08.06.2017 11:05:00
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RBI sieht wieder bessere Aussichten für Osteuropa-Banken
Die Veränderungen der letzten Jahre beginnen sich auszuzahlen und zeigen neue Wachstums- und Geschäftsmöglichkeiten auf, so RBI-Analyst Gunter Deuber. Dem CEE-Bankensektor stehe nunmehr eine neue Konvergenzrunde bevor, die mit zahlreichen technischen Neuerungen wie der Digitalisierung zusammenhängen werde. Die Region sei auf Grund der vergleichsweise geringen Größe einzelner Märkte und der für neue Produkte aufgeschlossenen Nutzer ein ideales Testfeld für grenzüberschreitende digitale Banking-Lösungen.
2016 sei durch eine solide Entwicklung bei der Vergabe neuer Kredite, stabiler oder besserer Qualität der Vermögen und fortgesetzter Erholung mehrerer Schlüsselmärkte wie Russland, Rumänien oder Ungarn gekennzeichnet gewesen. Die Ukraine sei der einzige verlustbringende Markt gewesen.
Die Eigenkapitalrentabilität (RoE) des CEE-Bankensektors lag bei 10 Prozent. In Summe habe die Region erneut die westeuropäischen Banken hinsichtlich Profitabilität überholt. In der Eurozone stagnierte die Rentabilität demnach zwischen 5 und 6 Prozent. 2016 seien somit die Jahre abnehmender Profitabilität beendet worden.
Nach zweijährigen Rückschlägen sei der Vermögenszuwachs auf Euro-Basis 2016 wieder solide ausgefallen. In Osteuropa (Weißrussland, Ukraine und allen voran Russland) habe er rund 15 Prozent betragen, in Zentraleuropa (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien) lag er zwischen 4 und 5 Prozent und zwischen 2 und 3 Prozent in Südosteuropa (Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien).
Der Vermögensbestand des CEE-Bankensektors im Verhältnis zum Bankensektor der Eurozone stieg von 8,3 auf 9 Prozent, was einem Gesamtvermögen von 2.384 Mrd. Euro entsprach. Auch die russischen Banken erholten sich. Ihre Bilanzsumme lag mit 1.255 Mrd. Euro nur mehr 1,7 Prozent unter den Höchstwert von 2013. Durch die Erholung in Russland verkleinerte sich der Anteil der anderen Teilregionen am gesamten CEE-Bankenmarkt auf 44 Prozent. Auf Russland alleine entfielen 53 Prozent der gesamten CEE-Bankenassets.
Zum Vergleich: Der österreichische Bankensektor war im Vorjahr 832,3 Mrd. Euro schwer. Das den rein österreichischen Banken zurechenbare Osteuropa-Engagement hat sich durch den Transfer des CEE-Geschäftes der UniCredit Bank Austria in ihre italienische Mutter UniCredit von rund 300 Mrd. auf rund 180 Mrd. Euro verringert und entfällt nun hauptsächlich auf Erste Group und RBI. Von 2010 bis 2016 erhöhten sich die CEE-Assets der beiden Institute um rund 4 Prozent. Seit 2014 habe sich wieder ein Aufwärtstrend etabliert, heißt es. Beide Banken würden von ihrem Osteuropageschäft überdurchschnittlich profitieren.
Die Struktur des CEE-Bankensektors habe sich im Vorjahr spürbar verändert, so Deuber. Der Marktanteil ausländischer Banken sei auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt zurückgegangen. Hauptgrund dafür waren die steigenden Marktanteile staatlicher Banken in Weißrussland, Russland und der Ukraine. Aber auch in Polen und Ungarn habe der Anteil lokaler bzw. staatlicher Banken zugenommen.
Diese Trends in der Eigentümerschaft spiegelten aber auch die veränderten, weniger riskanten Strategien der westlichen Banken wider. Seit 2007/08 gehe das grenzüberschreitende Bankengeschäft global und in Europa zurück. Grund dafür sei der geringere Risiko-Appetit und damit zusammenhängend die Refokussierung auf Kern- und Heimmärkte. Der größte Teil dieser Anpassungen dürfte nun aber vorüber sein.
In Russland habe im Vorjahr der Anteil österreichischer, französischer und italienischer Banken an grenzüberschreitenden Geschäften die 50 Prozent-Marke überschritten (2015: 45 Prozent). Deutsche und niederländische Banken zogen sich weiter zurück. Auffallend: Der Anteil der US-Banken stieg von 8 Prozent in 2014 auf 11 Prozent.
Der Anteil der notleidenden Kredite (NPL-Ratio) stabilisierte sich 2016 bei 8 Prozent. Dazu habe auch der Verkauf einiger dieser Kredite beigetragen. In Russland habe die Verschlechterung der Kreditqualität im Vorjahr ihren Höhepunkt früher als erwartet erreicht, die Rate sei von 7,2 auf 7,0 Prozent zurückgegangen.
Die RBI-Analysten sehen nun Raum für eine weitere Annäherung des west- und osteuropäischen Bankensektors. Die Durchdringung mit Bankendienstleistungen sei in allen CEE-Teilregionen unterhalb grundlegender Levels. Der Bankensektor dürfte somit stärker als die Gesamtwirtschaft wachsen. Unterstützt werde diese Entwicklung auch durch die grundsätzliche Stabilisierung des europäischen Bankensektors. Und überhaupt sei der langfristige Trend zur finanziellen Durchdringung in CEE viel gesünder als in großen Teilen der Eurozone.
Zusammenfassend halten die RBI-Analysten fest, dass es im zentral- und osteuropäischen Bankensektor - wenn auch regional unterschiedlich - noch viele Wachstums- und Geschäftsmöglichkeiten gebe.
(GRAFIK 0596-17) (Schluss) ggr/tsk
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