskräfte sollen für den Rest des Jahres um 20 Prozent gekürzt, die Boni für Vorstands- und Finanzchef sollen verschoben werden.
Da Rolls-Royce rund 55 Prozent seines Umsatzes mit der zivilen Luftfahrt mache, seien Investoren zunehmend besorgt wegen des weltweiten Reiserückgangs und der Masse der am Boden stehenden Flugzeuge bei den Airlines, befand die US-Bank JPMorgan. Sowohl der Verkauf neuer Triebwerke als auch die Bezahlung der Antriebe nach Flugstunden werde stark getroffen, schrieben die Experten.
Das Analysehaus Jefferies glaubt derweil daran, dass Rolls-Royce den aufziehenden Sturm mit den jetzt verkündeten Maßnahmen überstehen kann. Es gebe eine Menge Liquidität, und es seien keine besorgniserregenden Entwicklungen erkennbar, urteilte Analyst Sandy Morris. Zwar könnte die Kreditwürdigkeit des Konzerns herabgestuft werden, doch dies könnte ohnehin der gesamten zivilen Luftfahrt- und Airline-Branche drohen.
Mit Blick auf die technischen Probleme mit dem "Dreamliner"-Triebwerk Trent 1000, dessen Triebwerksschaufeln sich vorzeitig abnutzten, gab Rolls-Royce Fortschritte bekannt. Die Zahl der deshalb am Boden stehenden Boeing-Flugzeuge Boeing des Typs sei bis Ende März gesunken. Bis zum Ende des zweiten Quartals soll die Zahl weiter zurückgehen, hieß es. Allerdings dürfte das Triebwerk Rolls-Royce noch länger beschäftigen. Die neuen Schaufelblätter für die Hochdruckturbine sollen erst Mitte 2021 bereit zum Einbau sein, hieß es.
Rolls-Royce leidet momentan darunter, dass die weltgrößten Flugzeugbauer Boeing und Airbus ihre Produktion im Zuge der Corona-Krise heruntergefahren haben. Beide sind Kunden der Briten. Erst am Montag hatte der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing mitgeteilt, dass die Arbeit in seinen Werken in der Region Puget Sound und Moses Lake im US-Bundesstaat Washington wegen der Virus-Folgen weiterhin ruhen. Eigentlich hätten diese Boeing-Werke an diesem Dienstag wieder geöffnet werden sollen, nachdem der Konzern sie vor gut zwei Wochen vorläufig geschlossen hatte. In der Puget-Sound-Region beschäftigt der Konzern knapp die Hälfte seiner Mitarbeiter.
Der Boeing-Rivale Airbus hatte bereits im März einen Großteil seiner Produktion in Spanien und Frankreich wegen Verschärfungen der Maßnahmen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie vorläufig ausgesetzt. In Spanien hält der weitgehende Stopp weiterhin an. Auch die Tragflächenproduktion in Großbritannien und Deutschland hat der Konzern zurückgefahren. Beschäftigte in Frankreich und Deutschland sollen nun länger Urlaub nehmen.
Airbus hat bereits seine Geschäftsprognosen für das laufende Jahr gestrichen und will die für 2019 geplante Dividende nicht zahlen. Konkurrent Boeing, der durch das seit über einem Jahr geltende Flugverbot für seinen Mittelstreckenjet 737 Max mit dem Rücken zur Wand stand, hat seine Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe weiterhin ausgesetzt.
Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten sehr gut an. Die Rolls-Royce-Aktie legte in London 13,26 Prozent auf 2,91 Britische Pfund zu.
/eas/stw/mis
LONDON (dpa-AFX)
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