Geschäfte der RBI belastet 29.08.2014 17:50:00

RBI-Chef: Ukraine und Russland derzeit große Gefahr

Die EU tue gut daran, zu analysieren, was da auf sie zukommen könnte. Im erstklassigen Russlandgeschäft hätten sich die gegen Russland gerichteten Sanktionen der EU und der USA bisher praktisch nicht ausgewirkt. "Wir wissen aber nicht, was uns noch ins Haus steht", so Sevelda. In der Ukraine sei die Lage wesentlich schwieriger. Das Land müsse derzeit mit einem BIP-Rückgang um sieben Prozent rechnen und habe große wirtschaftliche Probleme. Große Unternehmen hätten sich aus der Ukraine zurückgezogen, das habe sich auch auf die Geschäfte der RBI ausgewirkt. Insgesamt betrage die RBI-Bilanzsumme in der Ukraine rund drei Milliarden Euro, davon entfielen weniger als 500 Millionen Euro auf die gefährlichen Gebiete. Nicht alles davon sei aber ausfallsgefährdet.

"Die EU tut gut daran, zu analysieren, was auf sie zukommt", meinte Sevelda. Die Ukraine sei gemessen am Pro-Kopf-Einkommen vielleicht das ärmste Land in Europa und erwünsche sich nun Hilfe von der EU. Die bisher zugesagten Hilfen seien aber "bloß ein Tropfen auf den heißen Stein, das kann ich ihnen sagen".

"Wenn sich Russland aus der Ukraine zurückzieht, wird das für die EU eine riesen Belastung werden", warnte Sevelda. "Ich sage Ihnen, Griechenland war im Vergleich dazu ein Klacks", so der RBI-Chef. Russland sei der größte Investor und der größte Handelspartner und Energielieferant der Ukraine.

In Ungarn sieht Sevelda eine Sondersituation: "Die Regierung mag Banken nicht".

Insgesamt bleibe der zentral- und osteuropäische Wirtschaftsraum aber vielversprechend, auch wenn man Korrekturen vornehmen müsse. Der CEE-Raum könne nicht in einen Topf geworfen werden, Tschechien, Polen und die Slowakei seien schon reife Märkte, Südosteuropa mit Bulgarien und Rumänien sei etwas zurückgeblieben. "Wir können nicht mehr so stark wachsen, wie früher", so Sevelda. Die Banken hätten Sorgen in Zentral- und Osteuropa, "aber auch sonst".

Dadurch, dass die RBI in 15 Märkten vertreten sei, sei das Risiko diversifiziert, was enorme Vorteile bringe.

Für die österreichischen Banken hätte die Ostöffnung enorme Chancen eröffnet, verteidigte Sevelda die Entscheidung, in diese Länder zu gehen. Raiffeisen sei erstmals 1987 nach Ungarn gegangen, noch vor der Ostöffnung. Die österreichischen Banken hätten beim Transformationsprozess in Zentraleuropa eine ganz entscheidende Rolle gespielt. Viele Unternehmen hätten nachgezogen. Insgesamt hätten sich daraus Vorteile für das Wirtschaftswachstum in Osteuropa und Österreich ergeben. "Diese Länder waren und sind noch immer Hauptertragsbringer", so Sevelda. Man habe auch Fehler gemacht. Rückblickend hätte man das eine oder andere Land bei der Expansion auslassen sollen.


Sevelda erwartet von neuem Finanzminister massive Entlastung

"Ich erwarte mir auch vom neuen Finanzminister eine massive Entlastung für die Banken", so der Chef der Raiffeisenbank International (RBI), Karl Sevelda, am Freitag beim Forum Alpbach. Er hält die Bankensteuer für einen Fehler und steuerpolitisch nicht mehr für gerechtfertigt, weil Staaten Banken nicht mehr retten dürften.

Es gibt keinen "bail-out" durch den Staat mehr, Staaten dürfen nicht mehr hinter den Banken stehen, so Sevelda. Mit 640 Mio. Euro würden die österreichischen Banken zudem mehr als in Deutschland zahlen. Dazu kämen noch Kosten durch den Abwicklungsmechanismus und die Einlagensicherung.

Generell bemängelte Sevelda, dass das Umfeld derzeit nicht bankenfreundlich sei. So gebe es Sondersteuern, Banken-Bashing und das Image der Banker sei weiterhin im Keller. Das sei eine natürliche Reaktion auf die Krise, die es in diesem Ausmaß noch nie gegeben habe.

Zugleich hätten Ertragsdruck, Wettbewerb und Regulierungskosten zugenommen. Es gebe steigende Eigenmittelerfordernisse, explodierende Rechtskosten, hohe IT-Kosten und Kosten durch den Konsumentenschutz durch die zahllosen laufenden Prozesse, etwa die Swap-Prozesse.

Als Reaktion darauf müssten die Banken noch effizienter werden und ihre Kosten runterfahren. Österreich sei noch immer "over-banked", es gebe zu viele Filialen. Banken würden ihre Sponsoring und Werbeaktivitäten einschränken und Produkte standardisieren.

Der Versuch, alles regulieren zu wollen, führe nur zu hohen Kosten und Frustration und schränkten die Risikobereitschaft ein. "Sie können nicht alle Gefahren ausschließen", so Sevelda. Viele Reguliereungen seien unübersichtlich und praxisfern. "Kreditentscheidungen sind mehr als nur das Ergebnis von mathematischen Prozessen", so der Banker.

ggr/sp

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